[* 1] (v. lat. alta ara), jede künstliche
Erhöhung zur Darbringung von
Opfern, im
Altertum ursprünglich aus
Rasen,
Erde und
Steinen roh aufgebaut; zuweilen aus
Holz,
[* 2] das dann mit der Opfergabe zugleich vom
Feuer verzehrt wurde. Griechen und
Römer
[* 3] machten die Altäre sodann zu Werken derKunst
[* 1]
(Fig. 1), die sie aus
Stein meißelten, und brachten
an den
Ecken Widderköpfe
(Hörner) an, ursprünglich wirkliche
Schädel der geschlachteten
Tiere, später mittels
Skulptur hergestellte.
Auch schmückte man den Altar zum Opferdienst mit
Kränzen und
Binden. Die Altäre der obersten
Götter standen thronartig auf
Stufen erhöht. Man errichtete einzelnenGöttern und auch mehreren zusammen Altäre, in
Rom
[* 4] auch den
Kaisern,
wie überhaupt auch
Heroen dieser
Ehre teilhaftig wurden. Bei Griechen und
Römern standen die Altäre außer in
Tempeln an den
Straßen und
Plätzen, in
Hainen und bei
Quellen, überhaupt an allen für den
Verkehr bedeutsamen
Orten. So pflegten auch Eroberer
die
Grenze ihres Vordringens durch die Errichtung eines Altars zu bezeichnen.
Lange erhielt sich auch bei den
Juden die altnationale
Sitte, auf den
Höhen Altäre zu errichten, bis seit
Salomo oder vielmehr
seit
Josias der von jenem erbaute
Tempel
[* 5] in
Jerusalem
[* 6] als ausschließliche Kultusstätte durchgesetzt wurde. Hier stand der
Brandopferaltar im
Vorhof unter freiem
Himmel;
[* 7] an den vier
Ecken befanden sich
Hörner, die mit dem Opferblut
bestrichen wurden. Der Rauchaltar im Heiligtum, auf dem nur Räucherwerk verbrannt wurde, war mit
Gold
[* 8] überzogen. Die
katholische Kirche
hat nach ihrer Opfertheorie den Abendmahlstisch in einen Altar um-
gewandelt. In den christlichen Kirchen stand der in der ältesten Zeit frei vor derApsis (s. d.), dann in der Chornische, stets
gegen Morgen gerichtet. Später unterschied man den Hochaltar im Chor (Choraltar) und die Seitenaltäre, welche zuerst für Privatmessen
benutzt wurden. Die romanische Kunstperiode behielt die seit dem 6. Jahrh.
gebräuchliche Tischform mit steinerner Deckplatte für den Altar bei, wofür der in der Allerheiligenkapelle zu Regensburg
[* 10] und
der Krodoaltar
[* 11] in Goslar
[* 12] (Fig. 2) charakteristische Beispiele sind, überwölbte denselben aber häufig mit einem Bogen
[* 13] oder
Baldachin (ciborium), wie z. B. im Dom zu Regensburg und in St. Stephan zu Wien,
[* 14] und schmückte ihn reich
mit Bildwerk und Aufsetztafeln aus Gold, Email und Elfenbein (s. auch Antependium).
Renaissance und Gotik haben dann den Altären willkürlich gewählte Architekturformen der Antike verliehen.
Das Altarbild im eigentlichen Sinn, als großes Gemälde, welches den Hauptbestandteil des Altarschmucks ausmacht, datiert
aus dieser Periode. Auf dem Altar stehen Kruzifix, Blumen undLichte (s. Altarkerzen). Gleichfalls zum Schmuck dient die Altarbekleidung,
deren Farbe nach den verschiedenen kirchlichen Zeiten und Feiern wechselt. Über den Altar gebreitet wird
das Altartuch (palla, mappa) von feiner Leinwand.
Vor dem Gebrauch muß jeder Altar vom Bischof geweiht werden. Zur Feier der Messe außerhalb des Kirchengebäudes, auf Reisen, im
Feld, ist ein Tragaltar im Gebrauch, gewöhnlich ein
mäßiger Steinwürfel, in welchem, wie in jedem katholischen
Altar, Reliquien eingeschlossen sind, und der beim Gebrauch auf einen Tisch oder ein angemessenes Gestell gesetzt wird, oft aber
auch in Form eines Diptychons aus vergoldetem Silber und andern Metallen
[* 9]
(Fig. 3). In der lutherischen Kirche hat auch der Altar nach
Form und Ausschmückung vieles von der katholischen Kirche beibehalten, während die reformierte zum einfachen
Abendmahlstisch zurückgekehrt ist. Die griechische Kirche bedient sich eines tischartigen Altars von Stein oder Holz und hat
in der Regel in jeder Kirche nur einen A.
§. 1. Er hat seinen Namen ad altitudine, von der Höhe; und heißt altare soviel als alta ara, ein etwas
erhabener Platz. Es pflegten die Alten ihre Opfer auf ciueu von der Erde etwas erhabenen Ort zu bringen,
und dabei die Hände in die Höhe gen Himmel zu heben.
§. 2. Im Alten Testament, wo die Gläubigen den Altären bedeutungsvolle Namen beilegten, z. B. Abraham,
1 Mos. 22, 8. 14. Jacob,
c. 33, 20. Moses.
2 Mos. 17, 15. die Kinder Ruben und Gad,
Jos. 22, 34,. sind sie entweder zum Dienst
des allein wahren GOttes oder zu abscheulicher Abgötterei errichtet worden. Diejenigen, welche zum Dienst GOttes erbaut sind:
17) Der Altar der steinerne in der Wüste,
2 Mos. 20, 25.
§. 3. Besonders ist der Altar in der Stiftshütte merkwürdig,
2 Mos. 27, 1. ff. Dieser war eins der vornehmsten
Stücke und zweifach: I) der größere, welcher auch der Aeußere oder der Brandopferaltar hieß, und außerhalb der eigentlichen
Hütte oder des Heiligen uuter dem freien Himmel im Vorhof stand. Äuf diesem wurden die Opfertheile
von den geschlachteten Thieren, so viel GOtt davon haben wollte, nachdem man zuvor das Blut darauf oder daran gesprengt, bei
verschiedenen Opfern mit Feuer, welches GOtt anfänglich selbst vom Himmel fallen lassen, verzehrt. Er hatte in der Mitte
einen Umgang, der Aufang aber war gleich eben, allmählig erhöht und ohne abgesetzte Staffeln. Er hatte
an den vier Seiten in der Mitte eine Einfassung. II) Der kleinere oder innere. Dieser war von Holz und mit Gold überzogen,
stand in dem Heiligen und diente vornämlich zum Räuchern, daher er auch der Rauchaltar genannt wurde. Jedoch wurde auch
zu gewissen Zeiten, z. B. am
¶
mehr
Versöhnungsfest, etwas von dem Opferblut darauf gesprengt. Der größere sollte das Leiden Christi, der kleinere aber die
Fürbitte des Heilandes bedeuten.
§. 4. Die Altäre der Abgötter waren theils schlecht und aus gehauenen schönen Steinen verfertigt; theils mit grünen Hainen,
d. i. mit schonen gepflanzten Bäumen umgeben. Solche werden Tische voll Speiens und Unflaths,
Esa. 28, 8. Schandaltäre,
Jer. 11, 13. und Satansstuhl,
Offb. 2, 13. genannt. Es werden deren in der Schrift erwähnt:
9) Der Altar Zu Tophet, dem Moloch zu Ehren aufgerichtet,
Jer. 7, 31.
§. 5. Die Ursache, warum der Altar A-G. 17. 23 f. aufgerichtet, und von welchem Paulus Gelegenheit genommen, bei
den Athenienscrn den wahren und ihnen unbekannten GOtt zu verkündigen, wird verschieden angegeben. Einige meinen, die große
Sonnenfinsternis
Matth. 27, 45.
Marc. 15, 33. hätte die Gelegenheit gegeben; denn als wegen der Ursache
dieser Verfinsterung Dionysius Areopaglita gefragt worden, soll er geantwortet haben. Es leidet der unbekannte GOtt. Andere
geben den Krieg, womit die Perser Griechenland überziehen wollen; Andere Pestilenz; noch Andere eine große Theurung, welches
das Wahrscheinlichste, an. Denn da die Athenienscr ihre Götter nicht zur Abwendung dieser Plage durch
Opfer bewegen können, hätten sie gemuthmaßt, es müsse noch ein unbekannter GOtt sein, und diesem einen Altar gebaut.
Es war überhaupt Sitte, auch fremden Göttern einen Cultus zu erweisen, und so gab es in mehreren Gegenden der Stadt Athen
und des Gebietes von Attica Altäre, die namenlosen oder unbekannten Göttern geweiht waren; und nach
Hieronimus benutzte dies Paulus durch Umwandlung in den Singular. - Es gab aber auch wirklich Einen mit der A.G. l. c. erwähnten
Inschrift. Den Atheniensern thun es hierin die Papisten noch nach an ihrem Fest Allerheiligen. Ja unter den Rechtgläubigen
muß man noch mit Paulus klagen: Etliche wissen nichts von GDtt, das sag ich euch zur Schande,
1 Cor.
15, 34. Etliche verleugnen solchen mit ihren Werken,
Tit. 1, 16.
$. 8. Im Neuen Testament und zwar in der apostolischen Kirche hatte man keine Altäre, weil die Christen
bei steter Verfolgung ihren Gottesdienst in Höhlen und andern Orten verrichten mußten. Nach der Zeit, da die Kirche ein
wenig Ruhe bekam, hat man nach und nach Gotteshäuser erbaut, und in diese Tische gesetzt, welche in
bildlichem Verstande Altäre, weil wir bei denselben des Blutvergießens Christi gedenken,
Ebr. 10, 22. genannt werden; bis
man endlich auch steinerne Altäre errichtet und solche gegen Morgen gesetzt, anzuzeigen, daß Christus, die Sonne der Gerechtigkeit,
der Aufgang aus der Höhe, sein Angesicht, da er gekreuzigt wurde, gegen Aufgang gewendet.
[* 1] (lat. altāre) bedeutet einen erhöhten Opferplatz oder Opferherd. Die Altar verdanken
ihre Entstehung nicht bloß dem praktischen Bedürfnis beim Darbringen von Opfern, sondern auch dem religiösen
Gefühle, das sich scheut, die der Gottheit geweihten Gaben auf den Erdboden zu legen. Deshalb fehlen die Altar keiner irgendwie
ausgebildeten Religion des Altertums. Sie galten zugleich als sichtbares Zeichen der Nähe und des Schutzes der Gottheit, als
heilige Stätten. In Rom wurden nicht nur einzelnen Göttern, sondern auch den Heroen, später sogar den
Kaisern Altar errichtet. Bei Griechen (s. Tafel: Altäre I,
[* 22]
Fig. 1) und Römern gab es deren nicht bloß in Tempeln, sondern auch
an Straßen und Plätzen, in heiligen Hainen und an geweihten Quellen.
Bei den Israeliten finden sich Altar unter heiligen Bäumen, bei heiligen Steinen, Quellen und auf Bergen.
[* 23] Mehrfach
scheinen heilige Steine die Stelle des Altar vertreten zu haben. An Kultusstätten, die ein Gottesbild enthalten, steht der Altar «vor
Jahwe», d. h. östlich vom Tempel, dies war auch sein Platz im Salomonischen Tempel. In dessen Vorderraum
(im Heiligen) stand der Schaubrottisch und zwar vor derThür des Allerheiligsten. In der exilischen Gesetzgebung kam noch der
Räucheraltar hinzu; zum Unterschiede davon heißt der große im Freien stehende Altar auch Brandopferaltar. - Sehr verschieden
von den Altar des Altertums sind die der christlichen Kirche.
Hier war der Altar ursprünglich der Tisch (mensa), auf dem die Abendmahlselemente geweiht wurden.
Diese Form hat sich das ganze Mittelalter hindurch erhalten, doch kam schon seit dem 4. Jahrh.
der massive Steinaltar auf und wurde bald vorherrschend (altchristl. Stil; s. Taf. I,
[* 22]
Fig. 2 u. 3). Der Altar beherbergt regelmäßig
in einem Metallkästchen (capsa) eine Reliquie, gilt demnach als durch eine Platte (sigillum) versiegelte
Gruft (sepulchrum), entsprechend dem Brauche, Kirchen und in ihnen den Altar über dem Grabe eines Märtyrers zu errichten.
Früh wurde über den Tisch ein Baldachin (ciborium, tabernaculum) gebaut. Solche Ciborien kommen während des ganzen Mittelalters
vor, doch treten an ihre Stelle meist höhere Steinwände an der Rückseite des Altar (retabulum), die früh
mit Bildwerk geziert als Reliquienbehälter oder als Schrein ausgebildet werden. Der vorzüglichste Altar ist der
stets im Chor der Kirche freistehende Hauptaltar (Fron-, Hochaltar). Außer ihm wurden seit dem 4. Jahrh., veranlaßt durch die
zunehmende Heiligenverehrung und später durch die Häufung der Privatmessen, zahlreiche Nebenaltäre
(Seitenaltäre) üblich, so daß die wachsende Menge der in romanischem Stil bestimmend auf die Grundrißgestaltung der Kirchen
wirkte. In denKirchen dieses Stils wurde der Altar zu einem architektonischen mit Bildwerk geschmückten Aufbau. Einer der wenigen
in Deutschland
[* 24] erhaltenen Altar dieser Zeit ist der der Kirche zu Wechselburg in Sachsen
[* 25] (s. Taf. I,
[* 22]
Fig. 5).
Auch in gotischem Stil (s. Taf. I,
[* 22]
Fig. 6, 7, 8; II,
[* 22]
Fig. 1,
2)
¶
bildete der Altar einen Tisch, über dem sich eine reich verzierte Bildwand erhebt. Seit dem 14. Jahrh.
wurde diese dadurch erweitert, daß Flügel oder Klappen an ihr angebracht wurden (Flügelaltar; s. Taf. II,
[* 30]
Fig. 1,
2). Die Renaissance in Italien
[* 31] bildete den Altar als einen freistehenden oder an die Chorwand gelehnten architektonischen
Aufbau, dessen Mitte ein Bildwerk einnimmt (s. Taf. II,
[* 30]
Fig. 3). In der
deutschen Renaissance (s. Taf. II,
[* 30]
Fig. 4) wurde der Altar zu einem
Aufbau aus mehrern Säulenordnungen übereinander, in den spätern Stilen (s. Taf. II,
[* 30]
Fig. 5, 6, 7, 8) entfaltete er sich
zu einem aufs reichste, geistvollste aber willkürlichste geschmückten Prunkstück, zu dessen Ausschmückung
sich alle Künste vereinigten. Der Altartisch wird meist durch Tafeln in edlem Metall, gemalte oder gestickte, bildartige
Tücher (antependia) geschmückt. - Tragealtar (altare portatile) heißt ein geweihter Altarstein, den namentlich kath. Missionare
und Feldgeistliche mitnehmen, um ihn, wo sie die Messe lesen wollen, auf einen Tisch zu legen (s. Taf.
I,
[* 30]
Fig. 4, 6). Privilegierter Altar heißt ein Altar, für den der Papst das Privilegium bewilligt hat, daß mit einer daran gehaltenen
Messe für einen Verstorbenen ein vollkommener Ablaß für diesen verbunden ist. - Während die reformierte Kirche grundsätzlich
dem Altar im Gottesdienste keine Berechtigung einräumt und nur den einfachen Abendmahlstisch
zuläßt, ist auf lutherischer Seite der in der hergebrachten Form festgehalten worden, doch meist nur einer in jeder Kirche,
als Abendmahlstisch und als geordnete Stelle für diejenigen Handlungen, deren Charakter, im Unterschiede von der Predigt,
wesentlich in Gebet und Segnung besteht. - Die griechische Kirche kennt nur einen in der Hauptapsis des
Bema (s. d.). Die Tische in Nebenapsiden dienen nur bei der Zurüstung für
die Liturgie. Der Altar ist mit kostbaren Tüchern gedeckt, birgt meist eine Reliquie und trägt ein liegendes Kreuz,
[* 32] meist von
Silber. Er ist mit einem Ciborium überbaut, von dem meist ein kleines Behältnis für Stücke geweihten
Brotes herabhängt (artophorion). Unter dem Altar ist eine Höhlung (thalassidion) für das bei der Liturgie benutzte
Wasser. -
K. Arendt, Sammlung ausgeführter A (Luxemb. 1866);
Schmid, Der christliche und sein Schmuck (Regensb. 1871);
Münzenberger,
Zur Kenntnis und Würdigung der mittelalterlichen Altar Deutschlands,
[* 33] I (Frankf. a. M. 1890; fortgesetzt von Beissel, ebd. 1895 fg.).