Almanach
,
vom span. Almanaque, das auf ein kopt. almenichiaká,
d. i.
Kalender, zurückgeht und dem
Abendlande durch das
Arabische vermittelt wurde. Gegen Ende des Mittelalters
verstand man darunter astron. Ephemeriden (s. d.) oder kalenderartige
Tafeln, denen in der Regel noch astrol. und andere Bemerkungen
beigegeben waren. Für den ältesten gedruckten Almanach
hält man den von
Georg von Purbach (Mitte des 15. Jahrh.) herausgegebenen
Almanach
«pro annis pluribus». Sicher ist, daß der König Matthias
Corvinus 1474 durch Joh.
Regiomontanus (s. d.) einen Almanach
berechnen und in deutscher und
lat.
Sprache
[* 2] drucken ließ.
Der
Buchdrucker Engel zu
Wien
[* 3] veröffentlichte dann seit 1401 regelmäßige Almanach;
ebenso Stöfler in
Tübingen
[* 4] seit 1524. Exemplare
von den genannten Drucken finden sich äußerst selten. Jährlich erscheinende Almanach
lassen sich erst seit dem 16. Jahrh.
nachweisen. Im 17. Jahrh. begann man dann, den gewöhnlichen Kalendernotizen
astrol. Beigaben, Prophezeiungen und anderweitige Nachrichten beizufügen. So teilte der «Almanach
royal», der von 1670 an zu
Paris
[* 5] erschien,
Notizen über den Postenlauf, die Hoffeste, die
Messen und Märkte, Münzplätze
u. s. w. mit, die 1699 durch die Genealogie des königl.
Hauses,
die Aufzählung der höhern Geistlichkeit u. s. w. vermehrt wurden.
Diese
Sitte fand bald in
Deutschland
[* 6] Nachahmung, in
Preußen
[* 7] 1700, in
Sachsen
[* 8] 1728 und u. d. T. «Royal Calendar»
seit 1730 auch in England.
Andere, für weitere
Kreise
[* 9] berechnete Almanach
gaben anstatt jener offiziellen Mitteilungen Anekdoten,
Gedichte, kleine Erzählungen
u. dgl. den eigentlich kalendarischen Nachrichten bei.
Letztere wurden endlich sogar Nebensache, und die meist zur Unterhaltung oder Belehrung dienenden litterar. Beigaben gewannen
gänzlich das Übergewicht, wiewohl man den
Namen Almanach
beibehielt. Nach der Verschiedenheit ihres
Inhalts und ihrer Bestimmung
erhielten sie den
Titel: Musenalmanach
(s. d.), Damenalmanach
, genealog., histor., diplomat.
Almanach
u. s. w. Von
Deutschland aus, wo diese Gattung der Litteratur 1815-30 ihre
Blüte
[* 10] erreichte, verbreitete
sie sich nach
Frankreich (wo z. B. 1776-78, 1781-83 und 1854-70 ein «Almanach
musical»,
1866-68 ein «Almanach
illustré ect. de la musique» erschien),
England u. s. w. -
Vgl. Champier, Les anciens almanachs
illustrés
(1886);
Welschinger, Les almanachs
de la Révolution (1884);
Halliwell und Morgan im Companion des «British Almanac» für 1839-40 und 1845-48. (S. Taschenbuch und Genealogie.)