Nachdem er 1833 an den
WienerKonferenzen teilgenommen hatte, ward er 1835 nachMaassensTod zum Finanzminister
ernannt. Ein echt preußischer
Beamter, nüchtern, verständig, praktisch-umsichtig und für vernünftige
Reformen empfänglich,
verwaltete er sein
Amt mit ersprießlichem Erfolg und hielt Sparsamkeit und
Ordnung in den
Finanzen aufrecht. An der Begründung
des
Zollvereins hatte er beträchtlichen
Anteil. Am wurde er auf seinenWunsch von der Leitung
des
Finanzministeriums entbunden, blieb aber, mit einem Teil der unmittelbaren
Vorträge in allgemeinen Landesangelegenheiten
betraut, in der Umgebung des
Königs, bis er im Juni 1844 ganz in den
Ruhestand trat.
Seitdem lebte Alvensleben meist auf seinem
GutErxleben in der
Altmark. Im J. 1849 wurde er zum Mitglied der Ersten
Kammer gewählt, wo er eine besondere
Fraktion bildete und zwischen der neuen
Gesetzgebung und den altpreußischen Verwaltungsmaximen
zu vermitteln suchte; 1850 nahm er als preußischer
Bevollmächtigter an den
DresdenerKonferenzen teil, und 1854 erfolgte seine
Ernennung zum Mitglied des preußischen
Herrenhauses auf Lebenszeit. Er starb in
Berlin.
alte adlige, jetzt zum Teil gräfl. Familie, ursprünglich im Magdeburgischen und
in der Altmark ansässig, im Stammhaus Alvensleben an der Bever urkundlich 1163 nachweisbar. Das Haus teilte sich in der Folge in drei
Hauptlinien, eine rote, schwarze und weiße, von denen die rote in ihren beiden Zweigen zu Erxleben und zu Kalvörde 1534 und 1553 erloschen
ist. Die Schwarze Linie schied sich im Anfange des 16. Jahrh. durch die Brüder Ludolf und Joachim von in den Ludolfinischen
und in den Joachimschen Zweig.
Der Ludolfinische zerfiel in das 1696 erloschene Hundisburger und das noch blühende Haus Neugattersleben. Zu diesem gehörte
Philipp Karl vonAlvensleben, geb. zu Hannover. Unter Friedrich Wilhelm II. von Preußen, mit dem zusammen
er erzogen war, führte er verschiedene diplomat. Sendungen aus und ging 1788 als außerordentlicher preuß.
Gesandter nach den Niederlanden und England. Am wurde er zum Staatsminister des Auswärtigen ernannt, in
den preuß. Grafenstand erhoben und starb zu Berlin. - Zu dem Joachimschen Zweige zählte der preuß. Staatsminister
Albrecht von Alvensleben (s. d.), dessen Vater 1798 in den preuß. Grafenstand erhoben war. Ferner gehört hierher das Haus Alvensleben-Schönborn
auf Erxleben II. und auf Ostrometzko, gräflich nach dem Recht der Erstgeburt durch preuß. Verleihung
vom - Die Weiße Linie schied sich mit den drei Söhnen des Joachim Valentin von in drei Äste zu Isernschnibbe (ausgestorben
1680), Eimersleben (ausgestorben 1731) und Erxleben, noch jetzt blühend. Aus diesem erhielten die BrüderFriedrich Wilhelm
August von Alvensleben, geb. gest. ¶
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und Ferdinand Friedrich Ludolf, geb. gest. von Friedrich Wilhelm IV. den Grafentitel
nach dem Recht der Erstgeburt, der für den Erstgenannten jedoch wegen nicht erfüllter Bedingungen auf seine Person beschränkt
blieb. -
Vgl. Wohlbrück, Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlechte von Alvensleben (3 Bde.,
Berl. 1819-29);
Albr., Graf von, preuß. Staatsminister, geb. zu Halberstadt
als ältester Sohn des nachmaligen braunschw. Ministers Grafen Ernst von Alvensleben, studierte 1811 in Berlin die
Rechte, trat nach dem Ausbruch der Befreiungskriege als Freiwilliger in die Gardekavallerie ein und machte den Feldzug von 1815 als
Sekondelieutenant mit. Nach dem Frieden begann er 1817 als Auskultator beim Stadtgericht zu Berlin seine jurist. Laufbahn und
wurde 1826 Kammergerichtsrat.
Nach dem Tode seines Vaters (1827) nahm er den Abschied, um seine zahlreichen Güter zu verwalten; aber schon
im Nov. 1833 ward er zum Geh. Justizrat und zum Mitglied des Staatsrates ernannt und 1834 als zweiter preuß. Abgeordneter
zu den Wiener Konferenzen gesandt. Die Notwendigkeit der Erhaltung der Freundschaft zwischen Österreich
[* 21] und Preußen im Geiste
der Verträge von 1815 bildete das Grundelement seiner polit. Anschauungen. 1835 erhielt Alvensleben das Finanzministerium. In dieser
Stellung erwarb er sich namentlich Verdienste um die Entwicklung des Deutschen Zollvereins. Er legte 1842 sein Portefeuille nieder,
behielt aber als Kabinettsminister einen Teil der Vorträge beim Könige in allgemeinen Landesangelegenheiten bis 1844 und
lebte sodann in seinem Schlosse zu Erxleben. 1819 wählte ihn sein Kreis
[* 22] zum Mitgliede der Ersten Kammer, wo er eine besondere
Fraktion leitete, deren Aufgabe sein sollte, die octroyierte Verfassungsurkunde so zu gestalten, daß es möglich würde, damit
im Sinne der alten preuß. Verwaltung zu regieren. Als preuß. Bevollmächtigter bei den Dresdener Konferenzen
1850/51 wirkte er für Rückkehr zum alten Bundestage. 1851 sandte ihn der König nach Wien,
[* 23] um auf Österreichs Vorgehen gegen
Rußland einen mäßigenden Einfluß auszuüben. Er wurde in demselben Jahre zum Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit
ernannt und starb in Berlin.
Gust. von, preuß. General der Infanterie, geb. zu Eichenbarleben in der preuß.
ProvinzSachsen,
[* 33] wurde im Kadettenkorps erzogen, trat 1821 als Offizier in das Alexander-Garderegiment,
wurde 1841 Hauptmann, 1847 unter Versetzung in den Großen Generalstab Major, 1849 Chef des Stabes beim Kommando des mobilen
Armeekorps in
Baden und verblieb in dieser Stellung während des pfälzisch-bad. Feldzugs. Vom J. 1850 an war Alvensleben Generalstabschef
des 8. Armeekorps. 1854 wurde er zum Generalstabschef beim Militärgouvernement der Rheinprovinz
[* 34] und Westfalens
ernannt. 1855 zum Oberst avanciert, wurde Alvensleben 1858 zur Dienstleistung beim Prinzen von Preußen kommandiert und dann zum Generalmajor
befördert.
Bereits 1861 aber zum Generaladjutanten des Königs und 1863 zum Generallieutenant ernannt, wohnte er dem Feldzuge 1866 im
Hauptquartier des Königs bei, übernahm 30. Okt. das Kommando des 4. Armeekorps und wurde 1868 General der
Infanterie. Im Deutsch-FranzösischenKriege von 1870 und 1871 führte Alvensleben das 4. Armeekorps und nahm an den schlachten von Beaumont
und Sedan
[* 35] sowie an den Kämpfen vor Paris in hervorragender Weise Anteil. Am wurde ihm der nachgesuchte
Abschied bewilligt. Alvensleben starb zu Gernrode.
Gustav Hermann von, preuß. General der Kavallerie, geb. zu Rathenow, trat 1844 als Sekondelieutenant
in das 6. Kürassierregiment ein, wurde 1857 zum Topographischen Bureau und im Mai 1858 als Adjutant zum Prinzen
FriedrichKarl vonPreußen kommandiert. Im Febr. 1859 wurde Alvensleben Hauptmann im Generalstabe, 1861 in das 3. Garde-Ulanenregiment
versetzt, im März 1863 in den Generalstab zurückversetzt und zum Major befördert. Im Feldzug gegen Dänemark 1864 nahm
Alvensleben an der Erstürmung der Düppeler Schanzen teil, 1866 war er in Böhmen
[* 36] als Generalstabsoffizier beim
Kavalleriekorps der Ersten Armee und focht bei Münchengrätz, Gitschin und Königgrätz, wurde im September zum Großen Generalstabe
versetzt, aber 30. Okt. zum Commandeur des neuerrichteten schleswig-holstein. Ulanenregiments
Nr. 15 ernannt und im Juli 1870 zum Oberst befördert. Alvensleben führte dieses
Regiment im Deutsch-FranzösischenKriege mit Auszeichnung in den Schlachten
[* 37] von Colombey-Nouilly, Bionville
und Gravelotte, wurde bei Epernon verwundet, empfing das Eiserne Kreuz
[* 38] erster Klasse und den Orden pour le merite und erwarb
sich den Ruf eines hervorragend tüchtigen Kavallerieoffiziers. Er wurde 1873 Commandeur der 19. Kavalleriebrigade in Hannover
und 1874 Generalmajor, im Febr. 1880 Generallieutenant und Commandeur der 10. Division in Posen, März 1886 kommandierender
General des 5. und Mai 1886 kommandierender General des 13. (württemb.) Armeekorps. 1887 wurde er General der Kavallerie. Okt. 1890 von
seinem Kommando abberufen, lebt Alvensleben seitdem in Jagsthausen (Württemberg)
[* 39] und in Berlin.
Konstant. von, preuß. General der Infanterie, Bruder von Gustav von Alvensleben, geb. zu
Eichenbarleben in der preuß. ProvinzSachsen, trat 1827 aus dem Kadettenkorps als Sekondelieutenant in das Alexanderregiment
ein, in welchem er nach 26 Jahren bis zum Major aufstieg. 1858 zum Oberstlieutenant befördert, wurde Alvensleben 1860 Chef der Abteilung
für die Armeeangelegenheiten im Kriegsministerium, in demselben Jahre Oberst und 1861 Commandeur des
Kaiser-Alexander-Garde-Grenadierregiments. Nach dem DänischenKriege von 1864 wurde er Generalmajor, nach dem DeutschenKriege
von 1866, in welchem er die 2. Gardebrigade und dann die 1. Gardedivision ruhmvoll führte, avancierte er zum Generallieutnant.
BeimAusbruche des Deutsch-FranzösischenKrieges von 1870 wurde Alvensleben zum kommandierenden General des 3.
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Armeekorps ernannt, das an der Entscheidung der ersten Kämpfe einen Hauptanteil hatte, faßte sodann selbständig den für
das Schicksal der franz. Rheinarmee verhängnisvollen Entschluß, mit dem 3. Armeekorps16. Aug. die bei Bionville und Mars-la-Tour
wahrgenommenen feindlichen Streitkräfte anzugreifen, und führte diesen Entschluß erfolgreich durch, so daß das feindliche
Heer westlich von Metz zum Stehen gebracht wurde. Ferner war Alvensleben an der Schlacht von Gravelotte beteiligt
und führte nach der Übergabe von Metz sein Korps gegen die Loirearmee. Während des Winterfeldzugs 1870 und 1871 nahm er
an den Schlachten von Beaune-la-Rolande, Orléans, Vendôme und Le Mans
[* 41] hervorragenden Anteil. Er wurde 1873 als
General der Infanterie zur Disposition gestellt und starb, nachdem er kurz zuvor den SchwarzenAdlerorden erhalten hatte, Das
ehemalige Fort Plappeville bei Metz führt seit 1873 seinen Namen.