Titel
Amaryllis
L., Pflanzengattung aus der Familie der
Amaryllidaceen (s. d.) mit eigentlich nur wenigen
Arten, doch wird
von den Gärtnern eine ziemliche Anzahl Formen, die wohl besser zu andern Amaryllidaceengattungen zu
stellen wären, unter Amaryllis
aufgeführt. Es sind sämtlich schönblühende Gewächse, die in den tropischen und
subtropischen Gegenden der Alten und
Neuen Welt ausgedehnte
Verbreitung besitzen. Verschiedene
Arten gehören zu den beliebtesten
Zierpflanzen für Zimmer und Gewächshäuser; einzelne halten bei guter
Decke
[* 2] im Winter bei uns auch im
Freien aus. Von letztern
Arten ist die am
Kap heimische Amaryllis
Belladonna L.
(Coburgia Belladonna Herb.)
zu erwähnen, deren angenehm duftende, rosenrote, hängende, glockig-trichterförmige
Blüten sich zu 8–12 an der
Spitze der
Schäfte und längere Zeit vor den
Blättern entwickeln. Amaryllis
sarniensis L. (Nerine sarniensis Herb.),
in
Japan
[* 3] und
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495 am Kap zu Hause, auf der Insel Guernsey verwildert (Guernsey-Lilie), zeigt die kirschroten Blüten in voller Entwicklung,
wenn die Blätter eben aus dem Boden hervorbrechen. Sie wird in Töpfen mit sandiger Heideerde kultiviert, zuerst im Mistbeetkasten,
weiter im Zimmer erst dann, wenn der Blütenschaft sich entwickelt hat. Die aus Südamerika
[* 5] stammende
Amaryllis
vittata Willd.
(Hippeastrum vittatum Herb.)
wird ebenfalls als Topfgewächs (in Lauberde mit etwas lehmiger Rasenerde und Sand) im Gewächshause oder im Zimmer kultiviert,
entwickelt die Blätter vor den Blüten und trägt letztere zu zwei bis sechs am bis 60 cm hohen Schafte; das Perigon ist am
Grunde grünlich und oft rot gefleckt, während seine ungleich größern, wellig gerandeten Lappen, jeder
auf weißem oder hellrosafarbenem Grunde, drei dunkelrote Streifen besitzen. Durch Kreuzungen zwischen letztgenannter und verschiedenen
andern Arten, wie Amaryllis
robusta Otto et Dietr.,
aulica Gawl., crocata Ker., psittacina Ker. u. a., sind eine große Anzahl für die Gärten höchst wertvolle
Hybriden (s. Amaryllis
hybrida der Tafel: Warmhauspflanzen,
[* 4]
Fig. 1) von herrlichem Farbenspiel der Blumen entstanden, die zu
den beliebtesten und schönblühendsten Zwiebelgewächsen der Warmhäuser gehören.
Die einzelnen Sorten werden durch Brutzwiebeln vermehrt und neue durch aus Kreuzung gewonnenem Samen
[* 6] angezogen. Nach dem
Abblühen im Frühjahr kultiviert man die Zwiebeln bis zum Herbste im Mistbeet, entweder ausgepflanzt oder
in Töpfen stehend und überwintert sie im Warmhause oder geheiztem Zimmer.
Amaryllis
formosissima L. (Sprekelia formosissima Heist.,
Jakobslilie, Lilie von St. Jago) aus Südamerika ist durch die meist einzeln am Schaftende stehenden, stark zweilippigen, sammetartig
dunkelpurpurroten Blüten ausgezeichnet.
Auch diese letztere Art wird in Töpfen gezogen, häufig aber auch im Mai auf ein lockererdiges Beet in
sonniger Lage ins Freie gepflanzt, damit die Zwiebeln recht stark und blühbar werden; im Herbste setzt man sie in die Töpfe
zurück, hält die Pflanze zunächst trocken im frostfreien Raume und bringt sie im Februar ins Zimmer,
wo sich dann Blätter und Blüten gleichzeitig entwickeln. Die Zwiebeln mehrerer Amaryllis
arten sind durch Schärfe ausgezeichnet.
So wirken die der Amaryllis
Belladonna in kleinen Gaben als Brechmittel, in größern als heftiges Gift; ihre Blüten sollen krampfstillend
wirken.