Titel
Almēida-Garrett
,
João Baptista de, ausgezeichneter portug. Dichter, geb. zu Oporto, [* 2] studierte seit 1816 die Rechtswissenschaft in Coimbra, wo er mit drei antik gehaltenen Tragödien: »Xerxes«, »Lucrecia« und »Merope«, hervortrat, schloß sich dann 1820 der demokratischen Erhebung an und ward, kaum 21 Jahre alt, im Ministerium des Innern mit der Leitung des öffentlichen Unterrichts betraut. Damals schrieb er eine Tragödie: »Catão«, die zu den besten Produkten der portugiesischen Litteratur gehört. Infolge der Restauration von 1823 verbannt, wendete er sich zuerst nach England, wo er eine romantisch-chevalereske Dichtung: »Magriço«, und dann den »Tratado de educação« (Lond. 1829, Bd. 1) veröffentlichte, nahm dann in Havre [* 3] eine Stelle in den Kontoren des Hauses Laffitte an und verfaßte daselbst seinen »Camões« (Par. 1825),
ein Gedicht in zehn Gesängen, worin er mit hoher patriotischer Begeisterung Leben und Tod des berühmtesten Dichters seiner Nation besungen hat, sowie die »Dona Branca, ou a conquista do Algarve« (das. 1826), ein episch-lyrisches Gedicht von satirischer Tendenz in Wielands Manier, das vorzugsweise das Mönchswesen persifliert. Nach dem Tad Johanns VI. (1826) ins Vaterland zurückgekehrt, war er als Publizist besonders für die liberalen Blätter »Portuguez« und ¶
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»Chronista« thätig, bis er 1828 unter Dom Miguels despotischem Regiment eingekerkert und dann zur Flucht genötigt ward. Er begab sich abermals nach England, wo er sein berühmtes romantisches Gedicht »Adozinda« und kurz darauf die »Lirica de João Minimo« (Lond. 1829) erscheinen ließ, machte dann 1832 die Expedition Dom Pedros als Gemeiner in einem Jägerbataillon mit und ward zu Oporto mit der Organisation des Ministeriums des Innern betraut. Nach Herstellung der Ordnung unter der Königin Maria da Gloria fungierte er 1834-36 als Geschäftsträger in Brüssel [* 5] und ward nach der Septemberrevolution von 1836 in die konstituierenden Cortes von 1837 gewählt, wo er sich als tüchtiger Redner bewies.
Seine litterarische Thätigkeit war seitdem auf Herstellung eines nationalen Theaters gerichtet. Sein »Auto de Gil Vincente« (1838) wurde von den Kunstkritikern für das erste rein portugiesische Drama erklärt. Weitere dramatische Arbeiten von ihm sind: »D. Filippa de Vilhena« (1840);
»Alfagente de Santarem« (1841);
»Frei Luiz de Sousa«, seine beste (Lissab. 1844),
und »Sobrinha do Marquez«. Im Romanfach versuchte er sich nur einmal in »O Arco de Sant' Anna« (Lissab. 1846).
Unter seinen prosaischen Schriften werden die »Viagens na minha terra« (Lissab. 1837) in stilistischer Beziehung am meisten geschätzt. Eine Auswahl seiner lyrischen Dichtungen, die voll Anmut und eigentümlichen Reizes sind, enthalten die »Folhas cahidas« (Lissab. 1852). Sehr verdienstvoll ist sein »Romanceiro« (Lissab. 1851-53, 3 Bde.),
eine Sammlung portugiesischer Volksromanzen, woraus Wolf in »Proben portugiesischer und katalonischer Volksromanzen«
(Wien
[* 6] 1856) einiges mitgeteilt hat. Almeida
-Garrett
starb in Lissabon.
[* 7] Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 21 Bänden
(Lissab. 1854-67). Über sein Leben vgl. die »Memorias biographicas« (1881, Bd. 1) seines Freundes Gomes de Amorim.