Ammer
(Emberiza L.), Vögelgattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, [* 2] der Familie der Finken (Fringillidae) und der Unterfamilie der Ammern (Emberizinae), Vögel [* 3] mit kegelförmigem, kurzem, zusammengedrücktem, spitzem, am Mundwinkel eckig und steil herabgebogenem Schnabel, dessen Oberschnabel schmäler und meist niedriger als der Unterschnabel ist und einen vorspringenden, in eine entsprechende Aushöhlung des Unterkiefers passenden Höcker am Gaumen besitzt, nicht großen, mäßig zugespitzten Flügeln, in denen die zweite und dritte Schwinge am längsten zu sein pflegen, kurzen, langzehigen Füßen, deren hinterste Zehe einen großen, krummen, oft spornartig verlängerten Nagel trägt, und ziemlich langem., etwas breitfederigem, am Ende schwach ausgeschnittenem Schwanz.
Das Gefieder wechselt meist nach Alter und Geschlecht. Sie gehören meist der Nordhälfte der Erde an, leben in Buschwerk oder Röhricht, vorzüglich in der Ebene, halten außer der Brutzeit in größern Scharen zusammen und siedeln sich auch gern in der Nähe menschlicher Wohnungen an. Einige sind Wandervögel die meisten Strichvögel. Ihr Gesang ist sehr einfach. Sie gewöhnen sich leicht an die Gefangenschaft. Die Nahrung besteht aus Sämereien und Insekten. [* 4] Alle Arten haben ein wohlschmeckendes Fleisch.
Man teilt sie, besonders nach der verschiedenen
Beschaffenheit des Gaumenhöckers und des
Nagels an der Hinterzehe, gewöhnlich
in zwei
Gruppen, in Buschammern
(Emberizae fructicetae) und in Sporenammern
(E. calcaratae). Die bekannteste Art unter den
Buschammern
ist der
Goldammer
(Emmerling,
Gelbgans,
Emberiza citrinella L.), 17
cm lang, 27
cm breit, an
Kopf
und Unterseite goldgelb, auf dem
Rücken rostfarbig mit schwarzbraunen Schaftflecken, am
Bürzel rostrot; findet sich in Mitteleuropa
und einem großen Teil
Asiens, besonders in Südsibirien, schweift im
Herbst und
Winter scharenweise umher und findet sich dann
auch auf den
Straßen und
Höfen ein. Er baut auf der
Erde unter einem Büschchen, legt (jährlich zweimal)
4-5 gräulichbraun gefleckte, bekritzelte und fein geäderte
Eier.
[* 5]
Der Zippammer
(Bart- oder Rotammer
, E. cia
L.) ist ziemlich so groß wie der
Goldammer, doch schmächtiger.
Kopf,
Kehle und
Kropf
des Männchens sind aschgrau; durch das
Auge
[* 6] läuft ein schwarzbrauner
Streifen;
Brust,
Bauch
[* 7] und
Rücken
sind rostfarbig, letzterer mit schwarzen Längsflecken.
Beim Weibchen ist der
Unterleib mit schwarzbraunen Schaftstrichen gezeichnet.
Er findet sich häufig in südeuropäischen
Gebirgen, auch in
Asien
[* 8] bis zum
Himalaja, bei uns (vom April bis
November) am Mittelrhein
und im südöstlichen
Baden.
[* 9]
Das
Nest steht am
Rhein in Ritzen und Höhlungen der Weinbergsmauern und enthält 3-4 grau-weißliche,
mit grauschwarzen
Fäden gezeichnete
Eier. Er brütet wahrscheinlich zweimal im Jahr. Allbekannt ist der Rohrammer
(Rohr-,
Moos-,
Wassersperling,
Schilfvogel, Schilfschwätzer, E. schoeniclus L.), 16
cm lang, 23
cm breit, mit 5,5
cm langem
Schwanz, oberseits
rotbraun mit rostgelben Federrändern, unterseits weißlich mit dunklern Schaftstrichen, beim Männchen
am Vorderhals,
Wangen und Oberkopf schwarz, beim Weibchen braun mit weißer
Kehle, am
Bürzel aschgrau, schwarz gestrichelt,
mit braunem Augenring, dunkelbraunem
Schnabel und bräunlichen
Füßen; findet sich in ganz
Europa
[* 10] und Westasien mit Ausschluß
der
Gebirge an sumpfigen
Orten mit hohem Pflanzenwuchs.
In der Gefangenschaft, wo er sehr zahm wird und unterhaltend ist, erhält man ihn am besten mit Nachtigallfutter.
Das
Nest steht sehr versteckt auf dem Erdboden und enthält im
Mai und Anfang Juli 5-6 mit
Flecken, Äderchen etc. gezeichnete,
grau- oder braunweiße
Eier. Nach der Brutzeit besucht er in kleinen
Flügen Getreidefelder und klaubt
die
Ähren aus. Er geht im
Herbst bis Südeuropa und Nordafrika. Der Grauammer
(Gerstenammer, Strumpfweber,
Wiesen-,
Winter-,
Lerchenammer
, E. millaria L.), 19
cm lang, 29
cm breit, aschgrau, lerchenfarbig mit dunklern Schaftstrichen, an der
Brust weiß,
braun gestrichelt, aus dem
Bürzel grau mit dunklern Schaftstrichen, mit dunkelbraunem
Auge, horngelbem
Schnabel
und blaßgelben
Füßen; findet sich beinahe in ganz
Europa und in Westasien, erscheint auch in
Ägypten
[* 11] und auf den
Kanarischen Inseln
und bevorzugt weite fruchtbare
Ebenen mit
Bäumen und Sträuchern. Er verbreitet sich in Mitteldeutschland mehr und mehr
¶
mehr
und ist in Ungarn
[* 13] sehr gemein. Er baut auf der Erde, gern in Winterrapsfeldern, und legt im April und Juni 4-6 weißliche,
mehr oder weniger violett und braun gefleckte Eier. Wegen des wohlschmeckenden Fleisches wird ihm sehr nachgestellt, für den
Käfig ist er wenig empfehlenswert. Der Ortolan (Gartenammer
, Fett-, Feld-, Sommerammer
, Gärtner, Grünzling,
Heckengrünling, E. hortulana L.), 16 cm lang, 26 cm breit, ist auf der Oberseite sperlingsfarbig, Gesicht
[* 14] und Kehle gelb, mit
grauer Brustbinde, am Bürzel braungrau mit dunkeln Schaftstrichen, unterseits rostrot, mit dunkelbraunem Auge und rötlich
hornfarbenem Schnabel und Füßen. Er bewohnt einen großen Teil Europas, in Deutschland
[* 15] die untern Elbgegenden,
die Mark, Schlesien,
[* 16] die Lausitz, Westfalen
[* 17] und die Rheinlande, findet sich auch in Asien bis zum Altai und wandert im Winter bis
West- und Ostafrika. Er liebt wasser- und buschreiche Gegenden, nistet in Gebüschen, legt 4-6 gräuliche, auch graurötliche,
mit braunen Strichelchen bespritzte Eier und wird, gefangen, sehr leicht zahm. In Südeuropa wird er auf
Ortolanherden gefangen und mit Hirse
[* 18] und in Milch eingequellten Semmeln, denen man Gewürze beimischt, gemästet.
Schon die alten Römer
[* 19] achteten den gemästeten Ortolan als Leckerbissen. Die besten kommen aus Cypern,
[* 20] von wo jährlich über
100,000 Stück gerupft und in Mehl
[* 21] oder Hirse gepackt, wohl auch mit Essig und Gewürzen gepökelt, in kleinen
Fäßchen versandt werden. Die schönste Ammerart
ist der schwarzköpfige Ammer (Ortolankönig, Pracht- oder Kappenammer,
E. melanocephala. Scop.), 18,5 cm lang, 29 cm breit, am Kopf schwarz, oberseits lebhaft rotbraun, am Bürzel rostrot, unterseits
gelb, mit dunkelbraunem Auge, hornblauem Schnabel und bräunlichgelben Füßen. Er bewohnt Südosteuropa,
namentlich Dalmatien und Griechenland,
[* 22] Südwestasien bis Indien, besonders Persien;
[* 23] selten kommt er nach Süddeutschland. In
Persien sammeln sich nach der Brutzeit große Scharen, welche die Felder arg verwüsten. Zu den Sporen- oder Lerchenammern
(Plectrophanes
M. et W.), mit kleinem Schnabel, wenig bemerkbarem Gaumenhöcker, kräftigen Füßen und langem Sporn, zählt
der Schneeammer
(Schnee-, Wintervogel, Schneeortolan, Berg- oder Eisammer
, Emberiza nivalis L.), 17-19 cm lang, 31-34 cm breit,
ist im Sommer weiß, auf Mantel, Schultern, Handschwingen und den mittelsten vier Schwanzfedern schwarz, im Winter auf Ober- und
Hinterkopf braun, auf Schultern und Mantel schwarz, an den Seiten rostgelblich; der Augenring ist braun,
der Schnabel im Sommer schwarz, im Winter orangegelb, die Füße sind schwarz.
Der Schneeammer bewohnt den hohen Norden [* 24] Europas, Asiens und Amerikas, ist auf Island [* 25] der gemeinste Landvogel und wandert in ungeheuern Scharen, familienweise zeigt er sich im Winter auch im südlichen Deutschland. In seinem Betragen steht er zwischen den übrigen Ammern und den Lerchen. Sein Fleisch wird geschätzt, sein Gesang belebt die traurigen Einöden der Polarländer. Ebendahin gehört auch der Lerchenammer (Ammer-, Lerchen-, Sporenfink, Plectrophanes lapponica L.), 16 cm lang, 29 cm breit, an Kopf, Knie und Kehle schwarz, mit bräunlichweißem Augen- und Schläfenstreifen, am Nacken und Hinterhals zimtbraun, auf der übrigen Oberseite rostbraun mit schwarzen Schaftflecken, unterseits weiß mit schwarzen Schaftflecken und größerm schwarzen Brustfleck, an den Schwingen braunschwarz, auf dem Schwanz schwarz, mit dunkelbraunem Augenring, gelbem, an der Spitze und der Firste schwarzem Schnabel und bläulichgrauen Füßen; bewohnt die Tundra, kommt im Winter einzeln nach Deutschland, nistet am Boden und legt 5-6 Eier. Da er sich im Spätherbst gern zu den Lerchen gesellt, wird er oft mit diesen gefangen und kommt, namentlich in China, [* 26] oft massenhaft auf den Markt.