Amerīgo
Vespucci (spr. wespútschi), ital. Seefahrer, nach welchem Amerika [* 2] benannt ist, geb. zu Florenz, [* 3] wurde von seinem Oheim Antonio Vespucci, einem namhaften Gelehrten, unterrichtet und ging als Kaufmann 1490 nach Spanien, [* 4] wo er zu Sevilla [* 5] in ein italienisches Handlungshaus eintrat. Da letzteres die Ausrüstung der zweiten und dritten Reise des Kolumbus zu besorgen hatte, lernte er diesen selbst kennen und faßte infolgedessen den Entschluß, selbst den neuentdeckten Weltteil aufzusuchen. Er nahm 1499 an der Expedition des Admirals Alonzo de Hojeda nach Surinam teil, von wo er im Juni des nächsten Jahrs nach Spanien zurückkehrte, und wandte sich dann nach Portugal; wahrscheinlich begleitete er von hier aus 1499-1500 Yanez Pinzon auf seiner Reise nach Brasilien [* 6] und Westindien [* 7] und machte auf portugiesischen Schiffen 1501 bis 1502 (unter Alvarez Cabral) und 1503-1504 (unter Gonzalo Coelho) noch zwei Reisen nach Amerika, auf denen er namentlich die brasilische Küste bis Kap Cananea (25° südl. Br.) und vielleicht noch weiter südwärts erforschte.
Auf
Kolumbus' Veranlassung trat er 1505 wieder in spanische
Dienste,
[* 8] wurde 1508 zum Großsteuermann der
Indienfahrten ernannt, erhielt auch das spanische
Bürgerrecht und starb in
Sevilla Daß er 1507 eine fünfte
Fahrt
nach
Amerika unternommen, steht nicht fest. Der
Vorschlag, nach ihm die
»Neue Welt« zu benennen, ging ohne sein
Wissen, wie zuerst
Humboldt nachwies, von dem deutschen
Buchdrucker
Martin Waldseemüller zu St.-Dié in
Lothringen aus, der 1507 unter
dem
Namen Hylacomylus eine
Beschreibung der
Reisen des Amerigo Vespucci
,
dem er nach dessen
Briefen einen Hauptanteil an den großen
Entdeckungen
zuschrieb, in dem vielgelesenen Werk »Cosmographiae introductio etc.«
herausgab, und fand alsbald allgemeine
Annahme.
Vgl.
Varnhagen, amerigo Vespucci
(Lima
[* 9] 1865; dazu
»Nouvelles recherches«,
Wien
[* 10] 1869, und »Ainda amerigo Vespucci«
, das.
1874);
S. Ruge, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (Berl. 1882).