Aluminiumh
ydroxyd
(Aluminiumoxydhydrat, Thonerdehydrat) findet sich in der Natur als Diaspor Al2O3.H2O, als Bauxit Al2O3.2H2O und als Gibbsit Al2O3.3H2O und wird als farbloser, gelatinöser Niederschlag, der zu einer gummiartigen Masse austrocknet, aus Chloraluminium, schwefelsaurer Thonerde oder Alaun [* 2] durch Ammoniak, aus kalter Thonerdenatronlösung durch Kohlensäure gefällt, während es aus Thonerdenatronlösung bei 50° als sehr dichtes Pulver abgeschieden wird. Es ist farb-, geruch- und geschmacklos, löst sich nicht in Wasser, leicht in Säuren unter Bildung von Thonerdesalzen und in Kali- und Natronlauge unter Bildung von Kalium- und Natriumaluminat.
Derartige
Aluminate bildet Aluminiumh
ydroxyd auch mit andern
Basen. Es besitzt in hohem
Grade die
Eigenschaft, organische
Stoffe aus ihren
Lösungen
niederzureißen. Man benutzt es daher zur
Reinigung von Trinkwasser und namentlich zur
Darstellung von
Farblacken, indem
man es
in
Lösungen von organischen
Farbstoffen fällt. Außerdem dient es zum
Entfärben und
Scheiden des Runkelrübensafts
und zur
Darstellung andrer Thonerdeverbindungen.
Beim
Glühen verliert das Aluminiumh
ydroxyd
Wasser und hinterläßt
Aluminiumoxyd.
Das Natriumaluminat (Thonerdenatron) Na2Al2O4 wird aus Kryolith (s. d.) oder aus Bauxit dargestellt. Letzterer, aus Thonerde, Eisenoxyd und wenig Kieselsäure etc. bestehend, wird gepulvert mit Natronlauge gekocht oder mit kalcinierter Soda im Flammofen geschmolzen. Die Schmelze wird ausgelaugt und die geklärte Lösung zur Trockne verdampft. Auch durch Schmelzen mit Glaubersalz und Kohle oder mit Kochsalz unter Zuleitung von erhitztem Wasserdampf kann der Bauxit verarbeitet werden.
Thonerdenatron ist farblos, löst sich leicht in kaltem und heißem Wasser, absorbiert an der Luft Feuchtigkeit und Kohlensäure und gibt dann eine trübe Lösung. Durch Kohlensäure, doppeltkohlensaures und essigsaures Natron und durch Salmiak wird es vollständig zersetzt. Es dient als Beize in der Färberei und Kattundruckerei, zur Darstellung von Farblacken, Milchglas, reiner Thonerde, künstlichen Steinen, zum Härten von Steinen, zum Leimen des Papiers, zum Verseifen der Fette in der Stearinsäurefabrikation etc. Es wurde schon 1819 von Macquer und Hausmann und 1832 von Döbereiner besonders den Färbern empfohlen, aber erst das Auftreten des Kryoliths führte zur fabrikmäßigen Darstellung von Thonerdenatron, welches freilich nur auf Soda und schwefelsaure Thonerde weiter verarbeitet wurde.
Erst in neuester
Zeit hat es in
Frankreich,
England und
Nordamerika
[* 3] die angedeutete Verwendung gefunden. Das Calciumaluminat
spielt beim Erhärten des
Zements eine
Rolle; Magnesiumaluminat kommt als
Spinell,
[* 4] Berylliumaluminat als
Chrysoberyll, Zinkaluminat
als
Gahnit in der
Natur vor. Diese
Edelsteine
[* 5] kann man durch Erhitzen des Aluminiumh
ydroxyds und der entsprechenden
Oxyde mit
Borsäure (als Lösungsmittel) bei Weißglut künstlich darstellen. Baryumaluminat, durch
Glühen von
Schwerspat mit
Kohle und
Thonerde in überhitztem Wasserdampf dargestellt, dient als Beizmittel in der
Färberei.