(Kt. Bern,
Amtsbez. Thun).
646 m. Gem. und Pfarrdorf auf dem die Ebene von Thun nach W. begrenzenden
Hügelwall, in typischer Moränenlandschaft mit grossartigem Blick auf die Stockhornkette; 3,5 km w. der Station Gwatt der
Linie Thun-Interlaken und 6 km sw. vom Bahnhof Thun. Postablage, Telephon; Postwagen nach Thun und Stocken. Zusammen mit Kalberweidli,
Steghalden, Tiefmatt: 97 Häuser, 553 reform. Ew.; Dorf: 52 Häuser, 284 Ew. Mühle am Wahlenbach.
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Landwirtschaft. Die Kirche der ehemaligen Probstei, heute Pfarrkirche, ist in romanischem Stil erbaut, mit drei Schiffen und
einer Krypta unter dem Hauptchor, neben dem sich zwei Seitenchöre befinden. Obschon 1576 durch eine Brandkatastrophe stark
beschädigt, hat sie ihren Charakter als Basilika beibehalten. In dem 1908 restaurierten Innern mittelalterliche Fresken
und frühgotischer Taufstein. Die Entstehung des Chorherrenstiftes Amsoldingen fällt spätestens ins 12. Jahrhundert;
als Pröbste funktionierten mehrere Vertreter des oberländischen Adels.
Mit der Probstei war eine höhere Schule verbunden, deren Statuten aus dem Jahre 1310 noch erhalten sind. Nach der Reformation
kamen Gebäude und Liegenschaften in Privathände. Eine Zeit lang wohnte hier Samuel Bodmer, der die Kanderkorrektion
von 1714 leitete. Unter den alten Pfarrern von Amsoldingen ist Johannes Hallervon Wil, Kt. St. Gallen,
zu erwähnen; er wurde Pfarrer von
Bülach, Kt. Zürich,
und kam neben Zwingli auf dem Schlachtfelde von Kappel (1531) ums Leben; er ist der Stammvater der bekannten
Familie Haller in Bern.
Zu nennen sind auch Samuel Lutz, das Haupt des bernischen Pietismus im 18. Jahrhundert, und Gottlieb Schrämli,
Verfasser einer vorzüglichen, handschriftlichen Chronik von Amsoldingen und unermüdlicher Forscher auf dem Gebiete der
Geschichte Thuns und Umgebung, gestorben 1841. Vergl. Stettler und Amiet. Regesten der bernischen StifteundKlöster. - Bähler. Amsoldingen und seine Erinnerungen. (Kirchliches Jahrbuch derSchweiz, 1899.)