(Altorf), 1) alte Stadt im bayr. Regierungsbezirk
Mittelfranken, Bezirksamt
Nürnberg,
[* 2] an der Schwarzach und
der
Linie Feucht-Altdorf der
Bayrischen Staatsbahn, Sitz eines Amtsgerichts, mit
Lehrerseminar, Fabrikation hölzerner
Spielwaren,
deren
Produkte über
Nürnberg in alle
Welt gehen, ansehnlichem Hopfenbau, einer
Wasserleitung
[* 3] und (1880) 3293 meist
ev. Einwohnern. Altdorf, bereits seit dem 13. Jahrh.
in
Urkunden erwähnt, kam 1503 an das reichsfreie
Nürnberg und erhielt 1575 ein
Gymnasium, das 1623 zur
Hochschule erhoben ward.
Letztere, die namentlich zu Anfang des 17. Jahrh. in der wissenschaftlichenWelt eine geräuschvolle
Rolle
spielte, wurde 1809, nachdem
Nürnberg selbst an
Bayern
[* 4] gefallen war, aufgehoben und die
Fonds sowie die Gebäude der Anstalt
zum größten Teil dem neugegründeten
Lehrerseminar zugewiesen.
527 m. Gem., zur Pfarrei Opfertshofen gehörig, in einem kleinen Seitenthal der Biber an der
badischen Grenze gelegen. 7 km nw. von der Station Thayngen^[Berichtigung: Thäingen] der Linie Schaffhausen-Constanz.
oder Altorf.Flecken, Hauptort des Kt. Uri.
Rathaus in 454 m; 46° 58' n. Br. und 6° 18' 15“
ö. L. v. Paris. 90 km osö. von Bern
und 3 km vom Vierwaldstättersee am Fusse des Bannwaldes und der Felsen des Grünberges. Ausgangspunkt
der neuen Strasse über den Klausen. 1 km von der Station Altorf der Gotthardbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon. 400 Häuser, 2551 kathol.
Ew. (1888).
Zahlreiche öffentliche Bauten: Rathaus (Sitz des Gerichtes, Landrates und der Verwaltungsbehörden; Schlachtenpanner vom
Morgarten, Sempach u. s. f.), Kaserne und Zeughaus, Gefängnis, mehrere Schulhäuser, kantonales Lehrinstitut, zwei Spitäler
(das von Ingenieur Müller
gestiftete Kantonsspital und das jedem armen und kranken Durchreisenden offen stehende Fremdenspital),
Waisenhaus.
Einige bemerkenswerte alte Privatbauten, worunter das Jauch'sche Haus, in dem 1799 Suwaroff Quartier bezogen und das im Sommer 1900 mit
einer daran erinnernden Gedenktafel geschmückt worden ist. AlteBrunnen mit Säulen und Statuen. Die Pfarrkirche von St. Martin
besitzt einen reichen Kirchenschatz, einige Gemälde von Van Dyck, Holbein und Caracci und ein die Madonna
mit dem Kinde darstellendes Marmorrelief von Imhof.
Am Hauptplatze erhebt sich der alte, wahrscheinlich von den Alamannen errichtete Turm mit Wandmalereien, vor dem die Tellstatue
von Rich. Kissling (1895) steht. In den Sommern 1899 und 1900 in besonders zu diesem Zwecke erbautem Schauspielhaus Aufführungen
von Schillers «Wilhelm Tell», dessen Rollen alle von AltdorferBürgern dargestellt wurden. Ueber Altdorf das Kapuzinerkloster
mit prachtvoller Aussicht auf das untere Reussthal und seine fünf Dörfer; daneben, genau an der Stelle der noch vor 100 Jahren
als Ruine hier stehenden berühmten Burg Zwing-Uri, das Lusthaus Waldegg.
Die Bevölkerung beschäftigt sich zum grössten Teil mit Landwirtschaft. Die bei Bürglen gefassten Wasser
des Schächen liefern 400 Pferdekräfte, die leicht verdoppelt werden könnten und heute zur elektrischen Beleuchtung des
Fleckens, sowie zum Betrieb einer Floretseideweberei und der eidgenössischen Werkstätten dienen. 36 politische, berufliche,
Musik- und Gesangsvereine, Section des S. A. C. Der im Reussthale oft wehende Fön trägt viel zur Milde
des
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Klimas bei und erhebt die mittlere Jahreswärme auf 9,1° C. (Januar 0,2°; Juli 18°). Daher um Altdorf verschiedene transalpine
Pflanzenarten; die Kastanie gedeiht im Schächenthal bis zu einer Höhe von 1000 m.
Die Gründung Altdorfs reicht in recht alte Zeiten hinauf und kann vielleicht noch den Römern zugeschrieben werden. Der
Ort stand wahrscheinlich zur Zeit der Alamanneneinwanderung bereits. (Vergl. Oechsli. Die Anfänge der schweiz. Eidgenossensch.).
Sicherlich ist die Pfarrei ebenso alt, wie die von Bürglen und Silenen (857), obwohl ihrer erst 1244 Erwähnung getan wird.
Altdorf wurde 1231 zur freien Reichsstadt erklärt, 60 Jahre später (1291) verbündete sie sich mit
Schwyz,
Unterwalden und Zürich
und nahm lebhaften Anteil an den damaligen Kämpfen. 1400, 1693 und 1799 ganz oder teilweise abgebrannt,
erholte sich Altdorf immer wieder.
Litt 1799 sehr unter der französischen Invasion und dem Durchzug der Russen unter Suwaroff. Geburtsort der Chronisten Franz
Vinzenz Schmidt (1758-99) und Dr. K. F. Lusser (1790-1859), der 1834 eine geographische Beschreibung
des Kantons Uri
veröffentlichte; des Ingenieurs K. E. Müller (1804-70), des Erbauers der Nydeckbrücke in Bern
und mehrerer Brücken der
Axen- und Gotthardstrasse; des Philanthropen K. Muheim († 1882), des Bildhauers Imhof († 1896), des Botanikers Ant. Gysler
(† 1886) und einiger in fremden Diensten zu hohen Ehren gelangter Offiziere, deren bekanntester der
General Schmid ist.
(Kt. Uri).
Gem. und Flecken. Hauptort des Kantons Uri,
am Fusse des Gruonbergs, der durch seine steilen bewaldeten Abhänge auffällt,
am Ostende der Ebene des AltdorferBodens. Seine geographischen Koordinaten (auf den Turm der Pfarrkirche
bezogen) sind: 6° 18' 24" ö. Länge von Paris, 46° 53' 3" n. Breite. Distanz von Bern:
90 km OSO.; 3 km s. von Flüelen. Höhe 462 m.
Die Gemeinde Altdorf, eine der kleinsten des Kantons an Ausdehnung (885 ha), ist dagegen die bevölkertste (3117 Ew., d. h. 354 Ew.
per km2).
Drei Vierteile der Gemeinde liegen auf ebenem Grunde; den Rest bilden die untern Abhänge des Gruonbergs mit dem Bannwald.
Das Gebiet der Gemeinde umfasst 285 ha Wald, 550 ha kultivierten Boden und nur 50 ha unproduktives Land. Die Gemeinde grenzt
im N. an Flüelen, im W. an Seedorf und Attinghausen, im S. an Schattdorf und im O. an Bürglen. Der aus Anschwemmungsmaterial
des Schächenbachs und der Reuss gebildete Boden ist für Land- und Gartenbau gut geeignet und ist grössten Teils in privatem
Besitz.
Der Korporation Uri
gehören etwa 100 ha Allmend und die 285 ha Wald. Früher wurde an den sonnigen Halden des
Gruonberges auch Weinbau betrieben; jetzt sind da seit langem Wiesen, Gärten und Obstbäume. Da aus dem Bannwald fast kein
Holz genommen werden darf und dieses dem Bedürfnis nicht genügte, hat man die letzten Jahre mit Bundesunterstützung
ein neues Aufforstungsprojekt durchgeführt (etwa 102000 Nadelhölzer, für die der Boden am besten passt,
und 6000 Ahorne).
Oeffentliche Gebäude und Denkmäler.
Unter den öffentlichen Gebäuden verdienen Erwähnung: die Pfarrkirche, nach dem Brande von 1799 neu aufgebaut in den letzten
Jahren mit grossen Kosten innen und aussen prachtvoll restauriert, mit vorzüglichem Orgelwerk, einem sehr wertvollen, antiquarisch
bedeutsamen Kirchenschatz, ferner mit Gemälden von Caracci (Grablegung Christi) und van Dyck (Geburt
Christi), einige von Deschwanden und Skulpturen von Imhof. Neben der Kirche ist das in gotischem Stil erbaute Beinhaus sehr
sehenswert. Kapuzinerkloster (ältestes der Schweiz, gegründet 1581) und -kirche mit reichem Bilderschmucke. Daneben einer
der schönsten und am besten gepflegten, in Terrassen
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angelegten Gärten der Urschweiz. Von hier herrlicher Blick über Flecken, Thalebene und Berge. Gerade unter dem Kloster das
bestens eingerichtete Waisen- und Armenhaus. Kloster und -kirche zu St. Karl mit wertvollen alten Glasgemälden. Seit Nov. 1904 besitzt
Altdorf ein schönes neues Postgebäude an der Bahnhofstrasse; ein Schmuckkästchen von einem historischen
Museum (1906 erbaut) an der Gotthardstrasse, voll wertvoller antiker Sehenswürdigkeiten. Das Kollegium Borromäum mit prächtiger
Kirche (1 km vom Hauptplatz an der Abzweigung der Gotthard- und Klausenroute) mit Internat; Realschule und Gymnasium: herrliche
Sammlungen.
Ausserdem gibt es eine Erziehungsanstalt für arme und verwahrloste Kinder, eröffnet 1. VI. 1887 mit 20 Kindern;
wird bald erweitert, so dass für deren 100 Raum geschaffen ist. Erwähnenswert ist das Zeughaus und die Kaserne auf dem Lehn,
der Fremdenspital (1437 gegründet), das Gemeindehaus mit hübschem Saal, Bureaus, Theater, Mädchensekundarschule und endlich
der Kantonsspital, in den 70er Jahren des 19. Jahrh. erbaut und dotiert und dem Kanton übergeben von
dem berühmten Ingenieur und Landammann K. E. Müller († 1870). Alte steinerne Brunnen mit Heiligenstatuen schmücken mehrere
Plätze Altdorfs.
Neben dem Postgebäude befindet sich eine öffentliche Anlage mit Rehkolonie. Mehrere prächtige Privatgärten verschönern
überdies den Flecken. Besonders zu erwähnen ist das Tellmonument vom Zürcher Bildhauer R. Kissling
(1895 enthüllt) auf dem Rathausplatz, wo Tells Apfelschuss stattfand. Die in Paris gegossene 3 Meter hohe Bronzestatue (Knabe 2 m
10) stellt den Wilhelm Tell als echten Sohn der Urnerberge, als einen Mann der Freiheit, Tatkraft und Entschlossenheit, aber
auch des Biedersinns und der Treuherzigkeit dar.
Das Denkmal lehnt sich an einen uralten, indes neurestaurierten Turm «Türmli», dessen südl. Seite mit
einer ältern Malerei des Urner Malers Püntener geziert ist. Dieses Monument hat einer neuen Industrie gerufen, indem es
als Modell zu einer Menge «Andenken an Altdorf» dient, die in Metall, Elfenbein,
Alabaster, Holz (Statue und Relief) ausgeführt sind (Tellartikel und Tellkarten). Total der Häuser 400;
darunter blieben
vom Brande 1799 verschont und sind somit die ältesten: Der 1550 erbaute Jauch’sche Familiensitz mit dem
aus dem Jahre 1566 stammenden «Schützengarten», das anno 1560 erbaute
Lusser’sche Wohnhaus und einige im 17. Jahrhundert erbaute Häuser auf dem Lehn und an der Spitalgasse.
Wenigstens teilweise unversehrt blieb auch der uralte Tellenturm («Türmli»
genannt) und das im 16. Jahrh. erbaute von Roll’sche Haus, jetzt kant. Ersparniskasse auf dem Rathausplatz; das obere hl.
Kreuz (Grundsteinlegung 1677), Kirche und Kloster der Franziskanerinnen, das 1608 zu Attinghausen gegründet, aber 1677 nach
einem Brande, der das Gebäude zu Attinghausen zerstörte, nach Altdorf verlegt wurde, und das 1437 gegründete
Fremdenspital. Im Jauch’schen Hause übernachtete am der russische General Suworow, eine Marmortafel erinnert
uns daran. Das in deutschem Stil erbaute Haus birgt einen alten Saal mit prachtvollem Getäfel und Büffet.
Klima.
Infolge seiner Lage am untern Ende des Reussthales ist Altdorf dem Einfluss des Föhns ausgesetzt, der
ihm ein mildes, gemässigtes Klima verleiht, das der Kultur südlicher Pflanzen günstig ist: Kastanien, Magnolien, Kamelien
gedeihen im Freien;
die Vegetation ist um 8 bis 10 Tage früher als in den benachbarten Orten Schwyz
und Zug.
Nach
den von 1864-1900 gemachten Beobachtungen beträgt die mittlere jährliche Temperatur 9,3 °C.
Zwischen 1881 und 1900 war
das mittlere jährliche Maximum 29,1°, das Minimum -9,9°. Der mittlere jährliche Niederschlag von 1864 bis 1893 war für
Altdorf (Höhe 462 m) 1265 mm.
37jähriges Monats- und Jahresmittel der Temperaturen 1864-1900:
Altdorf
°C
Januar
0.09
Februar
2.02
März
4.86
April
9.35
Mai
13.05
Juni
16.26
Juli
18.07
August
17.29
September
14.60
Oktober
9.48
November
4.96
Dezember
0.81
Jahr
9.24
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Die mittlere jährliche Regenmenge von 1881-1900 betrug 1152 mm. Die mittlere Zahl der Regentage von 1881 bis 1900 belief sich
auf 158,8. Die mittlere Zahl heiterer Tage im gleichen Zeitraum war 60,6.
Die Bevölkerung
Altdorfs, wie übrigens die des Kantons Uri
im allgemeinen, hat während des 19. Jahrhundert nicht in dem Masse
zugenommen wie die anderer Schweizerstädte. Der Grund liegt in der wenig günstigen geographischen Lage des Kantons vor dem
Aufschwung des Touristenverkehrs und dem Bau der Gotthardbahn. Die Zählungsergebnisse zeigen uns in der Tat, dass die Bevölkerung
von 1800-1850 nur um 212 Seelen zugenommen hat, während die Vermehrung von 1850-1900 auf 1005 Personen
anstieg.
Man darf dabei nicht ausser Acht lassen, dass das Eindringen der Franzosen im Anfang des 19. Jahrhunderts (Feuersbrünste,
Niedermetzelung von Frauen und Kindern) die Bevölkerung buchstäblich dezimiert hatte. Im Jahre 1799 zählte Altdorf 1900 Einwohner, 1811 nur
noch 1623, 1834: 1650, im Jahre 1850: 2112, im Jahre 1860: 2426, im Jahre 1870: 2665, im Jahre 1880 infolge
des Baues der Gotthardbahn und darum auch nur vorübergehend: 2906, im Jahre 1880: 2542, im Jahre 1900: 3117 Ew. in 665 Haushaltungen
und 351 Häusern (zu denen noch etwa 250 landwirtschaftliche Gebäude kommen).
Von den 3117 Ew. sind 1430 männlichen und 1687 weiblichen Geschlechts; 1066 sind Ortsbürger, 1185 Bürger
anderer Gemeinden des Kantons, 704 Schweizerbürger aus andern Kantonen, 162 Ausländer. Ledig sind 2043, verheiratet 848,
verwitwet 221, geschieden 5; Katholiken 2987, Reformierte 129, Juden 1. In Bezug auf die Sprache sind 3063 deutscher, 7 französischer, 40 italienischer, 5 romanischer, 2 anderer
Zunge. Die Vergrösserung des Wohlstandes, die man zu einem grossen Teil der wachsenden Frequenz der Touristen und dem bedeutenden
Verkehr durch die Gotthardbahn zu verdanken hat, ist nicht ohne Einfluss auf die Zunahme der Bevölkerung, die man gegenwärtig
auf etwa 4000 Seelen schätzt.
Die Bevölkerung widmet sich vorwiegend der Landwirtschaft und Viehzucht, dem Obst- und Gartenbau. Die
übrigen betätigen sich im Handel und Gewerbe, sowie in industriellen Betrieben mit Wasser- oder elektrischer Kraft. Unter
den letztern sind hervorzuheben: 1 Seidenspinnerei (über 100 Arbeiter und Arbeiterinnen), eine Fabrik für elektr. Isolierungsmaterial
und Gummiwaren, 2 mechanische Werkstätten, Schreinereien, Sägewerke, Drechslerei, Hammerschmiede, Fabrik
für Holzgeschirre für landwirtschaftliche Zwecke, Druckereien, 3 Mühlen, Velofabrik etc. Von den 350 Arbeitern der Munitionsfabrik
(auf
Bürglergebiet erstellt) wohnt die Mehrzahl in der Gemeinde Altdorf.
Die Wirtschaften sind sehr zahlreich; es hat deren 30, wovon 11 Gasthöfe, so dass eine Wirtschaft auf je 105 Einwohner
kommt. (Der Kanton hat im ganzen 239, also eine auf 82 Ew.; Hospenthal 11 bei 290 Ew., somit eine auf 26 Ew.). Das Elektrizitätswerk
Altdorf zu Bürglen besteht seit 1895; es hat 1260 HP, wovon gegenwärtig 750 benutzt werden. Das Werk versorgt Altdorf, Flüelen,
Bürglen, Schattdorf etc. mit Kraft und elektrischer Beleuchtung, bedient die Trambahn Altdorf-Flüelen,
die eidg. Munitionsfabrik und die Arth-Rigibahn. Das neue, derselben Gesellschaft gehörende, im Bau begriffene Arniwerk bei
Amsteg soll im Winter 5000, im Sommer 10000 HP produzieren. Jetzt heisst das Werk infolge Verschmelzung: Elektr. Werk
Altdorf-Rathausen.
Die hygienischen Verhältnisse
sind sehr günstig, denn Altdorf besitzt eine ausgezeichnete Quell-Wasserversorgung, die fast in jedes
Haus frisches Wasser erster Güte liefert und zahlreiche Hydranten speist. Epidemien sind seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts
nicht mehr vorgekommen. Die Wohnungsverhältnisse sind ebenfalls im ganzen sehr günstig. Luft und Licht überall. Von Nahrungsmittelfälschung
verlautet nichts. Metzgereien sowie Bierwirtschaften werden von Zeit zu Zeit inspiziert. Allerdings sind
die Preise für Nahrungsmittel und Wohnung bedeutend gestiegen und kommen denen in den Städten gleich, obwohl Auswahl und
Qualität in letztem grösser bezw. besser ist. In Altdorf wohnen 5 Aerzte, 3 Hebammen und mehrere gelernte Krankenwärter
und -wärterinnen und wird jetzt ein Samariterdepot errichtet. Es existieren auch mehrere Krankenunterstützungsvereine.
Erziehungswesen.
Die Primarschulen umfassen für jedes Geschlecht 6 Klassen. Der Unterricht wird von 6 Lehrern, 6 Lehrerinnen, 3 Hilfslehrern
(für Turnen, Zeichnen, Gesang) und 2 Hilfslehrerinnen (Franziskanerinnen, die wie die 6 Lehrerinnen unentgeltlich wirken)
erteilt. Die Zahl der Schüler beträgt 577 (284 Knaben, 293 Mädchen). Der Schulfond steht auf Fr. 18399,
resp. Fr. 20527. Im Winter wird den armen Schulkindern Suppe ausgeteilt. Die Mädchensekundarschule hatte im Jahre 1908 2 Lehrerinnen
(Menzingerschwestern) und 23 Zöglinge. Die Gemeinde gab 1908 für die Schulen Fr. 15902 aus, wozu noch der Bundesbeitrag
von Fr. 1246 kommt, also im ganzen Fr. 17168.
Die gewerbliche Fortbildungsschule, die seit 26 Jahre besteht, zählt 2 Lehrer und 107 Zöglinge (70 Schüler, 37
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1) Stadt im BezirksamtNürnberg des bayr. Reg.–Bez. Mittelfranken, 22 km südöstlich von Nürnberg, an der
Schwarzach und der staatlichen Vicinalbahn Feucht-Altdorf (11,7 km), hat (1890) 2979 E., darunter 150 Katholiken, Amtsgericht (Landgericht
Nürnberg), Post, Telegraph,
[* 10] Forstamt, altes Schloß, drei Kirchen, Lehrerseminar, Taubstummenschule, Krankenhaus;
[* 11] Metallwarenfabrik,
Ringofenziegelei, Hopfenbau. – 7 km von Altdorf liegen bei Weißenbaum die HöhleHeidenloch und die an Versteinerungen reiche
Teufelsgrube. Altdorf ist Geburtsort des Malers Altdorfer (s. d.) und des Historikers Mannert (s. d.).
Ursprünglich Reichsdomäne, kam Altdorf 1505 an die freie Reichsstadt Nürnberg und erhielt 1575 ein Gymnasium, das 1623 Universität
wurde.
Vgl. Will, Geschichte und Beschreibung der nürnbergischen Universität Altdorf (Nürnb.
1808);
Böhm, Kurze Beschreibung und Geschichte der Stadt in Mittelfranken (ebd. 1888).
– 2) Dorf im Bezirksamt Ettenheim des bad. Kreises Freiburg,
[* 13] hat (1890) 1106 E., Postagentur, Telegraph, kath. Pfarrkirche, Schloß,
Weinbau. – ^[] 3) Dorf im Kreis
[* 14] und Kanton
[* 15] Molsheim des elsaß-lothring.
BezirksUnterelsaß, an der Breusch,
hat (1890) 806 kath. E., schöne Kirche der berühmten, 1789 eingegangenen Benediktinerabtei, welche die Verwandten des Papstes
Leo Ⅸ. an Stelle der 966 gegründeten Kirche des heil. Cyriacus errichten ließen, Basilika
[* 16] im Übergangsstil, von der noch
drei Schiffe
[* 17] stehen, während Chor und Querschiff im 18. Jahrh. umgebaut wurden. –
Vgl. Sattler, Kurze
Geschichte der Benediktinerabtei Altdorf (Straßb. 1887).
Marktflecken und Hauptort des schweiz. Kantons Uri,
3 km südöstlich vom Vierwaldstätter
See, in 468 m Höhe, in geschützter Lage, am Fuße des Grünwaldes, dessen Bannwald den Ort vor Verschüttung
durch Bergstürze schützt, an der Linie Luzern-Chiasso der Gotthardbahn und der Gotthardstraße, hat (1888) 2542 meist kath.
E., Post, Telegraph, seit dem Brande von 1799 breite gepflasterte Straßen. Altdorf besitzt eine alte Pfarrkirche mit Gemälden von
Van Dyck und Annibale Caracci und einem Marmorrelief von Imhof, ein altes Rathaus mit schönem Ratssaal
und alten Schlachtenbannern, schönes Kantonsspital, neue Strafanstalt, Theater,
[* 18] Zeughaus, ein Nonnen- und das 1581 gestiftete
älteste Kapuzinerkloster der Schweiz,
[* 19] mit sehr schöner Kirche, Gymnasium und Realschule, Mädchenschule im Kloster, Erziehungsanstalt
für verwahrloste Kinder, kantonales Antiquitätenmuseum, Gewerbehalle, Bibliothek, Wasserleitung, Moor- und Mineralbäder;
der Ort hat etwas Transit- (ital. Wein), jedoch wenig selbständigen Handel und Industrie (Seiden- und Parkettfabriken),
Kunstmühle, Bierbrauereien. – Altdorf ist bekannt durch die Tellsage.
An der Stelle, wo Tell gezielt haben soll, wurde 1861 seine Kolossalstatue aus Gips
[* 20] von Siegfried in Zürich
[* 21] errichtet, die 1895 durch
ein Marmorstandbild von Kißling ersetzt ist. 2 km südöstlich am Eingange des Schächenthales, in 552 m
Höhe, das Dorf Bürglen (s. d.), der Geburts- und Wohnort Tells; am See in 437 m Höhe der Hafen und Landungsplatz Flüelen
(s. d.); südlich bei der Mündung des Schächenbachs in die Reuß
[* 22] das Dorf Attinghausen (s. d.).