Algäu
(Algau), der südwestlichste, von der obern
Iller durchflossene Teil des bayrischen Regierungsbezirks
Schwaben
mit den angrenzenden Landstrichen
Württembergs und
Tirols bis herab nach
Kempten
[* 2] und
Memmingen,
[* 3] also etwa der
alte Albigau, woraus der jetzige
Name entstanden ist. Die Mitte des Ländchens nehmen die bayrischen
Amtsgerichte
Sonthofen
und
Immenstadt ein. Der Algäu
ist von den Algäuer
Alpen,
[* 4] einer nördlich zwischen
Rhein und
Lech gelagerten Vorgruppe der
Tiroler
Zentralalpen, erfüllt, die in zwei
Armen von S. nach N. ziehen, der westliche mit dem Rindalphorn (1845
m), der östliche mit der
Mädeler Gabel (2637
m) und dem
Hochvogel (2591 m), während allenthalben vom Hauptstamm
Ausläufer
abzweigen: nach N. die
Gruppe des eisenreichen
Grünten (1733 m), nach
SW. das
Bregenzer Waldgebirge (2393 m), nach O. das Ampergebirge
(mit Säuling 2043
m) und das
Gebirge von
Werdenfels (mit dem Krottenkopf 2097 m) etc. Der
Arlberg (1786
m) bildet die
Verbindung dieser Nordalpen mit der Zentralkette.
Außer der Iller haben hier noch die Flüsse [* 5] Ill, Bregenzer Aa, Argen, Wertach und Lech ihre Entstehung. Die Wasserscheide zwischen Ill und Inn wird im 1699 m hohen Arlberger Paß [* 6] von der von Feldkirch nach Landeck führenden Kunststraße durchschnitten; gegenwärtig (1884) ist auch die Arlbergbahn (s. Arlberg) zwischen Innsbruck [* 7] und Feldkirch vollendet worden. Die Verbindung zwischen den Thälern des Lech und des Inns vermittelt die Lechstraße, welche von Füssen aus die Alpen in den verschanzten Felsendurchgängen des Kniepasses und der Ehrenberger Klause durchschneidet, sich bei Nassereit teilt und auf der einen Seite über Imst hinauf nach Landeck, auf der andern über Telfs und Zirl hinab nach Innsbruck führt.
Die Bewohner des Algäus
sind ein starker, rüstiger und wohlgebauter Menschenschlag, einfach in Lebensweise und
Denkart,
aber von aufgewecktem
Geist und gastfreundlich. Es herrscht unter ihnen ziemlich allgemein Wohlstand,
der sich auch äußerlich in der
Volkstracht, besonders der
Frauen, kundgibt, und dessen
Quellen in der schwunghaft betriebenen
Wald- und
Feldwirtschaft und der sorgfältigen Wiesenkultur liegen, wie sich denn namentlich das Land durch eine vorzügliche
Rindviehrasse auszeichnet. Die 1852 eröffnete
Eisenbahn von
Kaufbeuren
[* 8] nach
Kempten, der Hauptstadt des
Algäus
, hat den Reiselustigen diesen Landstrich aufgeschlossen, der, besonders in seinem gebirgigen Teil, zu den schönsten
Gegenden
Deutschlands
[* 9] gehört.
Vgl. Waltenberger,
Orographie der Algäuer
Alpen (2. Aufl., Augsb. 1881);
Derselbe,
Führer durch
Algäu
(4. Aufl., das. 1880);