Ambros
,
August
Wilhelm, musikal. Schriftsteller und
Komponist, geb. zu Mauth in
Böhmen,
[* 2] erhielt, für den
Staatsdienst bestimmt, eine sehr sorgfältige
Erziehung, wobei jedoch seine schon früh sich zeigenden
musikalischen
Anlagen durchaus keine Berücksichtigung erfuhren. Erst in
Prag,
[* 3] wo Ambros
das
Gymnasium, sodann die
Universität besuchte,
warf er sich, von einer Aufführung des
»Don Juan« begeistert, mit
Energie auf das
Studium des Klavierspiels und der
Komposition,
wobei er ganz autodidaktisch zu Werke ging.
Nachdem er 1839 die Staatsprüfungen bestanden hatte, erhielt er beim k. k. Fiskalamt zu Prag eine Stelle, in welcher ihm Zeit genug blieb, seine Musikstudien noch eifriger als früher zu betreiben. Zugleich machte er hier die Bekanntschaft trefflicher Künstler, wie Kittl, Veit u. a., die ihm in der Komposition Ratschläge erteilten, und trat in Verbindung mit Rob. Schumann als Mitarbeiter bei der von diesem gegründeten »Neuen Zeitschrift für Musik« (anfangs, zur Zeit der sogen. Davidsbündler, unter dem Namen Flamin).
Als Komponist trat er zuerst 1847 öffentlich auf mit einer Ouvertüre, »Genoveva«, und versuchte sich später auch in allen andern Musikgattungen, jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. Im J. 1850 wurde er Staatsanwalt beim Prager Landesgericht und kurz darauf auch Direktorialmitglied des dortigen Musikkonservatoriums, für dessen Hebung [* 4] er die regste Thätigkeit entwickelte. Im Herbst 1869 erhielt er die Professur der Musik an der Prager Universität; von 1872 an bis zu seinem Tod wirkte er in Wien [* 5] als Lehrer des Kronprinzen Rudolf und Professor am Konservatorium sowie als Beamter im Justizministerium.
Als Musikschriftsteller hat sich Ambros
nicht nur durch zahlreiche und geistvolle
Kritiken in
Zeitschriften, sondern auch durch
selbständige Werke in hervorragender
Weise bewährt. Zu letztern gehören: »Über die
Grenzen
[* 6] der
Musik
und
Poesie« (Leipz. 1856, 2. Aufl. 1872);
»Die Lehre [* 7] vom Quintenverbot« (das. 1859);
»Kulturhistorische Bilder aus dem Musikleben der Gegenwart« (das. 1860);
»Bunte Blätter. Skizzen und Studien« (das. 1872; daraus separat erschienen: »Robert Franz«; neue Folge, das 1874).
Seine Hauptleistung aber ist die groß angelegte, leider unvollendet gebliebene »Geschichte der Musik« (Bd. 1-3, Leipz. 1862-68; Bd. 4, Fragment, das Zeitalter der Renaissance von Palestrina an behandelnd, 1876; 2. Aufl. 1880-81; »Notenbeilagen zum 3. Band« [* 8] gab Kade heraus),
ein epochemachendes Werk, für welches er die umfassendsten und gründlichsten Studien in Deutschland [* 9] und Italien [* 10] gemacht hatte. Aus seinem Nachlaß erschien ein Band kleinerer Aufsätze: »Aus Italien« (Preßb. 1880).