(Pita,
Domingo-,
Kampeschehanf), aus den Blättern mehrerer Agavearten in
Amerika,
[* 2]
Ostindien
[* 3] und
Algerien
[* 4] gewonnene
Gespinstfaser, ist gelblichweiß, glänzend, sehr fest und dauerhaft, widersteht der Nässe und erlangt
unter
Wasser sogar eine gesteigerte absolute
Festigkeit.
[* 5] Der Aloehanf dient besonders zur Herstellung von
Tauen, welche viel stärker
und elastischer als hänfene sind und nicht geteert zu werden brauchen. Sie sind in der nordamerikanischen
Marine und auch in der belgischen in Anwendung. In
Belgien
[* 6] dargestellte Breitseile haben sich in
Bergwerken gut bewährt. Man
fertigt aus Aloehanf auch Packtücher, Kaffeesäcke,
Teppiche,
Papier und benutzt ihn als
Indiafaser zu Polsterungen.
(Agavehanf, fr. chanvre d'aloës, engl. Aloe-hemp). Dies Fasermaterial wird gewonnen aus den Blättern einiger
in Mittelamerika, Westindien, Südamerika und Ostindien heimischen Arten der Agave, besonders von Agave americana.
Letztere Pflanze ist auch bei uns bekannt, da sie vielfach in Gewächshäusern gezogen wird. Ihre Gestalt besteht aus einem
Satz bretartiger, mannshoher, graugrüner, mit Stacheln besetzter Blätter, einer
riesigen Aloë vergleichbar läßt sich
auch im gewöhnlichen Leben als Aloë bezeichnen mit dem Beisatz hundertjährig, weil sie bei uns nur höchst
selten einmal ihren prächtigen Blütenschaft treibt. Im südlichen Europa, namentlich Portugal, Südspanien, Sicilien, auch
in Algier, ist die Agave so gut wie heimisch geworden; sie dient dort aber hauptsächlich zu Einzäumungen von Grundstücken,
welche das Vieh wirksam abhalten; auch die Verwendung zu Tauwerk (aus algierischer Faser) scheint bei den Franzosen
neuerdings in Gang zu kommen. In Amerika erhält man Agavepflanzungen zunächst zur Gewinnung des Saftes, welcher nach bald
eintretender Gährung ein berauschendes Getränk liefert, das unter dem Namen Pulque von den niedern Volksklassen allgemein
konsumiert wird.
Der Saft kann erst erhalten werden, wenn der Blütenschaft, etwa 10 Jahre nach der Pflanzung, anfängt
aus der Mitte der Blätterkrone aufzusteigen, man schneidet ihn so tief aus, daß eine Höhlung entsteht, welche man einige
Zeit hindurch täglich ausschöpfen kann. Die Agave kommt durch diese Behandlung zum Absterben, nutzt aber noch weiter durch
die Fasern, die sich in Unzahl parallel laufend durch die Länge der Blätter ziehen. Um sie frei zu
machen, werden die Blätter zwischen Walzen gequetscht, die fleischigen Teile herausgewaschen, die Fasern getrocknet und
gekämmt.
Der so gewonnene Stoff heißt in Mexico Pita, in Yucatan Sisal, in Nordamerika Tampico temp, in England flexian fibre oder
fl. grass. Auf Cuba und in Brasilien wächst eine der mexikanischen Agave verwandte Art, A. cubensis,
die in derselben doppelten Weise, anf (Anmerkung des Editors: richtig: als) Getränk und Faserstoff, benutzt werden soll.
Der A. ist gelblichweiß, glänzend, von besonderer Festigkeit und geringem spezifischem Gewicht; er dient besonders zu Schiffstauen,
welche viel stärker und elastischer als hänfene sind und nicht geteert zu werden brauchen. In der nordamerkanischen
(Anmerkung des Editors: richtig: nordamerikanischen) Marine sind dergleichen Taue sehr allgemein in Gebrauch; auch auf belgischen
Schiffen sind sie eingeführt und aus Belgien gelieferte Breitseile sind jetzt auch in westphälischen Kohlen- und Bergwerken
statt der Drahtseile in Gebrauch gekommen und gut befunden. Man fertigt aus den Fasern außerdem Packtücher,
Kaffeesäcke, Teppiche, feinere und gefärbte Seilerwaren u. s. w., künstlich gekräuselt dient er
als Polstermaterial. - Der Hanf ist zollfrei, das Garn daraus, sowie die Gewebe werden wie Leinen nach Tarif Nr. 22 a,
b, d u. e 2 verzollt.
Aloefaser, die aus den fleischigen Blättern verschiedener Aloearten, namentlich aber der AloëperfoliataThunb. in Ostindien gewonnene Faser; sie ist nicht zu verwechseln mit der Agavefaser (s. d.), die im Handel gewöhnlich auch
Aloefaser
¶
mehr
genannt wird, weil die Agavearten in ihrer äußern Erscheinung den Aloearten sehr ähnlich sind und im Volksmunde auch als
Aloe bezeichnet werden. Die echte Aloefaser ist weich und geschmeidig, von spinnbarer Feinheit, weiß und etwas glänzend.
Die Länge der rohen Faser steigt bis auf 50 cm, die der fein ausgehechelten Faser auf 20-38 cm.
Die Fasern sind in ihrem Verlaufe äußerst gleichartig; sie bestehen bloß aus Bastzellen. Die Faser wird zu Seilen, Tauen
oder im fein zubereiteten Zustande auch zu Geweben (Aloetüchern) verarbeitet.