Amnion,
s. Embryonalhüllen.
105 Wörter, 789 Zeichen
s. Embryonalhüllen.
(Eihüllen), diejenigen Häute, welche den Embryo (s. d.) umgeben und beim Ausschlüpfen desselben gewöhnlich zerrissen werden. Man kennt sie bei vielen niedern Tieren (z. B. Insekten), ist jedoch über ihre Bedeutung für die Entwickelung des Embryos noch im unklaren. Sie finden sich ferner bei den Reptilien, Vögeln und Säugetieren (nicht aber bei Amphibien und Fischen) vor und sind namentlich bei letztern, speziell beim Menschen, von Wichtigkeit.
Sie entstehen hier in folgender Weise. Das reife Ei der Säugetiere, etwa 0,2 mm groß, also mit bloßem Auge eben noch sichtbar, ist von einer dicken Hülle (Zona pellucida) umgeben, die jedoch schwindet, sobald es aus dem Eierstock in den Uterus (Gebärmutter) gelangt. In diesem setzt es sich an einer Stelle der Wandung fest und wird, beim Menschen wenigstens, sofort von der innersten Schicht dieser Wandung, der Schleimhaut, allseitig umwachsen, liegt also in einer Kapsel.
Während des ersten Monats der Schwangerschaft läßt es sich aus derselben noch herausschälen, später verwächst es mit ihr (s. unten). Die Wände dieser Kapsel (die sogen. mütterlichen Eihüllen) werden, indem das Ei mit dem Embryo darin an Umfang zunimmt, immer mehr gedehnt und sind, wenn der Embryo gegen das Ende der Schwangerschaft den ganzen Uterus ausfüllt, sehr dünn. Das Ei selbst umkleidet sich, nachdem die Furchung abgelaufen ist, mit einer zelligen Haut, der Keimblase oder dem Blastoderm; aus diesem entsteht an einer Stelle der Embryo und zwar zunächst der Rückenteil desselben (s. Embryo).
Dann erhebt sich am Schwanz- und Kopfende des Embryos je eine Falte; diese wachsen über den Embryo hin und verschmelzen miteinander, zugleich aber hebt sich die äußerste Schicht des Blastoderms vom Ei ab. Infolge hiervon sind nun zwei Hüllen (die sogen. embryonalen Eihüllen) vorhanden: eine äußere, das ganze Ei samt dem Embryo umgebende, die seröse Hülle (die äußerste Schicht der Keimblase), und eine innere, nur den Embryo umkleidende, das Amnion oder die Schafhaut.
Letzteres liegt zunächst dem Embryo noch dicht an, füllt sich aber allmählich mit einer sowohl vom Embryo als auch von der Mutter gebildeten Flüssigkeit (Liquor amnii, Schafwasser, Fruchtwasser) und dehnt sich dadurch sehr aus. Die seröse Hülle, anfänglich glatt, treibt nach außen hin zottenartige Fortsätze. Inzwischen hat der rasch wachsende Embryo einen großen Teil des Eidotters bereits zu seiner Ausbildung verbraucht und hat aus seinem Darm heraus eine kleine Blase hervorgehen lassen, die Allantois (s. Tafel »Embryo«), [* ]
deren Wandung gleich der Darmwand aus zwei Schichten, der innern drüsigen und der äußern muskulösen und gefäßhaltigen, besteht. Die Allantois (s. d.) erreicht bei weiterm Wachstum bald die seröse Hülle, breitet sich alsdann mit ihrer äußern Schicht längs derselben aus und wächst auch in die Zotten derselben hinein. Von nun an führt die seröse Hülle den Namen Chorion; ihre Zotten, in denen von der Allantois her zahlreiche Blutgefäße verbreitet sind, stoßen unmittelbar an die Wandung des Uterus an und verursachen in seiner Schleimhaut Grübchen.
Ein Teil der Schleimhaut aber umwächst nun seinerseits die ihm zunächst befindlichen Chorionzotten mehr oder weniger fest und bildet in Gemeinschaft mit ihnen die Placenta oder den Mutterkuchen (s. d.). In spätern Embryonalstadien liegt das Amnion dem Chorion ziemlich dicht an und überzieht zugleich, wenn sich die Bauchwandung des Embryos bis auf den Nabel geschlossen hat, den von hier aus zur Placenta laufenden Nabelstrang (s. d.). Das Amnion der größern Säugetiere wird unter dem Namen Goldschlägerhäutchen zu technischen Zwecken benutzt. Das Fruchtwasser kann beim Menschen bis zu 2 kg betragen, enthält 1 Proz. oder mehr fester Stoffe und gleicht im allgemeinen verdünntem Blutserum.