Amphibien.
Von zwei, verschiedenen
Ordnungen der Amphibien
angehörigen
Arten ist fast zu gleicher Zeit
die bisher unbekannt gebliebene Art und
Weise der
Fortpflanzung klar gelegt worden. Die eine
Art ist die zu den
Blindwühlern
(Coecilia, Apoda) gehörige, auf
Ceylon
[* 2] heimische Ichtyophis glutin sus.xxx Nach der von P. und F. Sarasin gemachten
Entdeckung
werden weder, wie man vermutet, die
Eier
[* 3] ins
Wasser gelegt, noch lebendige
Junge zur
Welt gebracht, sondern
das Weibchen legt seine ovalen
Eier in einer kleinen, selbstgegrabenen Erdhöhle nahe unter der Oberfläche
und nicht allzu
fern von einem fließenden
Wasser ab. Die
Eier sind zu zwei
Schnüren vereint, deren jede 13-14
Stück enthält, und werden von der
Mutter in der
Weise bebrütet, daß das
Tier den Eierknäuel innig mit seinem Leib umschlingt, wodurch derselbe
in einem gleichmäßigen
Grad von
Feuchtigkeit erhalten bleibt, vielleicht auch eine
Ernährung der
Eier auf osmotischem Weg
erfolgt. In einer
Länge von 7
cm verläßt der
Embryo das
Ei
[* 4] und stellt nun einen
Wurm
[* 5] dar, der an jeder
Seite des
Halses drei federartige
Kiemen, am Schwanzende aber einen Flossensaum und zugleich höchst bemerkenswerterweise daselbst
in Gestalt eines kleinen, nach vorn vorspringenden
Zapfens die
Anlage einer hintern Extremität besitzt.
Während der Wanderung, die der junge Blindwühler von seinem Geburtsort antreten muß, um zum Wasser zu gelangen, verschwinden die Kiemen unter Zurücklassung einer Narbe und er atmet im Wasser, an die Oberfläche steigend, mit Lungen; zugleich besitzt er gut entwickelte Augen und zahlreiche, bei Wassertieren häufig auftretende Hautsinnesorgane. Ist das Tier bis 13 cm herangewachsen, so verschwinden das Kiemenloch, der Flossensaum, der Extremitätenstummel sowie die Hautsinnesorgane, während die Tentakel, die das erwachsene Tier charakterisieren, hervorsprossen.
Zugleich sind auch die
Augen immer rudimentärer geworden, die
Haut
[* 6] hat eine neue
Struktur und Färbung erhalten, und das geschlechtsreife,
unterirdisch wühlende
Tier ist fertig. Auffallenderwelse verläuft ganz ähnlich die
Entwickelung der zu der
Ordnung der
Fischlurche
(Ichthyoidea) gehörigen, in
Nordamerika
[* 7] heimischen Amphibienart
Amphiuma meaus L. Auch hier werden nach
Entdeckung von
Hay die
ca. 150
Stück an Zahl betragenden
Eier in zwei
Schnüren unterhalb der Erdoberfläche in Höhlungen angelegt
und von der
Mutter bebrütet.
Die in dem von Hay aufgefundenen Stadium 45 mm messenden, noch in den Eiern befindlichen, aber dem Ausschlüpfen nahen Embryonen zeigten ebenfalls an den Seiten des Kopfes je drei einfach verzweigte Kiemen; die Augen schienen besser entwickelt, als dies später der Fall ist; am Vorder- und Hinterfuß besaßen die Embryonen schon je drei Zehen. Augenscheinlich müssen auch bei Amphiuma die Jungen eine Landwanderung antreten, bis sie den nächsten Wassertümpel erreichen.
In der großen Ähnlichkeit [* 8] biologischer Vorgänge bei der Entwickelungsgeschichte [* 9] von Ichthyophis und Amphiuma findet wohl auch die Verwandtschaft zwischen den beiden Ordnungen Apada und Ichthyoidea ihren Ausdruck, auf welche Cope schon infolge der Untersuchung des Schädels hingewiesen hat.
Vgl. P. und F. Sarasin, Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschung auf Ceylon, Bd. 2, Heft 1 (Wiesbad. 1888);
Hay im American Naturalist, Bd. 22, Nr. 257 (1888).