Titel
Alvensleben
,
alte adlige, teilweise gräfliche, im Magdeburgischen u. in der Altmark ansässige Familie, die 1163 zuerst erwähnt wird und noch in vier Linien blüht.
Vgl. Wohlbrück, Geschichtliche
Nachrichten von dem
Geschlecht
v. Alvensleben
(Berl. 1819-29, 3 Bde.);
v. Mülverstedt, Codex diplomaticus Alvenslebianus (Magdeb. 1877 ff.).
Bemerkenswert sind:
1)
Albrecht,
Graf von, preuß. Staatsminister, geb. zu
Halberstadt
[* 3] als Sohn des frühern braunschweigischen
Ministers und brandenburgischen
Landtagsmarschalls
Grafen
Johann
August
Ernst
v. Alvensleben
(gest. 1826), studierte in
Berlin
[* 4]
Jurisprudenz, nahm 1813-15 als Freiwilliger an dem
Befreiungskrieg teil und begann 1817 als
Auskultator bei dem Stadtgericht zu
Berlin seine Beamtenlaufbahn. Im J. 1826 zum Kammergerichtsrat ernannt, trat
er 1827 nach dem
Tod seines
Vaters aus dem
Staatsdienst, um seine bedeutenden
Güter in der
Altmark und im Magdeburgischen zu
verwalten, ward aber 1833 als Mitglied des
Staatsrats vom König wieder in den
Staatsdienst zurückberufen.
Nachdem er 1833 an den Wiener Konferenzen teilgenommen hatte, ward er 1835 nach Maassens Tod zum Finanzminister ernannt. Ein echt preußischer Beamter, nüchtern, verständig, praktisch-umsichtig und für vernünftige Reformen empfänglich, verwaltete er sein Amt mit ersprießlichem Erfolg und hielt Sparsamkeit und Ordnung in den Finanzen aufrecht. An der Begründung des Zollvereins hatte er beträchtlichen Anteil. Am wurde er auf seinen Wunsch von der Leitung des Finanzministeriums entbunden, blieb aber, mit einem Teil der unmittelbaren Vorträge in allgemeinen Landesangelegenheiten betraut, in der Umgebung des Königs, bis er im Juni 1844 ganz in den Ruhestand trat.
Seitdem lebte Alvensleben
meist auf seinem
Gut
Erxleben in der
Altmark. Im J. 1849 wurde er zum Mitglied der Ersten
Kammer gewählt, wo er eine besondere
Fraktion bildete und zwischen der neuen
Gesetzgebung und den altpreußischen Verwaltungsmaximen
zu vermitteln suchte; 1850 nahm er als preußischer
Bevollmächtigter an den
Dresdener
Konferenzen teil, und 1854 erfolgte seine
Ernennung zum Mitglied des preußischen
Herrenhauses auf Lebenszeit. Er starb in
Berlin.
2) Gustav von, preuß. General, geb. wurde im Kadettenkorps erzogen und 1821 Offizier, trat 1847 als Major in den Großen Generalstab und war 1849 Chef des Generalstabs bei dem Armeekorps in Baden, [* 5] wo er mit dem damaligen Prinzen von Preußen, [* 6] spätern Kaiser Wilhelm I., Freundschaft schloß. Er ward 1855 Oberst, 1858 Generalmajor, 1861 Generaladjutant des Königs, 1863 Generalleutnant und machte den Feldzug von 1866 im Hauptquartier des Königs mit. Ende Oktober 1866 wurde er zum kommandierenden General des 4. Armeekorps und im März 1868 zum General der Infanterie ernannt. Er befehligte das 4. Armeekorps im deutsch-französischen Krieg 1870/71 und erfocht den Sieg bei Beaumont während das Korps in dem weitern Krieg nur an der Belagerung von Paris [* 7] teilnahm, sonst aber keine Gelegenheit zu größern Kämpfen fand. Im J. 1872 ward zur Disposition gestellt und starb in Gernrode.
3)
Konstantin von, preuß.
General,
Bruder des vorigen, geb. wurde im Kadettenkorps gebildet und 1827
Offizier, trat 1853 als
Major in den
Großen
Generalstab und 1860 als
Chef der Abteilung für Armeeangelegenheiten in das
Kriegsministerium. Im J. 1866 befehligte
er als
Generalmajor die 2.
Brigade der 1. Gardeinfanteriedivision, die sich in dem
Gefecht bei
Soor 28. Juni auszeichnete
und 3. Juli durch die Erstürmung und Behauptung von
Chlum die
Schlacht bei
Königgrätz
[* 8] entschied. Alvensleben
kommandierte bei
Soor das
Gros, bei
Chlum die
Avantgarde der
Division.
Während des deutsch-französischen Kriegs führte er als Generalleutnant das 3. (brandenburgische) Armeekorps, an dessen Spitze er an den wichtigsten Kämpfen hervorragenden Anteil nahm, so 6. Aug. an dem Treffen von Spichern, besonders aber 16. Aug. an der Schlacht bei Vionville, wo er die von Metz [* 9] abziehende französische Armee durch seinen Angriff zum Stehen brachte und, allerdings unter großen Verlusten, bis zum Eintreffen von Verstärkungen am Nachmittag festhielt. Ebenso hatte er an den Kämpfen vor Orléans [* 10] im Dezember 1870 und an der Schlacht von Le Mans [* 11] im Januar 1871 bedeutenden Anteil. Im J. 1871 zum General der Infanterie ernannt, nahm er 1873 seinen Abschied.