Titel
Amalia,
1) Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Kassel, geb. Tochter des Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg und durch ihre Mutter Enkelin des Oraniers Wilhelm I., vermählte sich 1619 mit dem Erbprinzen Wilhelm V. von Hessen-Kassel, der nach Abdankung seines Vaters Moritz 1627 in der Herrschaft folgte, aber schon 1637 starb, nachdem er als Reichsfeind in die Acht erklärt und Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt zum Administrator der hessen-kasselschen Lande bestellt worden war.
Amalia, welche ihrem Gemahl 14 Kinder geboren, von denen aber nur 6 ihren Vater überlebten, trat daher die ihr von Wilhelm V. testamentarisch übertragene Regentschaft für ihren ältesten Sohn, Wilhelm VI., unter schwierigen Verhältnissen an, wußte aber mit der größten Umsicht und unerschütterlichem Mut alle Gefahren abzuwehren. Sie blieb dem Bündnis mit Frankreich und Schweden getreu und erhielt ihr Heer unter tüchtigen Feldherren auf der ansehnlichen Höhe von 20,000 Mann, so daß Hessen-Kassel als kriegführende Macht anerkannt und bei den Friedensverhandlungen als solche zugelassen wurde.
Durch ihr würdiges und gefälliges Benehmen wußte sie die einflußreichsten Persönlichkeiten für sich zu gewinnen. So erlangte sie im Westfälischen Frieden die Anerkennung der Gleichberechtigung des reformierten Glaubensbekenntnisses sowie die Grafschaft Hersfeld, einen Teil von Schaumburg und eine ansehnliche Kriegsentschädigung. Nachdem sie 1650 ihrem Sohn Wilhelm VI. die Regierung übergeben, starb sie
Vgl. Justi, Amalia Elisabeth, Landgräfin von Hessen (Gieß. 1872).
2) Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar, Tochter des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. war eine durch seltene Eigenschaften des Geistes und des Herzens ausgezeichnete Frau. Sie vermählte sich mit dem Herzog Ernst August Konstantin von Weimar, verlor ihren Gemahl aber schon Erst 19 Jahre alt, trat sie als Vormünderin ihres kaum einjährigen Sohns, des nachmaligen Großherzogs Karl August, die Regierung an, die sie 1775 in seine Hände niederlegte.
Sie erwarb sich große Verdienste um das weimarische Land durch Tilgung der traurigen Folgen des Siebenjährigen Kriegs und durch Gründung neuer und Vervollkommnung vorhandener Anstalten für Volksbildung. Ihr Schloß in Weimar sowie ihre Lustschlösser in Tieffurt ^[richtig: Tiefurt] und Ettersberg waren die Versammlungsorte der ausgezeichnetsten Männer, welche Weimar besuchten oder dort wohnten. Sie besaß großes musikalisches Talent und komponierte für die Kapelle und das Theater, unter andern Goethes Operette »Erwin und Elmire«. Noch von der unglücklichen Schlacht bei Jena 1806 hart betroffen, starb sie
Vgl. v. Beaulieu-Marconnay, Anna Amalia, Karl August und der Minister v. Fritzsch (Weim. 1874);
R. Springer, Anna Amalia und ihre poetische Tafelrunde (Berl. 1875).
3) Marie Amalia Friederike Auguste, Herzogin von Sachsen, Tochter des Prinzen Maximilian und Schwester der Könige Friedrich August und Johann
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von Sachsen, geb. gest. in Dresden, veröffentlichte seit 1829 teils anonym, teils unter dem Pseudonym Amalie Heiter eine große Zahl von Lustspielen und Familiendramen, unter denen einige, wie: »Der Oheim«, »Die Fürstenbraut«, »Das Fräulein vom Lande«, »Der Landwirt«, »Der Majoratserbe«, auf vielen deutschen Bühnen mit Beifall aufgeführt worden sind. Von äußerster Einfachheit in der Komposition, ohne die Würze des Effekts und selbst ohne die des Kontrastes, üben sie durch die sorgfältige Charakterzeichnung, durch die Feinheit einzelner Züge und die milde und harmonische Anschauung aller Lebensverhältnisse eine angenehm unterhaltende Wirkung aus.
Sie erschienen unter dem Titel: »Originalbeiträge zur deutschen Schaubühne« (Leipz. 1836-44, 7 Bde.; neue vollständige, auf Veranlassung des Königs Johann durch R. Waldmüller-Duboc besorgte Ausgabe, das. 1873, 6 Bde.). Die musikalischen Kompositionen sind nicht im Druck erschienen. Von ihren Operetten wurde »Die Siegesfahne« im Dresdener Hoftheater gegeben, die andern gelangten nur im Privatzirkel der königlichen Familie zur Aufführung.
Vgl. Fürstenau, Die musikalischen Beschäftigungen der Prinzessin Amalia (Dresd. 1874);
Waldmüller, Aus den Memoiren einer Fürstentochter (das. 1882).
4) Marie Amalia, Gemahlin Ludwig Philipps, Königs der Franzosen, Tochter des Königs Ferdinand I. (IV.) beider Sizilien, geb. vermählte sich mit Ludwig Philipp, Herzog von Orléans, obwohl derselbe damals ein Verbannter war und kaum hoffen durfte, jemals in sein Vaterland zurückzukehren, geschweige den dortigen Thron einnehmen zu können. Sie lebte mit dem Gatten in glücklicher Ehe, ohne sich in die politischen Angelegenheiten zu mischen. Nach dem Sturz ihrer Familie im Februar 1848 floh sie mit ihrem Gemahl nach England und starb, seit 1850 verwitwet, in Claremont bei London.
5) Königin von Griechenland, geb. Tochter des Großherzogs August von Oldenburg, ward mit dem König Otto von Griechenland vermählt, erlangte durch ihre Schönheit und Willenskraft in Griechenland großen Einfluß, bemühte sich auch, ihren Gemahl zu thatkräftigem Unternehmungsgeist anzuspornen, vermochte aber auf die Dauer den wankenden Thron nicht zu halten, um so weniger, da sie keinen Erben gebar und über die Wahl eines Nachfolgers mit ihrem Gemahl in Streit geriet, indem sie einem Oldenburger Prinzen, nicht einem Wittelsbacher die Krone zuwenden wollte. Nach Ottos Vertreibung (1862) lebte sie mit ihm in Bamberg, wo sie, seit 1867 Witwe, starb.