Amalgamation
,
ein Hüttenprozeß, bei dem die Gewinnung
des
Silbers und
Goldes aus
Erzen und Hüttenprodukten
mit Hilfe von
Quecksilber erfolgt. Man unterscheidet die amerik. oder Haufenamalgamation
und die europ.
oder Fässeramalgamation.
Die Haufenamalgamation (Patioprozeß), 1557 von Bartolome de Medina in Mexiko
[* 2] eingeführt, besteht
darin, daß die zu amalgamierenden
Erze, nachdem sie auf Naßmühlen
(Amalgammühlen) fein gemahlen und
noch feucht im Amalgamierhofe (Patio) in Haufen (Montones) von 15 bis 30 Ctr. aufgestürzt worden sind, je nach ihrer Reichhaltigkeit
mit 2-20 Proz. Kochsalz
(Chlornatrium), sodann mit 1-6 Proz. Magistral, einem Gemenge von geröstetem Kupfer- und
Schwefelkies, und schließlich mit
Quecksilber von
Tieren oder
Menschen durchtreten (tituriert) werden.
Die schwefelsauren
Salze von Kupfer
[* 3] und
Eisen
[* 4] im Magistrat werden durch das Kochsalz in die entsprechenden
Chloride umgesetzt, während Natriumsulfat entsteht; Kupfer- und Eisenchlorid verwandeln das metallische und teilweise
auch vererzte
Silber in den
Erzen zu
Chlorsilber, das wieder durch
Quecksilber reduziert wird und mit diesem
Amalgam bildet. Diese
Art der Amalgamation
[* 5] eignet sich für Gegenden, wo hohe und gleichmäßige atmosphärische Wärme
[* 6] den Zersetzungsprozeß begünstigt und die Beschaffung von
Maschinen, Brennmaterial u. s. w. zu kostbar ist.
Getrennt von den Erzrückständen und weiter verarbeitet wird das
Amalgam auf ähnliche
Weise bei der Fässeramalgamation
,
die im 18. Jahrh. von
Born in Europa
[* 7] eingeführt wurde. Bei derselben erfolgt die für beide Methoden
notwendige Chlorsilberbildung durch das Rösten der
Erze unter Zusatz von Kochsalz. Hauptbedingung für eine gute Röstung
und spätere Amalgamation
ist das Fernsein von Wismut,
Blei
[* 8] und Kupfer sowie das Vorhandensein kiesiger (schwefelhaltiger)
Bestandteile.
Erstere Metalle verunreinigen das
Silberamalgam und veranlassen ein zu geringes Silberausbringen, die
kiesigen
Bestandteile aber befördern die Chlorsilberbildung und müssen, wenn es dem
Erze daran mangelt, durch Zuschläge
von Schwefelkies oder Rohstein ersetzt werden. Nach dem Rösten werden die
Erze auf Naßmühlen sehr fein gemahlen und sodann
angequickt, d. h. in rotierenden Fässern mit Wasser,
¶
mehr
Eisenstückchen und Quecksilber zusammengemengt. (Die nachstehende Abbildung stellt in
[* 5]
Fig. 1 den Längen-, in
[* 5]
Fig. 2 den
Querdurchschnitt dieser Fässer dar; amalgamation
Quickfaß, b Fülltrichter, s Füll- und Entleerungsöffnnng, g Triebrad.) Hierbei
wird durch das metallische Eisen, unter Bildung von Eisenchlorid, das Chlorsilber zu Metall reduziert, das mit dem Quecksilber
Amalgam bildet. Letzteres wird nach dem Entleeren der Fässer und dem Entfernen der Erzrückstände von dem überschüssigen
Quecksilber durch Pressen befreit und in Retorten oder sog. Tellerapparaten, d. h. unter einer eisernen
Glocke terrassenförmig übereinander gestellten eisernen Tellern, aufgeglüht, wobei Silber in Kuchen- oder auch in Tellerform
zurückbleibt, Tellersilber oder Ausglühmetall genannt, und das abdestillierte Quecksilber unter Wasser
aufgefangen wird.
Die Ausbildung der Schmelzprozesse, die Entdeckung besserer Methoden, Erze auf nassem Wege zu verarbeiten, hat in Europa die
Amalgamation
, die namentlich auf dem Amalgamierwerk der Halsbrückner Hütten
[* 10] bei Freiberg
[* 11] in großartiger Weise betrieben wurde, verdrängt,
während man in Mittel-und Südamerika
[* 12] die Haufenamalgamation
als einen für dortige klimatische und andere
Verhältnisse passenden Prozeß noch zur Silbergewinnung
[* 13] anwendet. Golderze werden ohne vorherige Röstung amalgamiert, indem
man die Erze sehr fein mahlt und mit Quecksilber versetzt, welches das metallische Gold
[* 14] auflöst und mit ihm Amalgam bildet,
das wie das Silberamalgam weiter verarbeitet wird.
[* 5] ^[Abb.] Fig. 1
[* 5] ^[Abb.] Fig. 2