Marktflecken in Oberbayern, in fruchtbarer Ebene, unweit des Inns, 5 km von der Eisenbahnstation Neuötting,
Sitz eines Bezirksamts und eines Amtsgerichts, hat sieben Kirchen und Kapellen, ein Kapuzinerkloster und
ein Englisches Fräuleinstift, Messing- und Eisengießerei und (1880) 3168 Einw. Besonders bekannt ist Altötting als
Wallfahrtsort (»das deutsche Loretto«),
der mit seinem schwarzen, aus dem 8. Jahrh. stammenden Marienbild in einer uralten
Kapelle von weither Wallfahrer anzieht. Außer einem reichen Schatz von Kleinodien bewahrt dieselbe auch
die Herzen vieler bayrischer Fürsten in silbernen Kapseln. In der Peter- und Paulskapelle ist Tillys Grab. Altötting war ursprünglich
eine Villa regia, wo Karlmann, der Sohn Ludwigs des Deutschen, längere Zeit sich aufhielt und 876 ein Benediktinerkloster stiftete,
das 1803 aufgehoben wurde. Im J. 907 ward der Ort von den Ungarn zerstört. Nahebei das Bad St. Georgen mit
alkalisch-erdiger Mineralquelle.
Vgl. Pichlmaier, Altötting, Geschichte etc. (Altött. 1879).
oder Alten-Ötting.
1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberbayern (s. d.),
hat (1890) 32742 (15887 männl., 16855 weibl.) E., 46 Gemeinden mit 1302 Ortschaften, darunter 2 Städte. – 2) Bezirksort
im Bezirksamt Altötting, 85 km nordöstlich von München, unweit der österr. Grenze, an der zum Inn gehenden
Mörn, hat (1890) 3314 (1316 männl., 1998 weibl.) E., Amtsgericht (Landgericht Traunstein), Post, Telegraph, königl. Kapellstiftungsadministration,
Eich-, Forstamt, 2 Oberförstereien, geistliche Wallfahrtsinspektion und -Kustodie, 7 Kirchen und Kapellen, ein Fräuleinstift,
Knaben-, Mädchenschule, Tillysches und Gottesackerbeneficium, Krankenhaus und Bruderhaus. Es besteht eine Maschinenfabrik,
Eisengießerei sowie Handel mit Wallfahrtsgegenständen und Spezereiwaren.
Die heil. Kapelle, wahrscheinlich von den Römern erbaut, 696 vom heil. Rupert geweiht und 1464 durch eine kleine Kirche erweitert,
enthält ein aus dem 6. bis 8. Jahrh. stammendes schwarzes Marienbild von Holz, die Herzen der bayr. Landesfürsten seit Kurfürst
Maximilian in silbernen Gefäßen, reiche Schätze an Gold und Edelsteinen und wird alljährlich von mehrern
Hunderttausenden von Pilgern besucht. In der Tilly- oder Peter-Pauls-Kapelle (1511 geweiht) liegen Tilly und mehrere Glieder
seiner Familie bestattet; in der ehemaligen Stifts-, jetzt Pfarrkirche (1511 zugleich mit der St. Michaeliskirche geweiht)
das Grabmal des Königs Karlmann.
Die Magdalenakirche, 1593-96 in ion. und korinth. Stile erbaut, hat ein prächtiges Tonnengewölbe mit
reicher Stuccatur und korinth. Hochaltar mit schönem Bild; die Kirche des Kapuzinerklosters St. Anna, 1655 von den Franziskanern
erbaut, 1803 den Kapuzinern übergeben, 1863-66 in roman. Stile erneuert, hat ein Altarbild von dem Innsbrucker Maler Arnold
(1845). Das Redemptoristenkollegium (1838), Haupthaus des Ordens in Deutschland, fiel 1873 den Kapuzinern
zu. In der Nähe der alkalischerdige St. Georgsbrunnen. –
Vgl. Pichlmaier, Altötting,. Kurze Geschichte des Ortes und der Wallfahrt
(3. Aufl., Altötting 1890);
Altötting, dessen Geschichte und Sehenswürdigkeiten (neueste Ausg., ebd. 1894).