Titel
Altai
(türk.; chines.
Kin-schan, d. h.
Goldberg), der nördl. Gebirgssaum des östl. Hochasiens auf
der russ.-chines. Grenze (s. Karte:
Sibirien II. Altai
-Baikalsee). Früher nannte man den ganzen vielfach gruppierten Gebirgsrand
Hinterasiens von 83-143° östl. L. von Greenwich, von den dsungarischen Ebenen am Saisansee
bis zu den
Küsten des Ochotskischen
Meers,
Altaisches Gebirgssystem. Da jedoch jenseit des 103.° östl.
L. anstatt des westöstl. Normalverlaufs der Wechsel der
Gänge und die Nordostrichtung der
Ketten eintritt und ein neues Gebirgssystem
von verschiedenem geolog.
Alter anhebt, versteht man nach
Alex. von
Humboldts Vorgange unter Altai
system nur die
Gebirge, die zwischen 47 und 55°
nördl.
Br. von 83-109° östl. L. oder bis zu der obern
Selenga und dem obern Orchon in einer Länge von etwa 1500 km sich
erstrecken und die Quellgebiete des
Irtysch, Ob und Jenissei umgeben. Das westlichste und Hauptglied dieses
Systems ist der
bis 2000 m hohe in engerm
Sinne. Von ihm zweigen östlich strahlenförmig die
Ketten des Sajanischen
Gebirges
(s. d.), des
Tannugebirges (s. d.), des Changaigebirges (s. d.)
und des
Großen Altai
ab. Letzterer, auch Ektag-Altai und im östl.
Teile
Südlicher Ä. genannt, erstreckt sich fast bis zum großen
Hoang-ho-Knie, die Wüste Gobi in zwei
Teile scheidend; er bildet den Südrand des abflußlosen Kobdobeckens
und erreicht nicht die Höhe des westl., eigentlichen Altai.
Dieser, auch das
Kolywansche Erzgebirge genannt und wegen seines
Mineralreichtums berühmt, erstreckt sich, kaum ein Viertel des ganzen
Systems bildend, von den
Bergwerken des 415 m hohen
Schlangenbergs oder Smjeïnogorsk (im
NO. von Semipalatinsk) und von dem Zusammenflüsse der Uba mit dem
Irtysch bis zum
Telezker See (488 m) und dem aus diesem hervortretenden Obiquellflusse Bij oder
Bija, der in die Katunja fällt,
und nimmt in dieser
Begrenzung nach
Humboldt ungefähr 136000 qkm ein,
d. i. einen dreimal größern Raum als die
Schweiz.
[* 2]
Sein
Bau ist nicht so einfach kettenförmig wie der des
Großen er besteht vielmehr aus einer großen Zahl
konvergierender und sogar sich kreuzender Züge, welche im
Bjelucha, 3352 m, ihre größte Höhe erreichen. Als
Tarbagatai
(s. d.) zieht im S. ein Zweig weit in die Kirgisensteppe. Die mittlere Höhe
des Altai
überhaupt schätzt man auf 12-1500 m, diejenige der Hauptzüge auf 1830-2700 m, die
der Schneegrenze auf 2150 m; seine
Spitzen, zerrissene
Kegel und Pyramiden, ragen bis 3000 m und mehr darüber hinaus.
Überall strecken sich zwischen den Bergketten entweder weit ausgedehnte Hochebenen hin, die mit Schnee [* 3] oder Sumpf bedeckt, hier und da durch niedrige Felsreihen oder Steinblöcke unterbrochen sind, oder breite Thäler, deren steile Gehänge nur Lichenen oder Zwergbirken zeigen, während die Gründe reiche Weide [* 4] für Hirsche, [* 5] Elen- und Renntiere abgeben. Der Fuß des Gebirges ist mit Pappeln, Weiden, Dorngebüsch u. s. w. bedeckt; Weiden, Birken und Hagedorn erfüllen die tiefern Thäler.
Die Abhänge bekleiden Nadelwälder von Lärchen, Fichten, Tannen, Zirbelkiefern oder sibir. Cedern, untermischt mit Birken. Die Birke findet sich bis in 1460 m Höhe; Lärchen und andere Bäume gehen, obwohl nur verkümmert, noch höher hinauf. Auf den höchsten Hochebenen finden sich nur Zwergfichten. Im N. des schönen Telezker Sees faßt die Kette des über 1600 m hohen Kusnezkischen den obern Tom auf der Ostseite ein. Die Hauptkette streicht fast in Meridianrichtung gegen N., bis sie sich im O. von Kusnezk teilt. Der östl. Zweig läuft als bewaldeter, goldreicher Kusnezkischer Alatau (s. d.), Bjelogori oder Abakanische Kette bis zur Breite [* 6] von Atschinsk ¶
0458a Altäre I 1. Altar [* 8] von der Insel Delos. (Griechischer Stil.) 2. Altar im Baptisterium San Giovanni in fonte zu Ravenna. (Altchristlicher Stil.) 3. Altar mit Ciborium in San Ambrogio zu Mailand. [* 9] (Altchristlicher Stil, Karolingerzeit.) 4. Tragealtar im Stift Mölk. (Romanischer Stil.) 5. Altar und Lettner in der Kirche zu Wechselburg. (Romanischer Stil.) 6. Tragealtar im Domschatz zu Halberstadt. [* 10] (Gotischer Stil.) 7. Altar mit Ciborium im Dome zu Regensburg. [* 11] (Gotischer Stil.) 8. Altar der Elisabethkirche zu Marburg. [* 12] (Gotischer Stil.) ¶
0458b Altäre II 1. Flügelaltar aus Bruneck in Tirol. [* 14] (Spätgotisch.) 2. Flügelaltar in der St. Jakobskirche zu Rothenburg [* 15] T. (Spätgotisch.) 3. San Zenoaltar in San Marco zu Venedig. [* 16] (Italienische Renaissance.) 4. Altar der Ulrichskirche zu Augsburg. [* 17] (Deutsche [* 18] Renaissance.) 5. Tabernakel in der Peterskirche zu Rom. [* 19] (Barockstil.) 6. Altar der Frauenkirche zu Dresden. [* 20] (Barockstil.) 7. Altar in der Stiftskirche zu Kempten. [* 21] (Rokoko.) 8. Gnadenaltar zu Vierzehnheiligen. (Rokoko.) ¶
mehr
und Krasnojarsk und endet mit dem 1666 m hohen Taskül; der andere nimmt seine Richtung nach NW. auf Tomsk hin. Die im NW. von Kusnezk gelegene Salaïrkette zwischen Ob und Tom, niedriger als die erstern, ist wegen ihres Silbers, ihr Ostabhang wegen seines Goldreichtums berühmt. In geolog. Beziehung besteht die Hauptmasse des Gebirges aus krystallinischen und altsedimentären Schiefergesteinen mit verschiedenen untergeordneten Einlagerungen; durchbrochen werden dieselben von weitgedehnten Granitmassen und, in viel beschränkterm Maße, von Porphyr, von sehr häufig auftretendem, alle andern Formationen durchsetzendem, also neuerm Serpentin und Grünstein.
Gneis scheint kaum vorzukommen, vielfach aber Glimmerschiefer und seine Verwandten. Die Sedimentgesteine
gehören der Silur-, Devon- und Kohlenperiode an; Thonschiefer mit eingelagertem Sandstein, Ouarzit, Hornstein und Kalkstein.
Unregelmäßig gangförmig eingelagert erscheinen die Erzlagerstätten,
[* 23] vorherrschend aus Schwerspat und Quarz mit Schwefelmetallen
und deren Zersetzungsprodukten bestehend. Von Gesteinen der spätern Perioden ist nirgends eine Spur; an den Fuß der Gebirge
legen sich die neuern diluvialen und alluvialen Bildungen, so daß also erst in der Diluvialzeit die Wasserbedeckung
des weiten Raums zwischen dem Arktischen und Schwarzen Meere begonnen haben muß. Nördlich vom Altai
, im NW. von Kusnezk, ist
die echte Steinkohlenformation ausgedehnt vorhanden und setzt sich bis gegen Tomsk fort.
Die Bevölkerung des Ä. ist eine sehr spärliche. Eine dichtere russ.
Bevölkerung
[* 24] lebt in Dörfern als Bauern und in den Berg- und Hüttenwerken als Bergarbeiter nur im nördl. und westl. Teile des
Bergbereiches, beginnt aber allmählich in den zum Ackerbau geeigneten Flußthälern in das Innere des Altai
vorzudringen. Überreste
der frühern Kosakenbevölkerung finden sich noch vereinzelt in Stanizen und in den jetzt nur nominell
als Festungen geltenden Ortschaften Buchtarminsk und Ust-Kamenogorsk. Die Urbewohner des Altai
sind ausschließlich Völkerschaften
türk. Zunge.
1) Die Altaier, gewöhnlich Bergkalmücken genannt, westlich von der Katun und südlich vom Telezker See (türk. Altyn-Köl = Goldsee). Die Dwojodaner (doppelzinspflichtige Kalmücken), östlich von der obern Katun, zahlen jetzt nur den Russen Jasak (s. d.) und werden zu den Altaiern gerechnet. Die früher eine selbständige Völkerschaft bildenden Tölössen am Südufer des Telezker Sees sind seit langer Zeit in den Bergkalmücken aufgegangen.
2) Die Teleuten, im Gebiete der untern Katun, sind erst seit diesem Jahrhundert aus dem Batschat (bei Salaïr) übergesiedelt und stehen sprachlich den Altaiern sehr nahe.
3) Die Kumandiner an der Bija.
4) Die Schwarzwaldtataren (russ. Tschernowvje-Tatary) in den Waldgebirgen nördlich vom Teleszker See.
5) Die Schoren, nordöstlich vom Teleszker See bis zum obern Tom. - Die Berkalmücken beschäftigen sich ausschließlich mit Viehzucht [* 25] und Jagd und leben in Filzjurten, im Sommer auf den offenen Bergterrassen, im Winter in den geschützten bewaldeten Schluchten. Die Schwarzwaldtataren und Schoren leben in Rindenjurten oder Bretterhütten und beschäftigen sich mit Fischfang, Jagd (besonders Eichhörnchen) und dem Einsammeln von Cedernüssen. Sie halten wenig Vieh und bebauen nur kleine Ackerstücke.
Die Kumandiner und Teleuten leben in Dörfern fast wie russ. Bauern und treiben Ackerbau
und Bienenzucht.
[* 26] Rein mongol. Typus zeigen nur die Physiognomien der Altaier und Teleuten. Außer den Teleuten, die hier alle zum Christentum bekehrt
sind, sind die türk. Ureinwohner des Altai
zum größten Teil noch Götzendiener schamanischen Glaubens. Zu
den Urbewohnern (d. h. Jasak zahlenden) werden aber auch die sog.
Kamenschtschiki oder Felsenbewohner gerechnet, obgleich sie nach Abstammung, Sprache
[* 27] und Religion Russen sind. Sie stammen nämlich
teilweise von Kosaken und russ. Bauern aus den Hüttenwerken ab, die auf chines. Gebiet geflohen waren und sich später mitsamt
ihren Wohnsitzen freiwillig wieder Rußland ergaben. -
Vgl. Cotta, Der Altai, sein geolog.
Bau und seine Erzlagerstätten (Lpz. 1871); Radloff, Aus Sibirien (ebd. 1884).