Alî
ibn
Abî
Tâlib
, vierter
Chalif, geb. 602 n. Chr. Sein
Vater war der
Bruder von Mohammeds
Vater, er selbst von Anbeginn
Anhänger des
Propheten, dessen Tochter Fâtime er heiratete. Nach
Othmâns Ermordung 656 an dessen
Stelle zum
Chalifen erhoben,
mußte er die kurze Zeit seiner Regierung mit der Bekämpfung innerer Gegner und Empörer zubringen,
an deren
Spitze, unterstützt von
Aïscha, der
Witwe des
Propheten, der
Statthalter von
Syrien, Moâwija, stand. Diese beschuldigten
und seine
Anhänger der Ermordung
Othmâns.
Weder die Kamelschlacht (656), noch das
Treffen bei Siffin (657) brachte eine
Entscheidung, ja es fielen
sogar neue Elemente, die Chawâridsch (s.
Châridschiten), infolge des Zugeständnisses
A.s, die Streitfrage einem Schiedsgericht
zu übergeben, von ihm ab. Alî ibn Abî Tâlib
wurde 19. Jan. 661 in Kufa ermordet, wo er auch begraben liegt. Später
wurde ihm dort ein
Denkmal errichtet, zu dem seine Verehrer noch jetzt pilgern und das die Gründung der
Stadt Meschded
Ali veranlaßte. Nach seinem
Tode hielten seine
Anhänger die Berechtigung
A.s zur Chali
fenwürde und die Erbansprüche
seiner Familie aufrecht und bildeten die Partei der Schiiten (s. d.). Aus dieser
Bewegung ist die
Erhebung der
Fatimiden (s. d.) und anderer ali
dischen Dynastien in
Ägypten
[* 2] und
Spanien,
[* 3] in Westafrika und
Syrien hervorgegangen. Die Legende hat aus Alî ibn Abî Tâlib
auch einen
Weisen und Dichter gemacht. Die ihm zugeschriebenen Weisheitssprüche
(man nennt Alî ibn Abî Tâlib.
«Das
Thor der Wissenschaft») hat
Fleischer
(«A.s hundert
Sprüche, arabisch
und persisch paraphrasiert», Lpz. 1837)
herausgegeben und übersetzt. Sein
«Diwan», die Sammlung seiner Gedichte, wurde von Kuypers
(Leid. 1745) veröffentlicht.
Außerdem gehen viele Gedichte unter seinem
Namen, die ebensowenig von ihm herrühren, wie die Predigten, die u. d. T. Nahdsch
al balâgha unter den Schîiten verbreitet sind.