Staates, welche schon vor 1815 oder
auch schon vor 1806 unter dem preuß. Scepter gestanden haben, vorzugsweise aber
Ost- und Westpreußen,
[* 3]
Pommern
[* 4] und die
Mark Brandenburg,
im Gegensatz zu Neupreußen, den später hinzugekommenen
Provinzen.
die östliche Hälfte der ehemaligen ProvinzPreußen,
[* 6] die von 1878 an
eine eigne Provinz bildet, grenzt im N. an die Ostsee und Rußland, im Osten und S. an das russische Polen
und im W. an Westpreußen und hat einen Flächenraum von 36,980 qkm (671,63 QM.).
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Die Provinz liegt im Norddeutschen Tiefland, ist aber durchaus keine Ebene, sondern bietet eine
große Abwechselung von Hügelland und ebenen Flächen dar. Von W. nach Osten durchzieht sie in der südlichen Hälfte der
Uralisch-Baltische Landrücken in großer Breite
[* 15] als Ostpreußische Seenplatte, die gegen die nördliche Küstenebene etwa
mit der Linie abfällt, welche die StädteFrauenburg, Allenburg und Stallupönen verbindet. In diesem Rand
liegen der Schloßberg westlich von Preußisch-Eylau (216 m), der Kucklinsberg bei Darkehmen (164 m) und die Plickener Berge,
südlich von Gumbinnen
[* 16] (118 m). Im S. dacht sich die Seenplatte zu einer ebenen Landschaft ab, die an Waldungen
und Sumpfstrichen reich ist und sich weit nach Polen hinein ausdehnt. In dieser Abdachung sind die Goldberge (235 m), am südlichen
Rande der Forst
[* 17] von Napiwoda und der Damerau (208 m), nördlich von Ortelsburg, bemerkenswert.
Auf der Höhe des Landrückens sind wiederum drei Hochflächen zu unterscheiden. Die erste liegt südlich
von Osterode
[* 18] und von den Seen des Oberländischen Kanals und hat in der Kernsdorfer Höhe ihren höchsten Gipfel (313 m);
die
zweite, zwischen den Seen an der obern Alle und den MasurischenSeen, ist außerordentlich reich an Seen und erhebt sich im Voigtsdorfer
Berg, östlich vom Großen Lauternsee, zu 221 m Höhe;
die dritte endlich, im Osten der MasurischenSeen, bildet
einen flach gewölbten Rücken, auf dessen Seiten im S. und N. auf niedern Platten ansehnliche Waldungen liegen;
die wichtigsten
Höhenpunkte sind hier: der Pillacker Berg (219 m), die GoldaperBerge (272 m), der SeeskerBerg (310 m) und
der Woitowosberg an der Grenze östlich von Goldap (283 m).
In der Küstenebene treten noch einzelne beträchtliche Erhebungen
hervor, so der Signalberg am rechten Memelufer bei Ragnit (80 m), der Galtgarben (110 m) und der Kleine Hausenberg (90 m) im
Samland etc. Unterhalb Tilsit
[* 19] erstreckt sich die fruchtbare TilsiterNiederung (s. Tilsit). Kahle, 5062 m ansteigende
Dünenketten ziehen sich an der Küste entlang. Die größte Einbuchtung der Ostsee, die Danziger Bucht, hat zur Ostpreußen geringere
Bedeutung, da sie nur den nordöstlichsten Teil der Frischen Nehrung und die Westküste des Samlandes berührt.
Die sehr zahlreichen Landseen der Provinz bilden mehrere Gruppen. Die Masurische
Seengruppe
(s. Masuren), im südlichen Teil des Regierungsbezirks Gumbinnen, enthält zunächst den Rosch- und den
Spirdingsee mit zahlreichen Verzweigungen, den Löwentin- und Mauersee, alle vier durch die Masurische Wasserstraße verbunden;
ferner sind daselbst: der Mucker-, Nieder-, Arys-, Lyk-, Große Sellment-, Raygrod-, Laszmiaden- und Szonstagsee, die kleinere
Seengruppe bei der Oberförsterei Rothebude und vereinzelt auf der polnischen Grenze der Wysztyter See, aus dem die Pissa entspringt.
Das Klima
[* 26] ist gesund, aber rauher als in irgend einem andern deutschen Lande (Durchschnittstemperatur
auf dem Landrücken 6,3,° nahe der Küste 6,7° C., die mittlere Temperatur des Januars 4,7 C.). Die jährliche
Regenmenge beträgt etwa 53-69 cm.
Der Großgrundbesitz ist unter den sechs nordöstlichen Provinzen des preußischen Staats hier und in Westpreußen am wenigsten
vertreten; auf denselben kommen, wenn man die Grundstücke von mehr als 150 Hektar dazu rechnet, in beiden Provinzen 44 Proz.,
dagegen auf den eigentlichen Bauernstand mit Grundstücken von 880 Hektar 45 Proz. von der Fläche des Grundbesitzes
überhaupt. Von der Gesamtfläche der Provinz entfallen 51,8 Proz. auf Acker und Gärten, 12,7 auf Wiesen, 10,8 auf Weiden, 17,9
Proz. auf Waldungen.
Die größten Ackerflächen haben die Kreise
[* 31] der Küstenebenen südlich vom Pregel. Dieses Gebiet ist zugleich auch das fruchtbarste
der ganzen Provinz, der Thonboden leidet aber mehrfach durch Mangel an Entwässerung und durch ungünstige
klimatische Einflüsse. Das schlechteste Ackerland findet sich in der südlichen Abdachung der Seenplatte; nicht minder ungünstig
sind die Bodenverhältnisse im N. vom Memelthal, von Tilsit bis Memel, wo umfangreiche Landstriche nur als Weideländereien
benutzt werden. Roggen, Hafer,
[* 32] Weizen und die Kartoffeln sind die Hauptfrüchte des Feldes; mehrfach wird
noch die graue Erbse angebaut. Garten- und Obstbau werden in mehreren Kreisen der Mitte und im Memelthal getrieben; sehr gering
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mehr
sind diese Kulturzweige aber auf dem Landrücken und in der südlichen Grenzregion der Provinz. Flachsbau ist vorzüglich
im Ermeland von Bedeutung. Vorzügliche Wiesen gibt es am Pregel bei Königsberg; umfangreich, obschon weniger gut, sind sie
auch in mehreren Kreisen des Regierungsbezirk Gumbinnen, besonders in der TilsiterNiederung. Die Waldungen sind
im südlichen Teil der Provinz bedeutend; daselbst sind auf der Höhe des Landrückens die Osteroder Heide, die Waldungen an der
obern Alle, der Forst von Napiwoda, die Romintische Heide und der Forst von Rothebude und in der südlichen Abdachung der Seenplatte
die Johannisburger Wildnis mit der OrtelsburgerHeide.
Auch die Rindviehzucht erfreut sich einer steigenden Bedeutung. Die Schafzucht ist am erheblichsten in den Kreisen der Mitte.
Von wilden Tieren sind besonders hervorzuheben: der Edelhirsch, der hier fast seine Ostgrenze erreicht,
und das Elentier, das noch in der Stärke
[* 38] von etwa 100 Stück im Ibenhorster Forst am KurischenHaff gehegt wird;
Geschichte des LandesPreußen im allgemeinen und der Provinz Ostpreußen insbesondere.
Der an der Ostseeküste gefundene Bernstein machte Preußen frühzeitig zu einem des Handels wegen besuchten Lande. Der griechische
Seefahrer Pytheas (um 320 v. Chr.) nennt die Guttonen (Gutten oder Gudden, ein Volk litauischen Stammes) als
Einwohner. Tacitus nennt die Bewohner Ästier, d. h. Ostleute. Diese schickten um 500 n. Chr. eine Gesandtschaft mit Bernsteingeschenken
an den Ostgotenkönig Theoderich d. Gr. nach Italien.
[* 47] Späterhin verschwand der gemeinsame NameÄstier oder Esthen und ging auf
ein weiter ostwärts gelegenes Volk, die finnischen Bewohner Esthlands, über.
Der BischofAdalbert von Prag
[* 49] versuchte zuerst das Christentum den heidnischen Bewohnern des Landes zu verkündigen, drang auch
tief landeinwärts, bezahlte aber (23. April 997) seinen Eifer mit dem Leben. HerzogBoleslaw Chrobry von Polen
machte seit 1015 die Preußen tributpflichtig, zerstörte den Hauptgöttersitz zu Romowe und nahm ihnen das
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