Alkalimetrie
,
das
Verfahren, durch welches der
Gehalt der
Pottasche an reinem kohlensauren
Kali, der der
Soda an reinem
kohlensauren
Natron und der des
Ätznatrons an reinem
Natriumhydroxyd ermittelt wird. Die genannten Handelsprodukte
enthalten stets
Salze, durch welche ihr Wert vermindert wird, und man bedarf daher einfacher
Methoden zur Bestimmung der Reinheit
derselben. Diese
Methoden beruhen stets auf einer Neutralisierung des kohlensauren
Kalis oder
Natrons oder des
Natriumhydroxyds,
und man ermittelt, wieviel
Säure von bestimmtem
Gehalt zur Neutralisation einer abgewogenen Probe der
Pottasche etc. erforderlich ist, oder wieviel
Kohlensäure bei der Neutralisation aus
Pottasche oder
Soda ausgetrieben wird.
An die Alkalimetrie
schließt sich die
Acidimetrie, d. h. die Bestimmung des
Gehalts der im
Handel vorkommenden
Säure, an, indem man hier
umgekehrt ermittelt, wieviel Natronlösung von bestimmtem
Gehalt zur Neutralisation einer bestimmten Säuremenge
erforderlich ist, oder wieviel
Kohlensäure bei der Neutralisation entwickelt wird.
Bei der Ausführung der Alkalimetrie
wägt man z. B. von dem käuflichen
Ätznatron eine Probe ab (bestimmt durch Austrocknen den Wassergehalt),
löst sie in
Wasser, färbt die
Lösung mit
Lackmus blau und läßt nun von der Probesäure aus einer
Bürette
[* 2] langsam zufließen, bis die blaue
Farbe plötzlich in
Rot übergeht. Durch den
Tropfen
Säure, welcher diese Farbenwandlung hervorgebracht
hat, ist die
Flüssigkeit vollständig neutralisiert. Man liest nun an der
Skala der
Bürette die verbrauchte
Menge
Säure ab,
und
da man deren
Gehalt ganz genau kennt, so ergibt eine einfache Berechnung, wieviel
Ätznatron durch sie
neutralisiert worden ist.
Bei der Acidimetrie verfährt man ebenso; man färbt die abgewogene Säuremenge mit Lackmus rot und läßt Probenatronlösung zufließen, bis die Flüssigkeit blau wird. Enthält das Ätznatron kohlensaures Natron, oder soll Pottasche oder Soda geprüft werden, so wird bei der allmählichen Neutralisation Kohlensäure frei, welche das Lackmus violett färbt. Hierdurch verliert die Methode an Schärfe, und man ist zu einem Kunstgriff gezwungen. Man läßt nämlich zu der alkalischen Lösung so lange Probesäure fließen, bis von dieser ein Überschuß vorhanden ist. Dann erhitzt man die Flüssigkeit, bis alle Kohlensäure verjagt ist, und läßt nun Probenatronlösung vorsichtig zufließen, bis das Rot sich plötzlich in Blau verwandelt. Von der verbrauchten Probesäure muß man dann so viel abziehen, wie der zuletzt verbrauchten Probenatronlösung entspricht; der Rest der Probesäure zeigt die neutralisierte Menge Pottasche oder Soda an.
Nach der Methode von Fresenius und Will bringt ¶
mehr
man eine abgewogene Menge Pottasche oder Soda mit Wasser in das Glaskölbchen A [* 3] (Fig. 1), füllt das Kölbchen B zu zwei Dritteln mit konzentrierter Schwefelsäure [* 4] und verbindet beide Kölbchen durch das Rohr c. Man verstopft dann das Rohr b mit einer Kautschukkappe und saugt stark an dem Rohr d. Dabei wird Luft aus A durch c nach B übertreten, und wenn man nun mit Saugen aufhört, so wird der Luftdruck etwas Schwefelsäure aus B nach A hinübertreiben. Diese Säure zersetzt die Pottasche oder Soda und treibt deren Kohlensäure aus, welche in kleinen Blasen durch die konzentrierte Schwefelsäure in B strömt, dort vollständig getrocknet wird und dann den Apparat verläßt.
Läßt man nach der Zersetzung eine beträchtliche Quantität Säure nach A übertreten, so erwärmt sich die Flüssigkeit stark, es wird alle Kohlensäure ausgetrieben, und nach Öffnung von b saugt man durch d den letzten Rest der schweren Kohlensäure fort. Der Gewichtsverlust, welchen der Apparat erlitten hat, ergibt die in der Pottasche oder Soda enthaltene Kohlensäure. Enthielt die Pottasche oder Soda kohlensauren Kalk, so muß sie gelöst und filtriert werden; bei Gegenwart von doppeltkohlensaurem Salz [* 5] muß man die Probe glühen, bei Gegenwart von Ätznatron oder Ätzkali befeuchtet man sie mit kohlensaurem Ammoniak, trocknet und glüht. Ist aber Schwefelkalium oder Schwefelnatrium, schwefligsaures oder unterschwefligsaures Salz zugegen, so muß man eine Messerspitze voll gelbes chromsaures Kali zusetzen. Jedenfalls muß auch der Wassergehalt der Probe bestimmt werden. - Dieselbe Methode kann in der Acidimetrie benutzt werden. Man bringt in das Kölbchen A [* 3] (Fig. 2) die abgewogene Probe mit etwas Wasser, hängt an einem Faden [* 6] ein mit reinem doppeltkohlensauren Natron gefülltes Becherchen in den Hohlraum des Gefäßes, verschließt das Rohr b, wägt den Apparat, läßt das Becherchen in die Flüssigkeit fallen und erwärmt nach der Zersetzung einige Zeit auf 50°. Die bei der Zersetzung entwickelte Kohlensäure entweicht vollständig getrocknet durch das mit Chlorcalcium gefüllte Rohr B. Man fängt schließlich an d die Kohlensäure aus dem Apparat und bestimmt den Gewichtsverlust, also die Quantität des zersetzten kohlensauren Natrons, aus welcher sich die Säure berechnen läßt.
[* 3] ^[Abb.: Fig. 1. Alkalimeter.]
^[Abb.: Fig. 2. Acidimeter.]