Ammonsoase
(arab. Siwah el Wâh), Oase in Nordafrika, einst mit dem Ammonium, dem weltberühmten Orakel des ägyptischen Gottes Ammon [* 2] (s. d.). Zu Ägypten [* 3] gehörig, bildet sie einen Teil der großen nordafrikanischen Depression [* 4] und liegt etwa 29 m unter dem Meeresspiegel. Im N. zieht sich wie im Halbkreis das steile Kalksteinplateau der Libyschen Wüste in einer Höhe von 150 m hin. Der Boden ist salzhaltig, ein ausgetrockneter Meeresboden, doch reich an süßen Quellen, darunter der Sonnenquell (Ain el Hamman) mit nie wechselnder Temperatur von 29° C. Der Reichtum an gutem Graswuchs und die zahlreichen Dattelpalmen bedingen die Existenz der Bewohner und ihrer Herden.
Erstere, 5500 an der Zahl, sind Berber. Ihre frühere Wildheit, unter welcher die Reisenden zu leiden hatten, ist gewichen. Die Oase hat nur zwei Ortschaften: Siwah, wo keinerlei Ruinen vorkommen, und Agermi, wo Hamilton die Reste des altägyptischen Tempels des Ammon entdeckte, in dem noch Hieroglyphen und Skulpturen zu sehen sind. Mit der Christianisierung Nordafrikas hörte der Tempel [* 5] auf, heidnische Kultusstätte zu sein; die Oase wurde Verbannungsort und fiel im 7. Jahrh. mit dem Eindringen der Araber dem Islam anheim, der hier in der fanatischten Weise herrschte. Siwah blieb unabhängig, bis 1819 Mehemed Ali dasselbe unterwerfen ließ. Von Europäern kam 1792 zuerst Browne, 1798 Hornemann nach der Oase.
Vgl. Minutoli, Reise zum Tempel des Jupiter Ammon (Berl. 1824);
Parthey, Das Orakel und die Oase des Ammon (das. 1862);
Rohlfs, Von Tripolis nach Alexandria, Bd. 2 (Brem. 1871);
Derselbe, Drei Monate in der Libyschen Wüste (Kass. 1875).