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sondern auch drei schöne Fragmente einer altsächs. Genesisdichtung entdeckt, die in 337 allitterieren- den Verszeilen Adams Klagen nach der Vertreibung aus dem Paradies, Kains Brudermord und den Untergang Sodoms darstellen. Das erste dieser Fragmente stimmt zu der Partie der angelsächs. Genesis, für die Sievers schon 1875 eine altsächs. Vorlage erschlossen hatte. Daß der Dichter des Heliand, den man neuerdings wiederholt für einen Laien erklärt hat, auch diese Genesis gedichtet habe, ist möglich, aber keineswegs sicher; die altsächs. Ge- nesis zeigt bei entschiedener Verwandtschaft der Be- handlungsweise doch eine geringere Kunst und Kraft. [* 3]
Vgl. Zangemcister und Braune, Bruchstücke der altsächs.
Vibeldichtung aus der IMIioti^ca?Hia- twH (Heidelb. 1894); Kögel, Die altsächs. Genesis (Strahb. 1895); Vetter, Die neuentdcckte deutsche Bibeldichtung des 9. Jahrh. (Bas. 1895). -
Neuere Untersuchungen (von Iostes in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 40) haben wahrscheinlich gemacht, daß die Mehrzahl der altfächs. Sprachdenk- mäler (vielleicht auch Heliand und Genesis) dem Osten des sächs. Gebietes angehören, der Gegend von Magdeburg, [* 4] Hildesheim, [* 5] ja Hamburg, [* 6] nicht dem Westfälischen oder gar der frank. Grenze. Eine neue große Ausgabe der kleinern «Altsächs. Sprach- denkmäler» veranstaltete Gallen (Leid. 1894; Faksi- milesammlung ebd. 1895). * Altsohl hat (1890) 5446 slowak. und magyar.E.
^Aluminium. In der technischen
Darstellung des Aluminium
hat man das
Verfahren der Gebrüder Cowles (1885) und
auch dasjenige Hiroults (1886), wodurch
Aluminiumlegierungen auf elektrolytischem Wege gewonnen wurden, heute verlassen, hauptsäch-
lich, weil man inzwischen die Herstellung der
Legie- rungen durch Zusammenschmelzen der vctreffenden Metalle mit reinem Aluminium
für
vorteilhafter erkannt hatte. Man stellt jetzt das reine, unlegierte Aluminium
auf elcktrolytischem
Wege dar.
Gleichzeitig und unab- hängig voneinander waren der bereits erwäbnte franz. Metallurg Heroult und der damalige Che- miker der Allgemeinen Elcktricitätsgefellschaft, M. Kiliani, dazu gelangt, hierfür ein Verfahren aus- findig zu machen, das jetzt von der Alummium-In- dustrie-Aktiengesellschaft Neuhausen (Schweiz) [* 7] und deren Schwestergesellschaft, der 8oci6t6 eiectro- inEtailui-LihiiI ti-HN9ai86 zuFroges (Depart. Isöre), ausgeübt wird. Dasselbe, in seinen Einzelheiten geheimgehalten, beruht darauf, daß man zunächst den Prozeß durch Herstellung einer Kupferalu- miniumlegicrung einleitet und später nur Thonerde nachfüllt.
Indem man die zuerst gebildete
Legierung absticht, erhält man später reines Aluminium.
Neuerdings hat sich die
Gesellschaft ein
Verfahren patentieren lassen, nach welchem die
Thonerde durch
Aluminium- sulfid ersetzt wird. In Amerita ist
das dem vorigen ähnliche
Ver- fahren von
Hall
[* 8] auf dem Werke der ^ittädui-^Ii 156- äuction lüoiup^n^ zu
Kensington und neuerdings
am Niagarafall in Anwendung. Das
Verfahren besteht in der
Elektrolyse
[* 9] geschmolzenen Kryoliths unter Erneuerung
des
Bades durch reine
Thonerde. In
Amerika
[* 10] ist die ?itt8dui-^1i Neäuction OoinMi^ die einzige Aluminium
fabrik. In England kommt
das Werk der Lritigii ^luininium OoniMn^ am Foyersfall
(Schottland) in nächster Zeit
in Betrieb.
Ganz reines Aluminium
wird durch
Speisen und Getränke sehr wenig angegriffen, fo daß die Verwendung des Metalls
zu Kochgeräten, Feldflaschen u. dgl. ganz '. unbedenklich
ist. Eine charakteristische Eigenschaft des Aluminium
, durch Reibung
[* 11] am
Glas
[* 12] zu haften, wird benutzt, um stlberähnliche Ausschmückungen
auf
Glas, die durch Waschcn und Reiben nicht entfernt werden, hervorzubringen. Durch eine Natronbeize erhält das den ber
Lurusgegenständcn beliebten matten
Farbenton.
Durch Verreiben einer konzentrierten Kupfcrvitriollösung mit Zinnpulver oder Schlämm- kreide läßt
sich nach Göttig das Aluminium
gleichmäßig ver- kupfern ; durch Verreiben einer Pinksalzlösung mit einer Messingbürste
kann das Metall verzinnt wer- den. Das verkupferte Metall läßt sich leicht vernickeln sowie versilbern und vergolden.
Aluminium
- amalgam, erhalten durch Ausreiben von
Queck- silber auf Aluminium
, wird schon durch feuchte Luft so lebhaft
oxydiert, daß es sich in kürzester Fnst mit langen Auswitterungen von
Thonerde bedeckt.
Man hat das
Amalgam daher als energisches Reduktions- mittel, besonders für organisch-präparative Zwecke, empfohlen.
Große
Schwierigkeiten macht immer noch das Löten des Metalls; ob und welche von den vielen empfohlenen
Verfahren
sich bewähren, ist nicht bekannt. Das am meisten angewandte Lot ist das von der Neuhausener Fabrik in den
Handel ge- brachte
von I. W. Richards. Bemerkenswert ist die Durchlässigkeit des Aluminium
für Nöntgensche
Strahlen.
Statistisches.
Der eigentliche Aufschwung der Aluminium
industrie datiert seit dem Ende des Jah- res 1891, als die
Aluminium-Industrie-Aktien-
gesellschaft den Preis des Aluminium plötzlich auf 5 M. pro
Kilogramm herabsetzte, und sich ihm dadurch eine Reihe von neuen Verwendungen
erschlossen. 1890 produzierte genannte Gesellschaft nur etwa 38 500 kF, 1891 bereits 165169, 1892: 237 395 und 1893: 437 476 K3.
Die AwmwwnvIndustrie- Aktiengcsellschaft benutzt einen
Teil der Wasser- kraft des Rheinfalls bei Neuhausen
(4000 effek- tive Pferdestärken).
Die Preise des Aluminium seit seiner ersten technischen Herstellung zeigt folgende Tabelle: Jahre 1855 1856 1857 1857-86 1886 1888 Febr. 1890 Sept. 1890 Febr. 1891 Juli 1891 Nov. 1891-93 1894 1895 1896 Fabrikanten Preis fürikg M. Deville in Glaciere ! 1000,00 « » « 300,00 Morin in Nanterre 240,00 Merle ck Comp., Saliudres . . . j 100,00 Aluminium- und Magnesiumfabrik Hemelingen 70,00 ^Nianc» Xiniuinium OompÄii^ . 47,50 Aluunnium-Industrie-Aktieugesclb schaft Neuhausen Dieselbe 27,60 15,20 12,00 8,00 5,00 4,00 3,50 3,00 Verwendung. Aluminium findet als Ersatz für ein an- deres Metall, Horn oder Holz [* 13] vielfach Verwendung zu Gebrauchs- und Luxusgegenständcn, wie Schlüs- seln, Kämmen, Griffeln, Federhaltern, Messersckalen, Tisch- und Tafelgeräten, Kochgeschirren, Trichtern, Dosen, Etuis aller Art, Schmuckwaren, zu Artikeln für militär. Zwecke, wie Feldflaschen, Feldkesseln, Zeltbeschlägen, Steigbügeln, Hufbeschlägen, für marine und aeronautische Zwecke, wie Naphtha-, Segel-, Retrungs-, Torpedo-, Sporldoote, Luft- ballonteile, zu Maschinenteilen für Weberei [* 14] und Spinnerei, als Ersatz der Lithographiesteine, zu Instrumenten verschiedener Art, wie Wagen und ¶