[* 1] (»der Verborgene«, gewöhnlichAmmon-Ra, d. h. Ammon-Sonne, bei den Griechen und
RömernZeus- oder
Jupiter-Ammon genannt), ein Gott der alten Ägypter, ward besonders in
Theben (No-Ammon) verehrt und dargestellt bald als
Widder mit
nach unten gebogenen
Hörnern, den Sinnbildern der
Kraft,
[* 2] als
Mensch mit Widderkopf, bald und zwar am häufigsten als vollkommener
Mensch mit zwei hohen
Federn auf dem
Haupt (vgl. Abbildung), auf dem
Thron
[* 3] sitzend, bärtig, in der
Rechten
das Götterzepter, in der
Linken das gehenkelte
Kreuz,
[* 4] das
Symbol des göttlichen
Lebens, das
Haupt mit königlichem
Schmuck. Ammon bildete
mit seiner Gemahlin
Mut und seinem Sohn
Chons die Göttertriade von
Theben; sein
Kultus blühte besonders
unter der 18.-20. Dynastie.
Hier wird er gewöhnlich als ein
Sonnengott, als der »König der
Götter« und selbst als einiger, schaffender und erhaltender
Gott gepriesen. Eine ithyphallische Form des
Gottes, die den
NamenChem
[* 5] oder in der spätern Zeit
Min führt, personifiziert
die zeugende
Kraft. Seit der 21. Dynastie gilt Ammon besonders als Orakelgott; als solcher wurde er dann
auch in
Äthiopien, in
Napata und in den libyschen
Oasen verehrt. Hier war die
Ammonsoase (s. d.) sein berühmtestes Heiligtum.
Pausanias kennt Ammonstempel in
Theben und
Sparta; die Eleer verehrten außer
Zeus-Ammon auch eine
Hera-Ammonia. Ammon ist
Prinzip der
Zeugungskraft und den nomadischen Äthiopiern und Libyern das, was den unterägyptischen Ackerbauern
der
Apis:
[* 10] hier
Stier,
dort
Widder. Bei den Ägyptern ward aber Ammon zum ersten Sternbild im
Tierkreis, zum Eröffner des
Jahrs,
daher der Brauch, die
Bildsäule des
Herkules (des phönikischen
Sonnengottes) um diese Zeit zu der des Ammon zu bringen.
Nach seiner Übersiedelung nach
Dresden aber wandte er sich der entgegengesetzten
Richtung zu und verteidigte in der Abhandlung
»Bittere Arznei für die Glaubensschwäche unsrer Zeit« (1817) die Harmsschen Thesen, weshalb ihn
Schleiermacher hart angriff.
Seit 1830 (in der 4.
Auflage der »Summa«) seiner frühern
Richtung wieder huldigend, schrieb er in diesem
Sinn: »Die Fortbildung des
Christentums zur Weltreligion« (2. Aufl., Leipz. 1836-40, 4 Bde.),
»Die wahre und falsche
Orthodoxie« (das. 1849) und »Geschichte
des
Lebens Jesu« (das. 1842-47, 3 Bde.).
Vgl.
»Ch. F. Ammon nach
Leben,
Ansichten und Wirken« (Leipz. 1850).
2)
FriedrichAugust von,
Mediziner, namentlich ausgezeichneter Augenarzt und Operateur, Sohn des vorigen,
geb. zu
Göttingen, studierte in
Leipzig
[* 15] und
Göttingen und ließ sich 1823 als
Arzt in
Dresden nieder, ward 1829
Professor
an der chirurgisch-medizinischen
Akademie und
Direktor der
Poliklinik, 1837 Leibarzt, gründete eine Privatheilanstalt für
Augenkranke und an chirurgischen
Krankheiten Leidende und starb Er schrieb: »De genesi et usu
maculae luteae in retina oculi humani obviae« (Weim. 1830);
das. 1842); die »Brunnendiätetik« (7. Aufl.,
Leipz. 1880); »Die ersten Mutterpflichten und die erste
Kindespflege« (26. Aufl. von Winckell, das. 1884). Außerdem gab er heraus eine »Zeitschrift für Ophthalmologie« (Dresd. u.
Heidelb. 1830-36, 5 Bde.) und eine
»Monatsschrift für Medizin, Augenheilkunde und Chirurgie« (Leipz. 1838-40, 3 Bde.).
richtiger Amon oder Amun, der ägypt. Name der Ortsgottheit von Theben. Ursprünglich ein Gott der Fruchtbarkeit
und Zeugung, wurde er später als Lichtgott aufgefaßt und dem Sonnengotte Re gleichgestellt (daher der
Doppelname Amon-Re). Seine Gattin ist die Göttin Mut, beider Sohn der Mondgott Chons. Das heilige Tier des Ammon ist der Widder,
und so wird er nicht selten als Widder mit nach unten gebogenen Hörnern, oder wenigstens widderköpfig (besonders in Äthiopien)
abgebildet. Gewöhnlich (s. die
[* 23]
Figur) stellt man ihn jedoch,
namentlich in Theben, in Menschengestalt mit blauer Hautfarbe dar, auf dem Kopfe einen mit zwei hohen Federn verzierten Helm
tragend; in der einen Hand
[* 24] hält er ein Götterscepter, in der andern das sog. Henkelkreuz, das Symbol des Lebens. - Als im
MittlernReiche (um 2200 v. Chr.) Theben zu immer größerer Bedeutung gelangte und im NeuenReiche zur ersten
Hauptstadt erhoben wurde, wuchs auch das Ansehen des thebanischen Gottes Ammon mehr und mehr. Zu seinen Ehren wurde der gewaltige
Tempel von Karnak auf das glänzendste ausgebaut, und allmählich gelangte die Priesterschaft A.s zu solcher Macht, daß sie
sich auch der weltlichen Herrschaft bemächtigte und die schwachen Könige der 20. Dynastie vom Throne
stieß (um 1050 v. Chr.). Als aber bald darauf unter den tanitischen und saïtischen Regenten der polit. Schwerpunkt
[* 25] des Reichs
nach Norden
[* 26] verlegt wurde, sank die Macht Thebens und die seines Gottes schnell. Nur in Äthiopien und in
den Oasen der Libyschen Wüste (s. Ammonium) hat sich die bevorzugte Stellung des Ammon bis in die griech. und röm. Zeit erhalten.
Christoph Friedr. von, prot. Theolog, geb. zu Bayreuth,
[* 27] studierte in Erlangen, ward dort 1789 außerord.
Professor in der philos., 1790 in der theol. Fakultät, 1792 ord. Professor und Universitätsprediger,
folgte 1794 einem Rufe nach Göttingen, kehrte aber 1804 nach Erlangen zurück, von wo er 1813 als Oberhofprediger und Oberkonsistorialrat
nach Dresden berufen wurde. Seit 1831 auch Mitglied des Kultusministeriums, später Geh. Kirchenrat und Vicepräsident des
Landeskonsistoriums, legte er 1849 seine Ämter nieder und starb Als Kanzelredner viel bewundert,
übte Ammon durch seine hohe kirchenregimentliche Stellung sowie durch zahlreiche Schriften und das von ihm herausgegebene «Kritische
Journal der neuesten theol. Litteratur» einen weitgehenden Einfluß aus. Ursprünglich von Kant ausgehend, vertritt
er in seinem «Entwurf einer rein biblischen Theologie» (3 Bde., Erl. 1792; 2. Aufl.,
¶
mehr
4 Bde., 1801-2) den histor.-kritischen Nationalismus. In Dresden wandte er sich mehr und mehr der kirchlichen Orthodoxie zu
und zeigte sich in der Broschüre«Bittere Arznei für die Glaubensschwäche der Zeit» (Hannov. 1818) als Verteidiger
der Harmsschen Thesen (s. Harms, Klaus),
kehrte jedoch mit der «Fortbildung des Christentums zur Weltreligion»
(Lpz. 1833-35; 2. Aufl., 4 Bde.,
1836-40) wieder zum frühern Rationalismus zurück. Dieses Schwanken seines theol. Standpunktes läßt sich in den verschiedenen
Auflagen seines dogmatischen Kompendiums «Summa theologiae christianae» (Erlang. 1808; 4. Aufl., Lpz. 1830),
sowie der «Sittenlehre»
(1798; neu bearbeitet, 3 Bde., Lpz.
1823; 2. Aufl. 1838) verfolgen. -
Vgl. Chr. F. von Ammon, nach Leben, Ansichten und Wirken (Lpz. 1850).
Friedr. Aug. von, Arzt, besonders Augenarzt, Sohn des vorigen, geb. in Göttingen, studierte in Leipzig
und Göttingen, ließ sich 1823 als Arzt in Dresden nieder, erhielt 1829 daselbst eine Professur an der chirurg.-mediz. Akademie
und die Direktion der Poliklinik, gründete eine Privatheilanstalt für Augenkranke und an chirurg.
Krankheiten Leidende, ward 1837 Leibarzt des Königs FriedrichAugust II. von Sachsen
[* 29] und starb A.s Hauptwerk ist:
«Klinische Darstellungen der Krankheiten und Bildungsfehler des menschlichen Auges» (4 Tle., Berl. 1838-47);
schon vorher waren
von ihm erschienen: «De genesi et usu maculae lutae in retina oculi humani obviae» (Weim. 1830) und «De
physiologia tenotomiae» (Dresd. 1837).
Von seinen übrigen auf die Augenheilkunde bezüglichen Schriften sind hervorzuheben:
«De iritide» (deutsch Berl. 1843) und die «Illustrierte
pathol. Anatomie der menschlichen Cornea, Sclera, Chorioidea und des optischen Nerven»
[* 30] (hg. von Warnatz,
Lpz. 1862). Um die Chirurgie machte sich Ammon unter anderm durch «Die angeborenen chirurg.
Krankheiten des Menschen» (Berl. 1839-42) und im Verein mit Mor. Baumgarten durch «Die plastische Chirurgie» (ebd. 1842) verdient.
PopuläreSchriftenA.s sind: «Die ersten Mutterpflichten und die erste Kindespflege» (34. Aufl. von Winckel,
Lpz. 1894) und die «Brunnendiätetik» (7. Aufl.,
bearbeitet von Reimer, ebd. 1880). Auch gab Ammon eine «Zeitschrift für
Ophthalmologie» (5 Bde., Dresd. und Heidelb. 1830-36) und eine «Monatsschrift
für Medizin, Augenheilkunde und Chirurgie» (3 Bde., Lpz.
1838-40) heraus.