Allitteration
(neulat.), der Gleichklang, der durch gleichen Anfangslaut mehrerer
Wörter entsteht, wie er sich z. B. gern in sprichwörtlichen
Wendungen findet:
Stock und
Stein,
Wind und Wetter,
[* 3]
Kind und
Kegel,
bitter und böse u. s. w. (gesammelt bei J.
Grimm, Rechtsaltertümer, 6 fg.). Bei manchen Völkern,
so z.
B auch
bei den
Finnen, ist die Allitteration
, dann auch
Buchstabenreim,
Stabreim genannt, zu regelmäßiger Verwendung in der
Poesie gelangt, namentlich
in der ältern german.
Dichtung, wo sie mit dem Losen durch Runenstäbe (s. Runen
[* 4] und Los) und der fast ausschließlich
auf den Stammsilben ruhenden logischen
Betonung
[* 5] der german.
Sprachen zusammenhängt. In ihr war es Regel,
daß in jeder Langzeile (s. d.)
die erste Hälfte zwei oder einen reimenden Anfangslaut, die zweite nur einen und diesen im
vordern
Teile der Kurzzeile enthielt, und zwar sind es die stärkst betonten, bedeutungsvollsten Worte, die die Allitteration
tragen;
die anlautenden
Vokale reimen alle untereinander, die Lautgruppen st, sp, sk (unser sch) jede
nur für
sich.
Mehr als 3
Stäbe in der Langzeile beruhen auf Entartung oder Zufall. In der nordischen
Dichtkunst heißen die der ersten Vershälfte
Stollen, die der zweiten der Hauptstab, zusammen die Liedstäbe. Ein
Beispiel altdeutscher Allitteration
giebt der
Vers aus
dem Hildebrandslied: garutun se iro güdhamun, - gurtun sih iro swért ana ^[gárutun se íro gűdhámun, - gúrtun sih iro
swért ána] (sie bereiteten sich ihre Kampfgewänder, gürteten sich ihre Schwerter
[* 6] an). Den neuerdings behaupteten Ursprung
der deutschen Allitteration
aus dem Latein widerlegt die der alten
Namen von Verwandten, z. B. Istväonen,
Erminonen,
Ingväonen, schon bei
Tacitus.
Aus der eigentlich deutschen
Poesie verschwand die Allitteration
im 9. Jahrh., während sie in der altenglischen
neben dem
Endreim bis ins 16. Jahrh., auf
Island
[* 7] heute noch fortdauert. Auch mehrere neuere deutsche Dichter haben sie angewendet,
z. B. Fouqué in «Sigurd», W.
Jordan (s. d.) in seinen
«Nibelungen», R.
Wagner in mehrern Musikdramen. Doch
vermochten sie nicht der abgestorbenen Form neues Leben einzuhauchen. Gelegentlich gebrauchen die Allitteration
Bürger,
Goethe,
Rückert
(«Roland der
Riese») u. a. zur Sprachmalerei neben dem
Endreim, wie es auch im Mittelalter geschah, ohne
Endreim K. Lappe («Die
Frostnacht») und Cl.
Brentano («Ramiro»). -
Vgl. Lachmann, Allitteration
, im 1. Bde. seiner
«Kleinen
Schriften»; Vetter,
Über die german. Allitteration
spoesie
(Wien
[* 8] 1872);
Rieger in der «Zeitschrift für deutsche
Philologie», Bd. 7;
Möller, Zur
althochdeutschen Allitteration
spoesie (Kiel
[* 9] 1888);
Fuhr, Die Metrik des westgerman.
Allitteration
sverses (Marb. 1892).