Algerien.
[* ] Unter der Bevölkerung befanden sich 1891 422,000 Europäer (1870 erst 210,800). Naturalisiert wurden seit 1865: 14,717 Fremde. Für Kolonisationszwecke stehen der Regierung verhältnismäßig geringe Mittel zur Verfügung; mit einer Summe von 1 ½ Mill. Fr. konnten vom bis nur 7 neue Ansiedelungen mit einer Ausdehnung von 15,643 Hektar für 1335 Einw. gegründet werden. Von Ackerbau, Weinbau und Viehzucht lebten Ende 1889: 3,228,522 Personen; der Wert der von ihnen verwendeten Gerätschaften betrug 25 Mill. Fr. Das Ergebnis der Getreideernte 1889 war:
Weizen | 1113309 | Hektar | 5246052 | Ztr. |
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Gerste | 1361292 | " | 8263633 | " |
Hafer | 53694 | " | 393655 | " |
Mais | 45813 | " | 264537 | " |
Roggen | 450 | " | 2839 | " |
Zusammen: | 2574558 | Hektar | 14170716 | Ztr. |
Die Heuschreckenplage herrschte in allen Provinzen und verursachte einen Schaden von 4,135,716 Fr. Zwar wird diese Plage mit großer Energie bekämpft, indes sind die verfügbaren Geldmittel ungenügend. Der Weinbau, welchem 106,351 Hektar gewidmet sind, von denen 2,578,038 hl geerntet wurden, wird durch die Reblaus infolge des energischen Vorgehens der Regierung nur in geringem Maße geschädigt. Die Ausdehnung der von der Reblaus heimgesuchten Weinberge sank auf 37 Hektar herab.
Der Export geht zum allergrößten Teil nach Frankreich (1 ½ Mill. hl), dann nach Holland, Deutschland, Belgien, Spanien, England. Einen außerordentlichen Aufschwung nimmt die Fischerei. Große Ladungen von frischen Fischen gehen nach Marseille, Antibes, Cannes, Mentone, eingesalzene Sardinen und Sardellen nach Frankreich, Tunis, Malta, Italien, Spanien; ein Austernpark wurde bei Castiglione (Provinz Algier) errichtet. Von den 46 konzessionierten Bergwerken waren 1889 nur 12 im Betrieb und zwar 3 Eisengruben mit 1841 Arbeitern und einer Förderung von 422,965 Ton., 1 Grube von kupfer- und silberhaltigem Bleierz mit 198 Arbeitern und einer Förderung von 8701 T., 4 Zink- und Bleigruben mit 520 Arbeitern und einer Förderung von 12,573 T., ferner 2 Bleigruben und 2 Kupfergruben, alle 12 zusammen mit 2710 Arbeitern und einer Förderung von 445,182 T. 1890 betrug die Produktion von Kupfer, Eisen, Blei und Zink 392,792 T. im Wert von 3,962,893 Fr. Der Handel nimmt gewaltig zu, 1889 betrug die Einfuhr 249,206,337, die Ausfuhr 251,647,397 Fr. An Eisenbahnen wird rüstig gearbeitet. Es wurden vollendet bis Mitte 1890 die Linien Mostaganem-Tiaret und Tabia-Tlemsen; im Bau ist die Linie Blida-Berruaghia.
Anfang 1890 hatten die Bahnen eine Länge von 3031 km, die Einnahmen für 1889 betrugen 20,943,320 Fr. Für die Saharabahnen hat die Compagnie générale transatlantique einen neuen Plan vorgelegt, nachdem dieselben ohne Erdbewegung unter Verwendung eigentümlich konstruierter Schienen breitspurig mit einem Kostenaufwand von nur 25,000 Fr. pro Kilometer erbaut werden können. Eifrig wird an den Häfen von Algier Bona, La Calle, Argew, Dschidschelli, Oran und Philippeville gebaut.
Da aber die von Frankreich bewilligten Mittel zur Förderung der Entwickelung Algeriens nicht ausreichen, so hat der frühere Generalgouverneur Tirman an die französische Regierung das Ersuchen gerichtet, ein Sonderbudget für die Kolonie aufzustellen, um allerlei notwendige Verbesserungen, wie Hafen-, Kanal- und Eisenbahnbauten, vorzunehmen, das Unterrichtswesen zu fördern, die eingeborne Bevölkerung seßhaft zu machen und den Strom der französischen Auswanderung möglichst nach Algerien abzuleiten.
Vgl. Niox, Algérie et Tunisie; géographie militaire (Par. 1890).