Amerika
[* 2] (Forschungsreisen). Eine gedrängte Übersicht der seit 1880 in Amerika
gemachten Entdeckungsreisen
zeigt wohl, daß »große«
Entdeckungen, wie etwa in
Afrika
[* 3] und Innerasien, dort nicht länger zu machen sind; sie beweist aber
auch, daß noch viel zu thun ist, ehe selbst unsre kartographische
Darstellung dieses Weltteils eine befriedigende
sein wird.
Im britischen
Nordamerika
[* 4] wird die genaue Forschung durch von der
Regierung reich dotierte Behörden rasch und gründlich gefördert.
Namentlich gehören hierher die
Arbeiten des Geological and
Natural History Survey unter Leitung von C. Selwyn, dem wir auch
für die eigentliche
Geographie höchst wichtige Beiträge verdanken. Die Beamten dieses
Amtes sind namentlich
auch in dem noch wenig erforschten
Westen und
Norden
[* 5] thätig. Die
Felsengebirge und
Britisch-Columbia haben seit 1874 zahlreiche
Geologen und Topographen beschäftigt, ohne daß indes die
Arbeiten zu einem
Abschluß gekommen wären. Zu nennen sind hier
namentlich der unermüdliche G. M. Dawson, sein Nachfolger R. G.
Mc Connell, Amerika
Bowman und J. B. Tyrell.
Um die Erforschung der Gegenden zwischen den besiedelten Gebieten und der
Hudsonbai hat sich namentlich
Robert
Bell (seit 1875)
verdient gemacht, dem besonders auch die Untersuchung der möglichen Handelsverkehrsstraßen zwischen
Manitoba und
Hudsonbai
anvertraut war, und der auch eine von den drei 1884-86 vom Marinedepartement unter Leitung von Amerika
Gordon
dorthin entsandten Expeditionen begleitete.
Unter kleinern Arbeiten verdient die von P. Low 1885 bewerkstelligte Aufnahme des Mistassinisees (zwischen Quebec und der Hudsonbai) hervorgehoben zu werden. Entdeckungsreisen im eigentlichen Sinn waren die von G. M. Dawson (1887), Ogilvie und R. G. Mc Connell in die Gebiete des untern Mackenzie und des obern Jukonflusses. Ogilvie überwinterte 1887 bis 1888 am Jukon und machte 1888 eine Aufnahme des zwischen diesem Fluß und dem Mackenzie liegenden Landes, während Mc Connell in Fort Providence am Mackenzie überwinterte und von da über den Jukon und Tschilkut an die Westküste reiste.
Hier mag auch gleich die 1889 von den Vereinigten Staaten [* 6] unter J. E. Mc Grath entsandte Expedition erwähnt werden, deren Aufgabe es ist, die nördlich vom St. Elias liegende internationale Grenze festzulegen. Von größern Privatreisen in diese Gebiete verdient nur diejenige des Lord Lonsdale Erwähnung, der im März 1888 Winnipeg verließ, den Mackenzie bis zur Mündung hinabfuhr und im Februar 1888 die Küste Alaskas erreichte. Eine ähnliche Reise haben 1889 E. W. Everest und Graf de Sainville angetreten. Bescheidener, aber immerhin für die Landeskunde wichtig, sind die Aufnahmen des Dominion Land Survey, unter Kapitän E. Deville. Diese beschränken sich selbstverständlich auf die zu besiedelnden Gebiete.
In den Vereinigten Staaten ist die Erforschung des Landes ähnlich geordnet wie in Kanada. Ein Geological Survey ist 1879 unter einheitlicher Leitung ins Leben getreten, und die seit 1867, bez. 1869 unter Leitung von F. V. Hayden, J. W. Powell und Clarence King bestehenden, sich oft einander entgegenarbeitenden Aufnahmebehörden sind mit ihm vereinigt worden. Der erste Direktor dieses Amtes war Clarence King, aber schon 1880 trat J. W. Powell an dessen Stelle. Dieses Amt erstreckt seine Thätigkeit auf die ganze Union und bezweckt vor allem, eine gute topographische Karte zu schaffen, als Grundlage für geologische und andre wissenschaftliche Arbeiten.
Die Karten erscheinen seit 1888 und sind je nach der Dichtigkeit der Bevölkerung [* 7] im Maßstab [* 8] von 1:250,000 ^[fehlt:,] 1:125,000 u. 1:62,500 hergestellt. Das Terrain wird durch Isohypsen bezeichnet, die Darstellung ist gefällig und genügt. Die Karten werden von Berichten über die physikalische Geographie, Geologie [* 9] und Ethnographie [* 10] begleitet. Gleichfalls wichtig ist das United States Coast Survey, dessen früherer Direktor, Bache, Weltruf genießt. Dieses Amt beschränkt sich indes keineswegs auf Küstenaufnahmen, sondern befaßt sich außerdem mit der Landestriangulation, Präzisionsnivellements und der Aufnahme der schiffbaren Flüsse. [* 11] Es steht unter dem Schatzamt.
Vom Kriegsministerium werden einige bedeutende Flußaufnahmen, wie die des Mississippi (seit 1879) und Missouri (seit 1884), geleitet. Geologische Aufnahmen sind in den meisten Staaten von Staatsgeologen vollendet worden, aber seit Schaffung einer Zentralbehörde scheinen dieselben meistens ihre Arbeit eingestellt zu haben. Die schöne Aufnahme von Kalifornien (unter J. D. Whitney) ist nie vollendet worden; New York hat es nur bis zu einer Triangulation [* 12] gebracht, während in andern Staaten die nötigen Mittel nur karg zu ähnlichen Arbeiten bewilligt werden. Von kleinern Expeditionen verdient die von J. V. Brower nach den Mississippiquellen geführte Erwähnung. Sie will einen vom Itaska und Glaziersee verschiedenen Quellsee entdeckt haben. Indes ist in Minnesota ein Gesetz erlassen worden, welches den Glaziersee aus der Welt schafft und den Itaska in seine alten Rechte einsetzt. Interessant ist ebenfalls die Reise von Frank Cushing und H. F. C. ten Kate nach Arizona und Neumexiko, wo sie die ¶
mehr
Pueblo und Zuñiindianer als die Nachkommen der vorhistorischen Bevölkerung erkannt haben, deren Berieselungskanäle, Steinwerkzeuge, Töpfereien, Felsenhäuser (casas grandes) und Inschriften so viel Aufmerksamkeit erregt haben.
In Mexiko, [* 14] wo schon längst eine geographische Gesellschaft manches für die Landeskunde gethan hat, ist endlich 1989 eine Comision geografica esploradora unter Leitung von Agustin Diaz ins Leben getreten, die sich auch mit naturwissenschaftlichen Fragen beschäftigen und im allgemeinen nach Art des ähnlichen Instituts in Kanada arbeiten wird. Von Forschungsreisen verdienen Beachtung diejenigen von Désiré Charnay (1880-82) nach den Ruinenstätten Südmexikos, Yucatans und Guatemalas. N. F. E. ten Kates (1883) ethnologische Forschungen in Sonora und Niederkalifornien, W. Millers Reise (1888) in noch unerforschte Teile Yucatans und F. Schwatkas Forschungen in Chihuahua (1889), wo er ungeahnte fruchtbare Ländereien entdeckt haben will. Endlich hat F. G. Weidner (1882) eine Karte von Sonora veröffentlicht, die auf eignen Aufnahmen beruht.
In Mittelamerika hat E. Rockstroh (1878-82) einen großen Teil Guatemalas erforscht und namentlich auch die Vulkane [* 15] bestiegen und die alten Ruinenstätte aufgesucht, während sich O. Stolle (1878-83) mehr den ethnographischen und wirtschaftlichen Verhältnissen zuwandte.
Auch P. Maudsley (1882) besuchte Ruinenstätten. In
Britisch-Honduras hat der Gouverneur Goldsworthy (1888) zum erstenmal die Coxcomb Mountains (Hahnenkamm) bestiegen. Dem Anfang
des Baues des Nicaraguakanals (s. d., Bd.
17) sind genauere Aufnahmen durch den Ingenieur Menocal vorangegangen. In Costarica haben sich C. Bovallius, Bischof F. Amerika
Thiel
(1882) u. Amerika
L. Pinart (1882-88) durch Reisen in den Süden des Landes und unter die Indianerstämme der Chiriquilagune verdient
gemacht, während H. Polakowsky unsre Kenntnis der Flora förderte.
Nach Südamerika
[* 16] übertretend, richten wir unsre Aufmerksamkeit zunächst auf die langen Reihen der Andes und der von ihnen eingeschlossenen
Tafelländer. Im N., mit Venezuela
[* 17] anfangend, finden wir W. Sievers (1884-85) in der Cordillera von Merida thätig. Später (1886)
besuchte derselbe Forscher auch die Sierra Nevada de Santa Marta, die von F. Amerika
Simons (1878-80) zuerst wissenschaftlich
erforscht worden war. In den zentralen Kordilleren von Kolumbien hat F. v. Schenk (1878-81) zahlreiche Höhen gemessen, während
Amerika
Hettner (1883-84) die Ostkordillere namentlich in archäologischem Interesse durchreist hat. In Ecuador hat der erfahrene
Bergsteiger E. Whymper (1880) zahlreiche Gipfel bestiegen, und seine Höhenmessungen stimmen in erfreulicher
Weise mit denen von Reiß und Stübel überein. Das südliche Peru und die Umgebungen des Titicacasees bildeten 1888-89 das Forschungsgebiet
des bereits genannten Amerika
Hettner, der von La Paz aus auch in die Yungas hinabstieg. Große Verdienste um Bolivia
[* 18] hat sich der englische
Ingenieur J. B. Minchin erworben, der dort vor sieben Jahren topographisch thätig war, und dem wir als
neueste Gabe (1882) eine Karte der Provinz Oruro verdanken.
In Chile geschieht verhältnismäßig viel für unsre Wissenschaft, und namentlich ist das von Gormaz Vidal geleitete »Annuario
hidrographico« eine Fundgrube wichtiger geographischer Nachrichten. Fast selbstverständlich richtete
sich die Thätigkeit der jüngsten Zeit auf die im N. erst neuerworbenen, an Bolivia und Peru grenzenden Gebiete. Dort war Steinmann 1883 thätig,
aber Bedeutenderes leistete die Expedition unter Amerika
Bertrand (1884), welche das ganze Atacamaplateau zwischen 21 und 27°
südl. Br. durchforschte.
Ergänzt wurden diese Arbeiten durch F. Philippi (1885) und Jose Sanfelices (1886), der den Vulkan von Lincancaur
bestieg. Für die mittlern Kordilleren lieferten zwei Deutsche,
[* 19] P. Güßfeldt (1884) und der Geolog Amerika
Plagemann (1886),
wichtige Beiträge. Noch weiter im S., in dem jetzt der Ansiedelung eröffneten Gebiet von Arauco, machten der ältere R. Amerika
Philippi
(1883) und der Geolog J. P. Sieveking einige Forschungen. Auch schickte Chile (1887) eine Expedition über
den Lifen-Paß, die nachwies, daß viele Flüsse, die dem Großen Ozean zuströmen, schon jenseit der Kordilleren entspringen.
Ebendasselbe wies R. Serrano (1884) weiter südlich (44° südl. Br.) in Bezug auf den Rio
[* 20] Palena nach.
In Argentinien herrscht eine rege wissenschaftliche Thätigkeit, und die rasch zunehmende Bevölkerung hat gewissermaßen zur Erforschung des Landes herausgefordert, denn indem sie das Zurückdrängen der wilden Indianer nach S. und N. hervorrief, hat sie die militärische Erschließung weiter Gebiete zu stande gebracht und friedlichen Forschern eine Bahn eröffnet. Was das Innere des Landes betrifft, so ist namentlich die Universität von Cordova ein Mittelpunkt wissenschaftlicher Forschung geworden. Von dort aus zogen Amerika Stelzner (1872-73), H. Brackebusch u. a. in die Andes und legten sie auf guten Karten nieder. Auch Gould, dem wir so viele Ortsbestimmungen verdanken, und Amerika v. Seelstrang, der Herausgeber einer großen Karte der Republik (seit 1882), sind Professoren an dieser Universität. In ähnlicher Weise wirkte Burmeister in Buenos Ayres [* 21] und wirkt noch jetzt dort Hoskold als Vorstand einer geologischen Aufnahme.
Den Süden (Patagonien) eröffneten zuerst die militärischen Expeditionen von Roca (1879) u. Villegas (1881-83), durch welche die Indianer bis hinter den Rio Negro zurückgedrängt wurden. In diesen weiten Gebieten haben die frühern Forschungen von Musters (1869-70), Moreno (1875-79) Moyano (1876-79) u. Ramon Lista wesentliche Erweiterungen erfahren. Den Ostabhang der Kordilleren konnte Oberst J. Host (1880) als Folge von Rocas Expedition erforschen. Den Rio Negro befuhr (1881) Obligado u. (1883 bis 1884) O'Connor, dem wir genauere Aufnahmen verdanken.
Die zweite Expedition des Generals Villegas (1882-83) galt namentlich dem Ostabhang der Andes und seinem Saumgebiet, und die gewonnenen Resultate sind in einer guten Karte von J. J. Rhode und Amerika Urtubey niedergelegt worden (1886). Demselben Gebiet galten die Reisen von H. J. Fontana (1887-88) und del Castillo (1888-89), ohne daß indes endgültige Resultate über den Verlauf der dortigen Flüsse und die Höhe der Pässe gewonnen worden wären. Die Umgebung des Golfs von San Matias ist von Lista (1880) untersucht worden, während sich Oberst Lina de Roa (1880) und Fontana (seit 1886) der Erforschung des Rio Chubut widmeten.
Weiter im S. drang der unermüdliche Moyano (1880) in das Seegebiet am obern Santa Cruz vor und ging von dort nördlich zum Chubut, während del Castillo (1886) die Andeshänge im S. untersuchte und auch hier fand, daß die auf dem Hochland von Patagonien entspringenden Flüsse, die Kordilleren durchbrechend, nach W. abfließen. Endlich sei noch einer unter G. Steinmann (1883) von der Magelhaensstraße ausgehenden Expedition gedacht, die längs der Kordilleren bis 51° 40' südl. Br'. vordrang. ¶
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Fast in gleichem Grad wie unsre Kenntnisse von Patagonien wurden die vom Feuerland erweitert. Dies verdanken wir namentlich den beiden Expeditionen von Giacomo Bove (1882 und 1884) und in noch höherm Grade derjenigen von Ramon Lista (1886), der auch ins Innere vordrang und dort gute Weidegründe entdeckte. Auch mag daran erinnert werden, daß in diesen Gegenden 1882-83 zwei der wissenschaftlichen Polarexpeditionen überwinterten, nämlich eine deutsche in Punta Arenas, in der Magelhaensstraße, und eine französische in der Orangebai in der Nähe des Kap Horn.
Ähnlich wie in Patagonien im S., so sind auch im N. die Indianer aus der Chaco vertrieben worden. Es geschah dies (1884-85) durch den General Victorica. Schon vorher (1875-81) hatte L. J. Fontana dieses weite Gebiet erforscht, Crevaux hatte am Pilcomayo den Tod gefunden (1882), und Baldrich und Ybazata sowohl als Thouar, die 1883 den Pilcomayo aufwärts und abwärts (von Bolivia aus) vordrangen, um das Schicksal ihres Vorgängers aufzuhellen, hatten mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen.
Der Oberst Feilberg von General Victoricas Expedition (1884-85) befuhr den Pilcomayo zuerst in einem Dampfer, und weiter nördlich entdeckte Kapitän F. Fernandez (1886) den untern Aguaray-Guazu. Thouar, der (1886) den obern Pilcomayo infolge seiner zahlreichen Stromschnellen für die Schiffahrt ungeeignet gefunden hatte, machte sich (1888) auf den Weg, um eine Landstraße von Paraguay nach Bolivia aufzufinden, mußte aber nach drei Versuchen seinen Plan aufgeben und entrann dem Tod mit Not.
Glücklicher in dieser Beziehung waren Z. Calvimonte und M. S. Arana, die (1889) von Santa Cruz de la Sierra durch die nördliche Chaco bis zum Puerto Pacheco am Paraguay gelangten. Endlich mag noch der Erforschung des obern Parana durch G. Bove (1883-84) gedacht sein und an die 1886 ins Leben gerufene brasilisch-argentinische Grenzkommission erinnert werden, welcher wir ohne Zweifel genauere Aufnahmen zu verdanken haben werden. In Paraguay hat H. Töppen (1883-84) einige Reisen gemacht, durch welche die von K. Johnston (1875) erzielten Resultate in einigen Punkten ergänzt werden.
In Brasilien [* 23] scheint von der Regierung nur wenig zur Förderung der Landeskunde zu geschehen. Eine bereits 1876 versprochene Karte in großem Maßstab ist nie zur Ausgabe gelangt, und auch über eine beabsichtigte Triangulation verlautet nichts. In der regen Provinz Rio Grande do Sul sind durch Odebrecht, Soyaux und H. v. Ihering einige Aufnahmen gemacht worden. Weiter nördlich hat W. J. Steains (1885-86) durch eine gefahrvolle Erforschung des Rio Doce eine Lücke auf der Karte ausgefüllt. In seine Fußstapfen trat 1885 Ehrenreich.
Mehr scheint in dem ungeheuern Gebiet des Amazonas geschehen zu sein, obgleich auch hier von einer planmäßigen Thätigkeit nicht die Rede sein kann. Den Tokantins ist der eben genannte E. S. Ehrenreich von Cuyaba aus hinabgefahren (1885-86), während sein westlicher Nebenfluß, der Xingu, schon früher (1884) von K. v. d. Steinen, O. Clauß und dem Maler W. v. d. Steinen von seinen Quellen aus erforscht worden war. Den Madeira [* 24] bis zu seinen Stromschnellen hat T. O. Selfridge (1882) aufgenommen, und später sind die Stromschnellen vom Obersten R. P. Labre genauer untersucht worden.
Den Beni, einen Nebenfluß des Madeira, erforschte Edwin Heath (1880-81) von La Paz aus, und seine Aufnahme wurde (1882) von Oberst Church, dem verdienstvollen Amerikaforscher, erweitert. Heath reiste den Mamoré (obern Madeira) aufwärts nach seinem Ausgangspunkt zurück. Maldonado, der 1886 den Amaru-Mayu befuhr, der früher als Nebenfluß des Beni galt, weist nach, daß er weit mehr Wasser führt als jener. Am obern Marañon hat Amerika Wertheman seine Aufnahmen fortgesetzt.
Ganz neue Entdeckungen will Charles Wiener (1881) zwischen dem Ucayati und Huallaga gemacht haben, wo nach ihm eine nicht geahnte Reihe von Seen und Flüssen liegen sollen. Derselbe Wiener will auch (1880-81) zwei kürzere Wege von Quito zum Napo entdeckt haben. Am Rio Negro und den benachbarten Gebieten haben die Aufnahmen einer brasilisch-venezuelanischen Grenzkommission unter J. F. Lopez de Araujo (1880-83) gutes Material für die Karte geschaffen. Den wichtigsten Nebenfluß des Rio Negro, den Rio Branco, erforschte (1884-85) H. Amerika Coudreau, während B. Rodriguez zur selben Zeit einen östlichern Nebenfluß des Amazonas, den Iauapury, untersuchte.
Viel weniger scheint im Lauf des letzten Jahrzehnts für die Erforschung des Nachbarstroms des Amazonas, des Orinoko, geschehen zu sein. Der verdienstvolle Crevaux widmete nach mehrjährigen Reisen in Guayana (1876-79) auch dem Orinokogebiet seine Aufmerksamkeit (1880-81), indem er, vom obern Magdalenenstrom im W. kommend, die Andes überschritt und den Guaviare bis zum Hauptstrom verfolgte. Dagegen drang sein Landsmann Chaffonson (1886) in die Quellgebiete des Orinoko vor, während Conte E. Stradelli zwar ein Gleiches beabsichtigte, sich aber schließlich damit begnügte, den Orinoko und seinen bekannten Nebenfluß Atapado zu bereisen und von dort über Land an den Rio Negro zu gehen, wo er im Februar 1888 ankam.
In dem zwischen Amazonas und Orinoko liegenden Guayana hat der bereits erwähnte Coudreau (1889) den Oyapok bis zu den Quellen verfolgt und später in dem Tumuc Humac-Gebirge Aufnahmen gemacht. Den Maroni, zwischen Französisch- und Holländisch-Guayana, hat G. Brouseau (1888) geologisch untersucht. An diesem Flusse sind reiche Goldlager entdeckt worden, und die schwebenden Grenzstreitigkeiten sollen nach einem im Dezember 1888 geschlossenen Vertrag von einem Schiedsrichter entschieden werden. In Holländisch-Guayana sind einige geologische Untersuchungen von K. Martin (1885) und eine Reise in die entlegenen Gebiete der Buschneger und Indianer von ten Kate zu erwähnen, während in Britisch-Guayana die erste Ersteigung des Tafelbergs Roraima durch F. im Thurm (1884) der wichtigste zu verzeichnende Erfolg ist. Ihm folgte (1885) der verdienstvolle H. Whitely. Schließlich sei noch erwähnt, daß fast sämtliche oben erwähnten Entdeckungsreisen bereits verwertet sind in der von Habenicht für Stielers »Handatlas« bearbeiteten sechsblätterigen Karte von Südamerika, welche 1888 in neuer Auflage erschienen ist.