Mangel der
Menstruation (s. d.), der Zustand, wo die regelmäßig wiederkehrende blutige
Absonderung aus den
Geschlechtsteilen weiblicher Individuen entweder nicht zu rechter Zeit, dem
Alter gemäß,
sich einstellt (Amenorrhoea primaria, organica), oder wo dieselbe, nachdem sie schon eingetreten war, durch irgend eine Veranlassung
plötzlich oder mehr allmählich, ganz oder nur unvollständig zurückbleibt (Amenorrhöe secundaria, suppressio mensium).
Die Amenorrhöe ist entweder
Folge einer angebornen organischen Verschließung der
Scheide oder der
Gebärmutter,
[* 3] oder des
Fehlens der
Gebärmutter, oder einer mangelhaften
Entwickelung der
Eierstöcke, oder auch fehlerhafter Blutbildung,
Bleichsucht
etc. Bei angebornem Verschluß nimmt die
Gebärmutter zu an
Umfang, wie bei Schwangern, indem sich das
Blut in derselben ansammelt,
und zwar geschieht dies periodisch, immer zu der Zeit, wenn die
Periode sich einstellen sollte.
Dabei befinden sich die Kranken anfangs wohl, bald aber haben sie ein
Gefühl von
Schwere und
Druck, welches
stetig zunimmt; es entstehen heftige, kolikartige
Schmerzen, welche
Tag undNacht fortdauern, zuletzt unerträglich werden und
nur durch operative Behandlung beseitigt werden können. Bei mangelhafter
Entwickelung der innern
Geschlechtsorgane ist nur
dann von einem eingeleiteten Heilverfahren Erfolg zu erwarten, wo dieselbe
Folge von krankhafter Blutbeschaffenheit
ist.
Innerlich reicht
man in solchen
FällenEisen
[* 4] bei kräftiger, nahrhafter
Diät, besonders
Fleisch, empfiehlt den
Genuß frischer
Gebirgsluft und angemessene körperliche
Bewegung, äußerlich warme Uterindouchen, Sitzbäder etc. Auch die erworbene Amenorrhöe beruht
nur ausnahmsweise auf einem Verschluß des Gebärmutterhalses, meist ist sie die
Folge von
Erkältungen,
Schreck, heftigem körperlichen
Schmerz, fehlerhafter
Diät, Säfteverlust, lang andauernden, erschöpfenden
Krankheiten, namentlich
der
Gebärmutter selbst. Zuweilen tritt als
Ersatz eine mehr oder weniger regelmäßig wiederkehrende
Blutung der Nasenschleimhaut
ein. Die Behandlung ist nur auf
Grund sorgfältiger Untersuchung anzustellen, da sie sich bald auf die
Besserung des gesamten Kräftezustands, bald auf örtliche Erkrankungen zu richten hat.
Amenie (grch.), das Ausbleiben der Menstruation (s. d.) in dem Falle, wo solche normalerweise
erwartet werden darf. Das verspätete Auftreten der ersten Menstruation oder das Ausbleiben der schon eingetretenen bei einem
Mädchen hängt meist von Allgemeinerkrankungen ab, als Bleichsucht, Skrofulose, Tuberkulose, weil bei diesen Zuständen die
Geschlechtsteile in ihrer Entwicklung zurückbleiben, während das vorzeitige Erlöschen des Monatsflusses bei Frauen zwar auch
durch tief eingreifende Allgemeinerkrankungen bedingt sein kann, aber doch immer den Verdacht begründet,
daß Erkrankungen der Gebärmutter oder der Eierstöcke zu Grunde liegen. Das plötzliche Stocken des schon fließenden Menstruationsblutes
(Suppressio mensium) ist Folge akuter Krankheiten oder starker Erkältungen, auch heftiger Nervenerschütterungen (Schrecken
u. s. w.). Die Behandlung der Amenorrhöe muß sich stets nach der
Ursache richten und zerfällt bald in eine rein örtliche, bald in eine allgemeine, die Hebung des gesamten Kräftezustandes
bezweckende.