Ameisen
Ameisenäther - Ameisen

* 3
Seite 51.508.(Formicidae), eine Familie der stacheltragenden Hautflügler [* 2] (s. d.), deren Mitglieder sämtlich zu größern oder kleinern Staaten vereinigt leben. Die große Masse eines solchen Staates besteht aus Arbeiterinnen, die in verschiedenen Formen vorhanden sein können; in viel geringerer Anzahl finden sich Weibchen und Männchen, letztere in ausgebildetem Zustande nur zu bestimmten Zeiten. Bei einzelnen, namentlich tropischen Arten, giebt es außerdem sog. Soldaten, Arbeiter mit stark vergrößertem Kopf und namentlich großen Oberkiefern. Der Kopf der ¶
mehr
Ameisen
trägt die geknieten Fühler und die meist sehr kräftig entwickelten Mundteile. Die Flügel haben ein nur
wenig entwickeltes Geäder, finden sich nur bei Männchen (aber nicht aller Arten) und Weibchen und fallen bei den letztern
nach dem Hochzeitsfluge ab. Da den Arbeiterinnen und Soldaten mit den Flügeln auch die Muskulatur zu deren
Bewegung fehlt, sind bei ihnen Mittel- und Hinterbrust sehr schwächlich gebaut. Der erste oder die beiden ersten Hinterleibsringe
sind vom übrigen Hinterleib abgeschnürt und bilden einen dünnen Stiel, der ein- oder zweimal knotig angeschwollen und
im erstern Falle meist in eine nach oben gerichtete Schuppe ausgezogen ist. Die Weibchen und Arbeiterinnen
besitzen wie die übrigen stacheltragenden Hautflügler am Hinterleibsende eine Giftdrüse; ein Giftstachel findet sich bei
einzelnen Gruppen, ist aber bei der Gruppe der eigentlichen Ameisen
verkümmert. Bei diesen ist die Giftdrüse um so stärker entwickelt,
und ihre Absonderung wird entweder in die mit den Oberkiefern erzeugten Wunden gespritzt oder dem Feinde
entgegengeschleudert.
Holywood - Holz

* 4
Holz. Das einen Staat bildende Volk bewohnt ein oder mehrere Nester, die je nach der Art in die Erde eingegraben, in Holz
[* 4] eingemeißelt
oder aus den verschiedensten Stoffen, als Erde, Pflanzenstoffen oder einer von den Arbeiterinnen bereiteten papierartigen
Masse aufgebaut sein können und aus einem Gewirr von Gängen und Höhlungen bestehen. Das Nest kann einen
oder mehrere Ausgänge haben, die bei manchen Arten nach Bedürfnis geöffnet und geschlossen werden. Sehr mannigfaltig ist
die Nahrung der Ameisen.
Sie fressen das Fleisch kleinerer Tiere, die sie tot auffinden oder selbst töten, namentlich das anderer
Insekten,
[* 5] benagen süße Früchte n. s. w. Einige in wärmern Ländern einheimische Arten scheinen ausschließlich
Pflanzenfresser zu sein und sich von Körnern oder Blättern zu nähren.
Eine ganz besondere Vorliebe haben die Ameisen
für süße Säfte, wie sie von Pflanzen abgeschieden oder von Blatt- und Schildläusen
aus dem After entleert werden. Blattlauskolonien werden daher gern von Ameisen
besucht und unter Umständen
tapfer verteidigt, die an Wurzeln lebenden Blattlausarten auch wohl in die Nester geschleppt. Die Blattläuse werden von den
Ameisen
durch Streicheln mit den Fühlern zur Abscheidung ihres süßen Saftes veranlaßt: Melkkühe der Ameisen Unsere einheimischen
Ameisen
brauchen, da sie einen Winterschlaf halten, im Winter keine Nahrung; dagegen tragen in
wärmern Ländern lebende Arten Vorräte ein, um sich über die ungünstige Jahreszeit hinwegzuhelfen.
Eier europäischer Vöge

* 6
Eier. Aus den Eiern der Ameisen
gehen plumpe, weiße, madenartige Larven hervor, die von den Arbeiterinnen sorgfältig gepflegt,
an die ihnen am besten zusagenden Stellen des Nestes getragen und mit einer aus dem Mund abgeschiedenen
Flüssigkeit gefüttert werden. Sind sie erwachsen, so spinnen sie sich in der Regel einen Cocon und verpuppen sich in ihm.
Diese von einem Gespinst umgebenen Puppen und nicht die wirklichen Eier
[* 6] sind die sog. Ameiseneier (s. o.). Aus den Puppen schlüpfen
während des größten Teils des Jahres nur Arbeiterinnen aus, zu einer bestimmten Zeit aber, bei den
deutschen Arten meist im Spätsommer, auch Männchen und Weibchen. Diese schwärmen bis auf wenige Weibchen, die schon vorher
befruchtet wurden und von den Arbeiterinnen zurückgehalten werden, aus, um sich in der Luft zu begatten. Die meisten von
ihnen gehen zu Grunde, nur wenige Weibchen können, nachdem sie sich ihrer Flügel entledigt haben, ein
neues Nest gründen.
Käfer

* 7
Käfer. Im
Streit um eine Nahrungsquelle und aus andern Gründen führen die Ameisen
unter sich wütende Kriege. Manche dringen auch in
die Nester fremder Arten ein, rauben dort die Puppen, schleppen sie in ihr eigenes Nest und lassen die auskriechenden
Arbeiterinnen als Sklaven für sich arbeiten. Während die Ameisen
im allgemeinen jeden fremden Eindringling in ihre
Nester wütend abwehren, dulden sie doch eine Anzahl anderer Tiere, namentlich kleine Käfer
[* 7] und Asseln, in diesen. Diese Tiere,
die als Ameisenfreunde oder Myrmekophilen bezeichnet werden, mögen teils den Ameisen
angenehme süße Säfte
abscheiden, teils allerlei Unrat und Ungeziefer wegräumen.
Genf (Stadt; Geschicht

* 10
Genf.
Auch giebt es Pflanzen (s. Ameisenpflanzen), die den in hohlen Stengelteilen Obdach und in Form besonderer Ausscheidungen Nahrung
bieten, wofür sie von den Ameisen
gegen ihre Feinde beschützt werden. Die Ameisen besitzen eine große Intelligenz;
sie verständigen sich mittels ihrer Fühler. Sie bauen Wege, Brücken
[* 8] und Gewölbe
[* 9] und sind äußerst
erfinderisch, wenn es gilt zu einem vorgesetzten Zwecke zu gelangen. Ihre Häufigkeit auf Gewächsen, Sträuchern und Bäumen
zeigt dem Gartenwirte, daß die Pflanzen krank oder von schädlichen Insekten bewohnt sind. Höchst lästig sind die in Häusern
und Vorratskammern, wo sie oft kaum zu vertilgen sind. In heißen Ländern können sie so überhand nehmen, daß der Mensch
ihnen weichen muß. Früher benutzte man sie zur Bereitung der Ameisensäure (s. d.). Große Verdienste um die Beobachtung des
Haushalts der Ameisen erwarb sich J. P. Huber von Genf,
[* 10] dessen «Recherches sur les moeurs des fourmis» (Par. 1810)
noch heute klassisch sind. Seither haben besonders Forel durch Beobachtungen und Sir John Lubbock durch sinnreiche Versuche
unsere Kenntnisse von den europäischen Ameisen wesentlich bereichert. -
Vgl. Lubbock, Ameisen, Bienen und Wespen (Lpz. 1883);
Marshall, Leben und Treiben der Ameisen (ebd. 1889);
Wasmann, Die Nester und Kolonien der Ameisen (Münst. 1891).
(S. Honigameise, [* 11] Roßameise, Waldameise und Wanderameise.) - In der griech. Mythologie spielen die Ameisen, wie die Sagen von Myrmer (s. d.) und Myrmidon lehren, eine gewisse Rolle. Herodot fabelt sogar von einer Wüste im nördl. Indien, worin von der Größe zwischen Fuchs [* 12] und Hase [* 13] hausten, die goldhaltigen Sand zu Tage förderten, was von Ktesias auf die goldhütenden Greife (s. d.) übertragen worden ist. (S. auch Arimaspen.)