Algarve
oder Algarbien, die kleinste und südlichste Provinz Portugals, zwischen Alemtejo und dem Atlantischen Meere, von der span. Provinz Huelva durch den untern Guadiana getrennt, hat 4849,95 qkm und (1890) 228 551 E., d. i. 47 auf 1 qkm, und zerfällt in den schmalen, flachen, meist sandigen Küstenstrich Beiramar, das Hügelland oder Barrocal und das eigentliche, schlechthin Serra genannte Gebirge. Letzteres nimmt mit seinen Verzweigungen drei Viertel der Fläche ein und erhebt sich an dem Durchbruchsthal des Guadiana als westl. Fortsetzung der span. Sierra Morena in mehrern Ketten, den Cumeadas, die etwa in der Mitte des ganzen Zugs, in dem 575 m hohen Knoten der Serra-do-Malhão, sich vereinigen und terrassenförmig zur Sandküste wie zum Guadiana abfallen. Im W. des Malhão teilt sich der Hauptzug in zwei westlich streichende Parallelketten, die allmählich auseinander weichen und einen weiten Raum zwischen sich lassen, der durch die gewaltige Granitmasse der Serra-de-Monchique mit den Hauptgipfeln Foia (903 m) und Picota (735 m) ausgefüllt ist.
Die nördl. Schieferkette reicht als Serra-da-Mezquita nach Alemtejo hinein. Die südl. Kette erstreckt sich, terrassenförmig abfallend, als Serra-de-Espinhaco-de-Cão gegen SW. fast bis zum Kap Sankt [* 2] Vincent, der südwestlichsten Spitze Europas. Die Serra ist meist mit Cistusheiden und Weideplätzen, vornehmlich für Ziegenherden bedeckt; die Serra-de-Monchique weist an ihren Abhängen prächtige Kastanienwälder auf. Nur in den Thälern findet Anbau statt, und das Ganze ist sehr spärlich bewohnt.
Das vorliegende Hügelland reicht, ebenfalls terrassenförmig abfallend, bis nahe an die Küste und hat einen überaus fruchtbaren, von Bächen und Küstenflüßchen durchbrochenen Boden. Der flache, von steilen Felsen oder Strandsümpfen eingefaßte, fast durchweg angebaute Küstenstrich wird von einer arbeitsamen, aber rohen Bevölkerung [* 3] bewohnt, die ihren arab. Ursprung nicht verleugnen kann. Die Provinz hat sehr warmes Klima, [* 4] dessen afrik. Hitze durch frische Seewinde gemildert wird. Es gedeihen hier alle Früchte des Südens.
Die Hauptprodukte sind
Feigen,
Mandeln, Orangen und Johannisbrot, aber es wird auch viel Öl,
Wein und
Mais, dagegen Weizen unzureichend
gebaut. Im ganzen zeichnet sich Algarve
durch landschaftliche Schönheit aus. Die Viehzucht
[* 5] beschränkt
sich auf Ziegen und Schweine,
[* 6] auch wird in der Serra
Bienenzucht
[* 7] betrieben. Der
Bergbau
[* 8] ist trotz zahlreicher
Erzgänge unbedeutend.
Hier und im Hügellande giebt es auch viele, meist kalte Mineralquellen, deren Mehrzahl noch unbenutzt bleibt, nur
Caldas-de-Monchique
mit seinen Schwefelthermen von 31 bis 34° C. ist ein besuchter Badeort.
Salz
[* 9] wird an den
Küsten gewonnen. Nächst dem
Landbau bilden Fischerei
[* 10]
(Thunfische,
Sardinen und
Anchovis) und Schiffahrt, die
durch die Menge kleiner, aber sicherer Häfen begünstigt werden, den Hauptnahrungszweig der
Bevölkerung.
Die Industrie beschränkt
sich auf Flechtwerk von Esparto,
Pita und Zwergpalmenblättern. Zur Ausfuhr kommen getrocknete
Feigen,
Mandeln, Orangen, Seesalz, Fischereiprodukte. Der Algarbier gilt in
Portugal
[* 11] für den besten Seemann. Für den Verkehr im Innern
und
mit
Alemtejo ist schlecht gesorgt. Die
Provinz Algarve
bildet in administrativer
Beziehung nur den einen
Bezirk
Faro; die Hauptstadt
ist
Faro (s. d.).
Andere unbedeutende Küstenstädte sind: Sagres,
Lagos,
Albufeira,
Tavira und Villa Real.
- Algarve
reichte im Mittelalter an den span.
Küsten bis nach
Almeria und griff auf
Afrika
[* 12] über. Seinen
Namen erhielt es von den
Arabern, in deren
Sprache
[* 13] es ein gegen
Abend gelegenes Land bedeutet. Sancho I. eroberte 1189 die feste Hauptstadt Silves
der damaligen maur.
Provinz und nahm darauf den
Titel eines Königs von Algarve
an.
Alfons III. vereinigte 1251 das Land als ein
besonderes Königreich mit der
Krone
Portugals. -
Vgl. Maltzan, Zum Kap St. Vincent.
Reise durch das Königreich Algarve
(Frankf. a. M.
1880).