Amadeus
,
im Fürstenhause Savoyen häufiger Name.
Amadeus
V., der
Große,
Graf von Savoyen, geb. auf
Le Bourget,
[* 3] ist der Stammvater der noch jetzt regierenden
Linie Savoyen. Durch seine Gemahlin Sibylle
Erbe in
Baugé und
Bresse, folgte er 1283 seinem
Vater
Thomas II. im Herzogtum
Aosta,
während der größere
Teil Piemonts an seinen ältern
Bruder
Thomas III., den
Stifter der piemont. Linie, kam; 1285 folgte er
seinem Oheim Philipp I. wegen der Minderjährigkeit von dessen unmittelbarer Nachkommenschaft in Savoyen.
Der alte Gegensatz der Savoyer und Habsburger lebte neu auf in seinem Zwist mit
Rudolf von Habsburg, dem er sowohl in der
Schweiz
[* 4] als bei seinen Bemühungen um Wiedergewinn von
Burgund für das
Reich entgegentrat. 1310 schloß Amadeus
sich
dem Römerzug
Heinrichs VII. an, den er namentlich bei der
Belagerung von
Brescia (1311) und der Unterwerfung von
Rom
[* 5] (1312)
unterstützte, wofür er in den Reichsfürstenstand erhoben und mit
Asti (1313) und
Ivrea belehnt wurde. Später kämpfte er
im
Solde
Frankreichs in
Brabant und vor
Lyon
[* 6] und erhielt dafür Maulevrier in der
Normandie. Er starb zu
Avignon.
Amadeus
VI. (V.),
Graf von Savoyen, Enkel des vorigen, der «grüne
Graf» genannt nach der
Farbe, die er bei
Turnieren trug, geb. zu
Chambéry, folgte 1343 minderjährig seinem
Vater Haymon.
Sieger in dem Kampfe, der zwischen den Visconti
(s. d.) von Mailand
[* 7] und den Markgrafen von Montferrat und Saluzzo um den Gewinn
von Piemont ausgebrochen war, erwarb er Mondovi,
Cuneo, Chieri und Cherasco, zwang dann
Frankreich in der
Schlacht von Abres
zur
Anerkennung seiner Erbfolge in Faussigny und Gex (1355), festigte den Frieden durch Heirat mit
Bonne
von
Bourbon, der spätern Vormünderin seines Enkels Amadeus
VIII. (s. unten), und erwarb
durch
Kauf das Waadtland. Nachdem er den Markgrafen von Saluzzo zur Unterwerfung
¶
mehr
unter seine Lehnshoheit gezwungen (1364), erhob ihn Karl IV. 1365 zum Reichsstatthalter in der Schweiz und den Bistümern Lyon,
Mâcon und Grenoble.
[* 9] 1366 zog er Joh. Paläologus zu Hilfe gegen die Türken und Bulgaren. In die Fehden der ital. Staaten griff
er als bewaffneter Vermittler ein; 1372-75 bekämpfte er seinen Schwager Joh.
Galeazzo Visconti (s. d.) im Bunde mit Gregor XI. und Johanna I. (s. d.) von Neapel
[* 10] und unterstützte Ludwig I. (s. d.) von
Anjou gegen Verzicht auf seine savoyischen Erbrechte beim Kampf um die Nachfolge in Neapel 1382, wobei er in Apulien
der Pest erlag. 1362 stiftete er den spätern Annunciaten- (Halsband-) Orden
[* 11] (s. d.). Amadeus
setzte die Unteilbarkeit
der savoyischen Lande und ihre Vererbung nach dem Erstgeburtsrecht fest, was 1439 durch Amadeus
VIII. und 1470 durch Amadeus IX. bestätigt
wurde. -
Vgl. die Biographien von Stefani (Tur. 185)3), Biré (Chambéry 1869), Foucard (Modena 1878), Datta, Spedizione in Oriente di A VI. (Tur. 1826).
Amadeus
VII. (VI.), der Rote, geb. Sohn des vorigen, folgte seinem Vater 1379 in Bresse, 1383 in Savoyen. Im Bunde mit
Karl VII. von Frankreich kämpfte er in Flandern, dann gegen die Markgrafen von Saluzzo und Montferrat und ward von den Rivierastädten
Barcelonetta, Ventimiglia und Nizza
[* 12] zum Schutzherrn berufen, die so den Bedrängnissen des Krieges zwischen Ludwig II. von Anjou
und Wladislaw von Ungarn
[* 13] zu entgehen suchten. Amadeus
starb
Amadeus
VIII., der Friedfertige, als Papst Felix V. (s. d.) genannt, erster
Herzog von Savoyen, Sohn des vorigen, geb. zu Chambéry, trat,
nachdem er den Markgrafen von Saluzzo aufs neue zur Unterwerfung genötigt und vermittelnd in den Streit zwischen den Häusern
Orléans
[* 14] und Burgund eingegriffen hatte, mit Kaiser Sigismund in Verhandlungen wegen Beseitigung des Schismas, unterstützte
ihn mit Truppen gegen die Hussiten und erhielt dafür Febr. 1419 die Herzogswürde. 1418 hatte Piemont
sich nach dem Erlöschen der ältern Linie Savoyen für ihn erklärt; von Montserrat erlangte er 1432 die Abtretung der nördlich
vom Po gelegenen Gebietsteile. 1422 erwarb er durch Kauf die Grafschaft Genf.
[* 15] Als ein Mordanfall auf ihn versucht ward, dankte er 1433 zu
Gunsten seines Sohnes ab. Vom Baseler Konzil an Stelle Eugens IV. zum Papst gewählt, wurde er in
Basel
[* 16] gekrönt, verzichtete aber April 1449 und starb in Genf.
Amadeus
IX. (VIII.), der Glückliche, Enkel des vorigen, geb. folgte 1465 seinem
Vater, dem Herzog Ludwig. Gatte der Jolanthe, Schwester Ludwigs XI. von Frankreich, unterstützte er diesen
gegen Johann von Bourbon und die «Ligue du bien public». Nachdem sein Bruder Philipp von Bresse mit Glück für ihn gegen Mailand
und Montserrat gekämpft (1467) und er selber 1468 ein zehnjähriges Bündnis mit Venedig
[* 17] geschlossen hatte,
übertrug er krankheitshalber 1469 seiner Gattin die Regierung. Seine damit unzufriedenen Brüder nahmen Amadeus
gefangen und zwangen
ihn im Frieden von Chambéry, ihnen Anteil an der Regierung zu gewähren. Nach seinem kurz darauf erfolgten Tode, zu
Vercelli, führte Jolanthe die Regierung als Vormünderin des jungen Philibert.