Altertumsvereine,
Vereine, die sich die Erforschung der Vergangenheit eines Landes mit besonderer Berücksichtigung der ältern Zeiten und der kulturgeschichtlichen Seite, ferner die Erhaltung der vorhandenen Denkmäler und Altertümer sowie die Vermehrung derselben durch Ausgrabungen und die Errichtung von Museen zur Aufgabe gestellt haben. Sie umfassen meist nur einen kleinern Landesteil (Provinz, Gau) und gehören zu den lokalgeschichtlichen Vereinen. In Deutschland ist der angesehenste dieser Art jetzt wohl der «Verein der Altertumsfreunde im Rheinland» zu Bonn, 1841 gestiftet, der «Jahrbücher» veröffentlicht. Älter sind der «Thüringisch-Sächsische Verein für Erforschung des vaterländischen Altertums» in Halle, seit 1819 («Neue Mitteilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen»); der «Verein für nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung», seit 1821 («Annalen»); die «Gesellschaft für pommerische Geschichte und Altertumskunde» in Stettin («Baltische Studien»), der «Königl. Sächsische Altertumsverein» in Dresden («Neues Archiv für sächs. Geschichte und Altertumskunde»), der «Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens» in Münster und Paderborn («Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde»), letztere drei seit 1824; die «Schleswig-Holstein-lauenburgische Gesellschaft für die Sammlung und Erhaltung vaterländischer Altertümer» in Kiel, seit 1834; der «Verein für mecklenburg. Geschichte und Altertumskunde» in Schwerin, seit 1835 («Jahrbücher»). 1852 bei der allgemeinen Versammlung zu Mainz schufen sich die Altertumsvereine ihren Mittelpunkt in dem «Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine», dessen Geschäftsleitung seit 1885 zu Berlin ist («Korrespondenzblatt»), und begründeten das «Germanische Museum» (s. d.) in Nürnberg sowie das für die älteste heidn. Zeit besonders wichtige «Römisch-Germanische Centralmuseum» in Mainz (Direktor L. Lindenschmit). Neuerdings traten den Altertumsvereine die Anthropologischen Gesellschaften zu Berlin (seit 1869, «Zeitschrift für Ethnologie»), Wien («Berichte und Mitteilungen» seit 1863,
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(Monatsblatt" seit 1884) und München (seit 1870), deren Vereinigungspunkt jetzt die «Deutsche Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte» («Archiv für Anthropologie» und «Correspondenzblatt») bildet, thatkräftig zur Seite.
In der Schweiz nimmt die von Ferd. Keller, dem Entdecker der Pfahlbauten, gegründete «Antiquarische Gesellschaft» zu Zürich («Mitteilungen») die erste Stelle ein. Besonders reich an Altertums-und Museumsvereinen ist Österreich. Erwähnt seien das Johanneum in Graz (seit 1810), das vaterländische Museum zu Prag (1816), das Ferdinandeum zu Innsbruck (1823), das Francisceum zu Brünn, der steirische Provinzialverein zu Graz, der kärntnerische zu Klagenfurt («Carinthia» und «Neue Carinthia»), vor allem aber die durch ihre zahlreichen wertvollen Veröffentlichungen hervorragende «K. k. Centralkommission zur Erhaltung und Erforschung der Baudenkmäler» in Wien, deren Thätigkeit sich neuerdings auf die gesamten Kunst- und Altertumsdenkmäler ausgedehnt hat. In dem an Rittertümern überreichen Skandinavien ist zu nennen die «Königl. Gesellschaft für Nordische Altertumskunde» in Kopenhagen (seit 1825). Die ältesten Altertumsvereine hat England aufzuweisen, wo bereits 1572 die «Society of antiquaries» gestiftet, 1707 von neuem begründet und 1751 von Georg II. anerkannt wurde. Seit 1771 giebt sie die namentlich für die angelsächs. Zeit bedeutungsvollen, reich illustrierten Quartbände der «Archaeologia» heraus. Ähnliche Ziele verfolgt für Schottland die «Scottish Society of Antiquaries» in Edinburgh (seit 1789), für Irland die «Royal Irish Academy» in Dublin (seit 1786). Unter den antiquarischen Gesellschaften Frankreichs, die zahlreicher als in irgend einem andern Lande sind, leistet Bedeutenderes die Pariser «Société des antiquaires de France», 1814 gestiftet («Mémoires») und die «Commission des monuments historiques». (S. Historische Vereine.)