Amritsar
(»Teich der Unsterblichkeit«),
die bevölkertste Stadt des britisch-ostind.
Gouvernements
Pandschab und einer
der ersten Handelsplätze des obern
Indien, mit (1881) 151,896 Einw. (davon 61,274
Hindu, 75,891 Mohammedaner).
Die Stadt liegt an der
Eisenbahn
Kalkutta-Dehli-Peschawar, die über
Lahor durch Sindh eine Fortsetzung nach dem wichtigen
Hafen
von
Karatschi an der Indusmündung hat. Bedeutend ist der
Handel mit den weltberühmten Kaschmirshawls; die großen Shawlfirmen
von
London
[* 2] und
Paris
[* 3] haben in Amritsar
ihre ständigen
Agenten.
Den Eingebornen ist Amritsar
heilig als
Zentrum der Sikhreligion, die der Stadt viele Besucher zuführt. In
einem künstlichen viereckigen
See von ½
Stunde im
Umfang (1581 ausgegraben), von schönen, marmorbelegten
Promenaden umgeben,
steht ein prachtvoller
Tempel
[* 4] von
Marmor mit mehreren vergoldeten
Kuppeln. Im Hauptgemach befindet sich der Granth, das Religionsbuch
der
Sikh, das, von schönen Tüchern umhüllt, sorgfältig in einem reichverzierten Kästchen verwahrt
wird.
Kein
Sikh geht nach Amritsar
, ohne in dem
Teich zu baden; auch Neugeborne werden darin untergetaucht. Im J. 1871 verlangten die
Hindu,
daß den
Fleischern das öffentliche Auslegen von
Fleisch untersagt werde, um ihnen durch den Anblick desselben kein
Ärgernis zu geben, da die
Tötung einer
Kuh nach ihren Religionsvorschriften verboten ist. Da dem Verlangen nicht willfahrt
werden konnte, kam es zu einer
Meuterei der
Kuka-Sekte, die indes sofort unterdrückt wurde. Der Verwaltungsbezirk (division)
Amritsar
hat 13,817 qkm (250,9 QM.)
Areal mit (1881) 893,266 Einw. (zur Hälfte Mohammedaner).
Vgl. E. Schlagintweit, Indien (Leipz. 1882).