Titel
Amboīna
(malaiisch Ambon).
1)
Insel des Molukkischen Archipels in Hinterindien,
[* 3] unter 3° 41' südl.
Br. und 128° 10' östl. L. von
Greenwich, seit 1866 Hauptinsel und Sitz der
Behörde der niederländ. Residentschaft Amboina
, die außerdem aus den
Inseln Haruku
oder Oma, Saparua oder Honimoa, Rusa
Laut,
Buru, Manipa, Kelang, Boano, Amblau,
Ceram und dem
Banda-Archipel besteht. Die Residentschaft
hat 48016 qkm und (1890) 250000 E., meist Eingeborene, hauptsächlich malaiischer Rasse, aber auch Papuas, 2204 Europäer, 1125
Chinesen, 670
Araber
und 6 andere Asiaten.
Die
Insel Amboina
selbst, 683 qkm mit 31 500 E., wovon ein Drittel Mohammedaner, die übrigen reform.
Christen sind, besteht aus dem nördlichen größern
Teil Hitu und dem südlichen kleinern, Leitimor. Beide
Teile schließen
eine breitere äußere und schmale innere
Bai ein, deren Wasser, namentlich in der letztern, äußerst klar ist. Die beiden
Teile werden durch den
Paß
[* 4] von Baguela verbunden, einen schmalen, sandigen, kaum 1 m hohen Isthmus. Die
Insel ist gebirgig
und an ihrer äußern Seite, wegen der Steilheit und des jähen
Abfalls ihres Ufers, an den meisten
Stellen
für Schiffe
[* 5] unnahbar.
Auf Hitu erheben sich der Salhutu bis 1221, der Wawani bis zu 1045 und der Stori bis zu 619 m Meereshöhe. Thätige
Vulkane
[* 6] trägt Amboina
nicht. Häufig sind heftige, nicht selten sogar sehr verwüstende
Erdbeben
[* 7] vorgekommen. Das im allgemeinen gesunde
Klima
[* 8] der
Insel ist wiederholt plötzlich so ungesund und fieberhaft geworden, daß mehrere Jahre hindurch fast kein Europäer
daselbst leben konnte. Jetzt ist die
Insel wieder vorzugsweise gesund. Amboina
hat eine mittlere Jahrestemperatur von 26,3° C.;
Februar als wärmster
Monat hat 27,2° C., Juli als kühlster 25,2° C. Auf der Südküste fallen jährlich 3750
mm,
auf der Nordküste 2510
mm
Regen.
Die
Vegetation auf Amboina
ist überaus schön und üppig. Viele
Wälder liefern vortreffliches
Bau- und Nutzholz. Besonders häufig
sind die Kokos- und die Sagopalme (Metroxylon Rumphii W.). Kulturpflanzen sind der Gewürznelkenbaum
(Caryophyllus aromaticus
B.) und seit neuesterZeit der
Muskatnußbaum
(Myristica
[* 9] moschata Thbg.).
Die erstere wurde von den
Holländern von
Ternate eingeführt. Der Verkauf der Gewürznelkenernte war bis 1873 ein
Monopol der
Regierung.
Von Säugetieren kommen auf Amboina
außer zahlreichen Fledermäusen nur eine Hirschart, eine Viverra
(Zibethtier), mehrere Mäusearten
und Phalangisten
(Beutelratten) vor. Die
Vögel
[* 10] sind wenig zahlreich. Von wunderbarer Schönheit sind die
zahlreichen
Arten
Insekten.
[* 11] Die
Bai ist sehr fischreich; zugleich kommt in ihr eine größere Anzahl der schönsten und seltensten
Konchylien vor als in irgend einer andern Meeresgegend auf der ganzen Erde. – Um die Mitte des 15. Jahrh.
verbreiteten arab. Seefahrer den
Islam nach Amboina;
1511 erschienen daselbst zuerst die Portugiesen unter
Antonio d'Abreu. Sie machten sich allmählich zu Herren sämtlicher
Molukken, verloren sie aber 1605 an die
Holländer. Diese
machten Amboina
zum Sitz ihrer Herrschaft in
Ostindien,
[* 12] bis derselbe 1619 nach
Batavia
[* 13] verlegt wurde. Die Engländer hatten 1796–1801
und 1810–16 die
Insel besetzt, gaben sie aber den
Holländern zurück. –
2) Stadt auf der Nordseite von Leitimor am südl. Ufer der äußern
Bai. Zu ihr führt der Weg durch das
Fort Victoria.
[* 14] Die
Stadt hat 9000 E., eine reform.
Kirche aus Holz,
[* 15] mehrere gute Schulen, ein Justizgebäude, ein Waisenhaus und ein zweckmäßig
eingerichtetes, geräumiges Hospital. Die Wohnung des Residenten befindet sich in dem anmutig gelegenen
Batu Gadjah, d. h. Elefantenberg. Auf der
Reede vor dem
Fort finden die größten Schiffe den besten Ankergrund. Amboina
ist seit 1854
Freihafen.