Allegorische
Auslegung, in der Theologie diejenige Auslegung der biblischen Schriften, die voraussetzt, daß der Heilige Geist, als deren eigentlicher Urheber, etwas anderes, Geistigeres, gedacht und angedeutet habe, als Worte und Form seiner Rede unmittelbar aussprechen. Man bediente sich dieser Methode hauptsächlich, um den Widerspruch der veränderten religiösen Überzeugung mit dem ¶
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Wortlaut der heiligen Schriften auszugleichen. Besonders ausgebildet war sie auch schon bei den alexandrinischen Juden in den
letzten zwei Jahrhunderten vor Christus, da ihre griech.-philos. Bildung sie in Widerspruch brachte mit den Vorstellungen des
Alten Testaments, ohne daß doch ihr Glaube an dessen Autorität wankend geworden wäre. Am weitesten hat
sie Philo (s. d.) getrieben, indem er die Allegorische
auf das ganze alttestamentliche
Ceremonialgesetz und auf einen großen Teil der alttestamentlichen Geschichtserzählungen erstreckte.
Auch die jüd. Theologenschulen Palästinas, besonders die Pharisäer, übten diese Methode, wenn auch in beschränkterm Maße,
und von den Pharisäern hat sie Paulus erlernt, während der Verfasser des Briefs an die Hebräer deutlich
die Alexandrinische Schule verrät. Von Philo kam die Allegorische
auch zu den alexandrinischen Theologen der christl. Kirche (s. auch
Gnosis). Auch die Neuplatoniker wendeten sie sowohl auf die alten Mythen wie auf die Homerischen Gesänge an. Die mittelalterliche
Theologie unterschied vier Arten der Allegorische:
die mystische, die anagogische, die moralische oder tropologische
und die typische, nach den Gegenständen, welche man in den Schriften angedeutet fand (Göttliches, Himmlisches, Innerliches
und äußerlich Entferntes). Es ist klar, daß mit der Allegorische
spitzfindiger Willkür Thür und Thor geöffnet ist.