Amygdalīn
C20H27NO11 findet sich in bittern
Mandeln (bis 3 Proz.) und Pfirsichkernen,
in den
Kernen der Pflaumen und Sumpfkirschen und in der
Rinde, den Blättern und
Blüten der letztern, ferner
in den Blättern des
Kirschlorbeers
(Prunus
Lauro-Cerasus) und wahrscheinlich auch in den
Knospen
[* 2] und jungen
Trieben von
Sorbus-Arten
und
Weißdorn sowie in den Blättern strauchartiger
Spiraea-Arten. Man erhält es durch
Ausziehen des durch
Pressen entfetteten
Pulvers bitterer
Mandeln mit
Alkohol, Entfetten des
Auszugs,
Verdampfen, Mischen des Rückstandes mit
Äther
und Reinigen des abgeschiedenen Amygdalins
durch Umkristallisieren. Es bildet farb- und geruchlose, schwach bitter schmeckende
Kristalle,
[* 3] ist löslich in
Wasser und
Alkohol, nicht in
Äther, reagiert neutral, schmilzt bei 120° und zersetzt sich bei höherer
Temperatur.
Bittere
Mandeln verdanken ihren bittern
Geschmack dem Amygdalin;
sie sind auch nach dem
Pulvern völlig geruchlos,
rührt man das
Pulver aber mit
Wasser an, so entwickelt sich
Bittermandelöl- und Blausäuregeruch. Entzieht man dem
Pulver vorher
das Amygdalin
mit
Alkohol, so tritt diese
Erscheinung nicht ein. Sie ist die
Folge einer
Zersetzung des Amygdalins
durch einen eiweißartigen
Bestandteil der
Mandeln, das
Emulsin. Amygdalin
zerfällt unter Einwirkung des letztern in
Bittermandelöl,
Blausäure,
Zucker
[* 4] (und
Ameisensäure). Das
Emulsin findet sich auch in süßen
Mandeln, und wenn man zu süßer Mandelmilch Amygdalin
setzt,
so tritt der Bittermandelölgeruch auf. Verdünnte
Salz- oder
Schwefelsäure,
[* 5]
Diastase und Bierhefe bei Gegenwart
von doppelt-kohlensaurem
Natron wirken wie
Emulsin, nicht aber
Magensaft,
Speichel und andre Verdauungssäfte. Amygdalin
ist daher auch
nicht giftig, wird es aber auf Zusatz von
Emulsin.