Alkannawurzel
251 Wörter, 1'712 Zeichen
Technologie, Gewerbe und Industrie — Waarenkunde — Droguen vegetabilischen Ursprungs
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Alkannawurzel,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Alkannawurzel,
rote Ochsenzungenwurzel, rote Schlangenwurzel (lat. radix alkannae, radix anchusae tinctoriae; engl.
orchanet; frz. orcanette), die Wurzel
[* 2] der im südl. und südöstl. Gebiete des Mitttelmeers wachsenden, zum Teil auch angebauten
Alkanna tinctoria Tausch. Die Wurzel ist
vielköpfig, wenig verästelt, l0-15 cm lang und bis 1 cm dick;
sie ist meist etwas um ihre Achse gedreht, besitzt einen zerbrechlichen gelblichweißen Holzkörper und eine dunkelviolette
bis braunrote, leicht sich abblätternde Rinde, welche allein nur Verwendung findet, da sie der alleinige Träger
[* 3] eines roten
Farbstoffes, des Alkannins (s. d.), ist. Im Handel erhält man die Alkannawurzel
aus Kleinasien, der Türkei
[* 4] und namentlich
aus Ungarn,
[* 5] wo sie viel angebaut wird; man versendet sie in Ballen von etwa 100 kg. Die Alkannawurzel
, früher offizinell, findet sich
noch in der 1. Ausgabe der Deutschen Pharmakopöe (von 1872), aber nicht mehr in der 2. Ausgabe (von 1882).
Man bezeichnete diese Wurzel früher als unechte Alkannawurzel
(radix alcannae spuriae) im Gegensatz zu einer Art, die aber in unserm
Handel gar nicht vorkommt, und von der Lawsonia inermis L. (s. Lawsonia) abstammt.
Diese Wurzel enthält ebenfalls einen roten Farbstoff, es wird aber nur der gelbe Farbstoff der Blätter
dieser Pflanze, welcher im getrockneten und gepulverten Zustande unter dem Namen Henna oder Albenna im ganzen Orient bekannt
sind, verwendet. Die gewöhnliche Alkannawurzel
wird zum Rotfärben von Haarölen, Pomaden, Polituren u. s. w. benutzt. In England werden
jährlich über 7000 kg davon verbraucht, in Nordamerika
[* 6] ebensoviel. Die Einführung der neuen Teerfarben
hat dem Verbrauch auch dieser Wurzel viel Abbruch gethan.