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Verwundungen und Entzündung als Umschläge benutzt werden.
Aloë socotrina Lam. (s. Tafel »Arzneipflanzen I«),
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mit 1-1,75 m hohem,
meist einmal gabelästigem Stamm, bläulich grünen, unterseits weiß gefleckten Blättern mit weißen Stachelzähnen, reichblütiger
Traube und purpurroten, an der Spitze grünlichen Blüten, wächst im Küstengebiet Ostafrikas und am Kap, nicht auf der
Insel Sokotora, wo vielmehr Aloë Perryi Baker vorkommt. Aloë ferox Mill. (s. Tafel »Kakteen«),
oft 6 m hoch, mit schwarzpurpurnen
Stacheln an den Blättern, verzweigtem Blütenschaft und blaßroten, grünlich gestreiften Blüten, am Kap. Aloë lingua Mill.,
stammlos, mit zweizeiligen, zungenförmigen, glatten Blättern und grünen, am Grund roten Blüten, am Kap.
Diese und andre Arten liefern ebenfalls Aloe und werden als Zierpflanzen kultiviert. Die Aloeblätter enthalten zwar Gespinstfasern,
welche an der Westküste Afrikas zu Stricken und Netzen, auf Jamaica zu Webereien benutzt werden; der Aloehanf (s. d.) des Handels
stammt aber nicht von Aloearten ab. Die sogen. 100jährige Aloë ist Agave americana; über die der Bibel
s. Aloeholz.
Vgl. Salm-Reifferscheid-Dyck, Monographia generis Aloës et Mesembryanthemi (Bonn 1836-63).
der eingetrocknete bittere Saft, welcher sich in besondern Gefäßen der fleischigen Blätter der Aloearten (s.
Aloe, Pflanzengattung) findet. Man benutzt zur Gewinnung dieses Safts mehrere Aloearten und verfährt in der einfachsten
Weise, indem man die großen, fleischigen Blätter abschneidet, übereinander schichtet und den freiwillig
austretenden bittern Saft eindampft, bis die Masse beim Erkalten erstarrt. Je nach der im einzelnen abweichenden Gewinnungsart
und der angewandten Aloespezies zeigt die Ware verschiedene Beschaffenheit.
Schnell eingedampfter Saft gibt eine undurchsichtige, etwas kristallinische Aloe, welche seit Dioskorides als
leberfarbene Aloe (Aloë hepatica) unterschieden wird. In Deutschland verwendet man hauptsächlich die Kapaloe (Aloe lucida),
eine stark glasglänzende, in kleinen Splittern rötliche bis hell gelbbraune, durchsichtige, im auffallenden Licht fast schwarze,
nicht kristallinische Masse, welche, völlig ausgetrocknet, bei 100° nicht erweicht, überhaupt nicht ohne Zersetzung schmilzt.
Lufttrockne Kapaloe enthält 7-14 Proz. Wasser; bei 100° getrocknet, besitzt sie ein spezifisches Gewicht
von 1,364; sie gibt ein trübhellgelbes Pulver und löst sich von allen Sorten am reichlichsten in Wasser und Alkohol. Barbadosaloe
ist härter, tiefbraun, auf den Bruchflächen nicht glänzend, etwas kantendurchscheinend, kristallinisch. Sokotora-Aloe von
Bombay, Sansibar, ostindische von den Küstenländern des Roten Meers und Aden, ist schön braunrot oder mehr
leberfarbig, sehr kristallinisch, kommt auch weich und selbst flüssig in den Handel.
Die Aloesorten verdanken ihren schwach eigentümlichen Geruch einem sehr geringen Gehalt an ätherischem Öl und schmecken widerlich
bitter. 3 Teile Aloe lösen sich klar in 6 Teilen kochendem Wasser, bei 0° aber scheiden sich allmählich 2 Teile
Aloeharz wieder aus, welches nicht bitter schmeckt und in Alkohol, Äther und Alkalien löslich ist. Die vom Harz befreite braune,
wässerige Lösung reagiert schwach sauer und gibt beim Verdampfen das Extractum Aloës. Alkohol löst Aloe vollständig oder fast
vollständig, und diese Lösung (1 Teil Aloe und 5 Teile Alkohol) ist als Tinctura Aloës offizinell.
Aus der Aloe ist ein kristallisierbarer Bitterstoff, Aloin, abgeschieden worden, welcher die physiologische Wirkung der in erhöhtem
Maß besitzt. Die verschiedenen Aloesorten
liefern aber voneinander abweichende Aloine, die zu einander in naher Beziehung
stehen und vermutlich Derivate des Anthracens sind. Mit Salpetersäure gibt das Aloin Chrysaminsäure. Man
benutzt Aloe als Abführmittel, welches die Verdauung nicht stört, im Gegenteil etwas anregt und bei längerm Gebrauch keine
Steigerung der Dosis erfordert. Sie befördert aber Neigungen zu Blutungen und ist auch bei Schwangerschaft ausgeschlossen. -
Die Aloe war schon den Alten bekannt, Alexander d. Gr. soll sich um die Hebung der Aloeproduktion bemüht
haben.
Als uralte Produktionsstätte gilt die Insel Sokotora. Dioskorides und Plinius kennen bereits mehrere Sorten und Verfälschungen,
und auch im Mittelalter war sie geschätzt. Sie bildet einen wesentlichen Bestandteil alter Präparate, wie des Elixir ad longam
vitam, Elixir proprietatis Paracelsi. Schon im 10. Jahrh. wird sie in angelsächsischen Schriften erwähnt und im 12. Jahrh.
in deutschen Arzneibüchern. Spätestens im 16. Jahrh. gelangte Aloe vulgaris nach
Westindien, und 1693 war Barbados-Aloe auf dem Londoner Markt. Seit 1773 wurde am Kap Aloe dargestellt.