altes Patriciergeschlecht aus
Asti; ihm entstammen außer dem Dichter Vittorio Alfieri (s. d.) zwei
bedeutende Staatsmänner des 19. Jahrh. -
Cesare Alfieri, Marchese von Sostegno, geb. inTurin,
[* 2] wurde zu
Paris
[* 3] unter seinem
Vater, dem Gesandten
Carlo Emanuele in den diplomat. Dienst eingeführt und trat unter
KarlAlbert an die
Spitze der Liberalen,
neben
Cavour,
Azeglio
uud
Balbo. Als Präsident der Reformkommission leistete er Treffliches für
das Unterrichtswesen; 1848 wurde er leitender Minister,
dann, nach wenigenTagen von
Gioberti verdrängt, Vicepräsident und 1856-60 Präsident des Senats. Er
starb zu
Florenz.
[* 4] -
Vgl. Driano, Il marcheso Cesare A di Sostegno (Genua
[* 5] 1869);
Carlo Alberto Alfieri, Sohn des vorigen, geb. 1827 zu
Turin, trat als Publizist, dann 1857-70 als Mitglied
der Kammer und seitdem des Senats für einen monarchischen
Liberalismus, der auf Fühlung mit den antinational gesinnten Klerikalen
nicht verzichten will, mit mehr Eifer als Erfolg ein. In der ital. Politik hing er Rattazzi
an und befürwortete die
Trennung vonKirche und
Staat (vgl.
A.sÜbersetzung einer
Schrift von Laboulaye:
«La separazione della chiesa e dello stato»,
Tur. 1873). Er ward der Hauptgründer der «Associazione italiana di educazione
liberale» und der Schule für Socialwissenschaften (Scuola di scienze sociali) zu
Florenz, die zu Ehren seines
Vaters den
Namen
«Istitute Cesare Alfieri» erhielt; Verehrer und Freund von
Tocqueville,
Thiers, Rémusat, J.Simon, Laboulaye,
erklärte er sich als Gegner des Dreibundes. Er schrieb u. a.
«L'Italia liberale» (Flor. 1872),
«Conservatione, libertà,
democrazia» (ebd. 1880),
«Il senato nella democrazia» (in «Atti
della filotecnica di
Torino» 1883, Januar),
Vittorio,Graf, ital. Dramatiker, geb. zu
Asti, Sohn von
GrafAntonioAlfieri, verlor früh den
Vater und
erhielt seit 1758 auf einer Adelsakademie zu
Turin eine mangelhafte
Bildung. 1766 durchreiste er rast- und ziellos ganz Europa.
[* 7] Nach
Turin zurückgekehrt, wandte er sich eifrig litterar. Beschäftigung zu. Der Erfolg dramat.
Versuche bestärkte ihn im
Glauben an seine dichterische Bestimmung. Mit eiserner Willenskraft holte er die versäumte Schulbildung
nach und ging nach
Toscana, um eine reine
Sprache
[* 8] zu erwerben.
Die hohe und feurige Liebe zur Gräfin von
Albany (s. d.) befestigte die eingeschlagene
Richtung. Um völlig unabhängig zu
sein, überließ er sein Vermögen gegen eine
Rente seiner Schwester. Abwechselnd wohnte er in
Florenz
und
Rom, nachmals mit der Gräfin im Elsaß und in
Paris, wo ihn unablässig die Durchfeilung seiner Werke beschäftigte.
BeimAusbruche der
Französischen Revolution war er in England und kehrte nach
Paris zurück, das er Aug. 1792 nicht
ohne Gefahr verließ, worauf er mit der Freundin
Florenz zum Wohnsitz wählte. Hier starb er Ein Grabmal von
Canova
(s.
Tafel:
Italienische Kunst V,
[* 1]
Fig. 7) deckt in der
Kirche Sta. Croce seine
Asche; ein
Standbild (von Bini) wurde ihm 1862 in
Asti errichtet.
als gelungenste gilt
«Abel», von ihm als
Tramelogödie bezeichnet, weil die übermenschlichen und
symbolischen
Personen singen, die andern sprechen.
Die
TragödienA.s sind Erzeugnisse eines hohen männlichen
Geistes, der, allem Schmuck entsagend, mit den einfachsten
Mitteln wirken will. Sie sind daher kalt und starr, in der
Anlage
einfach bis
¶
mehr
zur Dürftigkeit. Der Vers ist hart, die Sprache ausdrucksvoll, aber farblos. Dennoch steht Alfieri unter den ital. Dramatikern
obenan und brachte einen nachhaltigen Eindruck hervor, er wollte die Bühne für eine Erziehungsanstalt gehalten wissen, um
das Volk «frei, stark und edel» zu machen; er schrieb, weil er nicht handeln könnte, und seine Stücke
sollten wirken wie Handlungen, seine Landsleute aus dem polit. und moralischen Schlummer aufrütteln. A.s Komödien, Arbeiten
des Alters, ohne Individualität und Spannung, mehrten seinen Ruf nicht. Außerdem hat er in vielen Oden und Sonetten kraftvoll
und erhaben den Gegenstand seiner Liebe und Freundschaft besungen. Die polit. und didaktischen Schriften«Della Tirannidae» (neue Ausgabe, Flor. 1860),
«Del Principe e delle Lettere» (hg. mit andern Prosaschriften, ebd. 1859) sind
merkwürdige Zeugnisse eines ernsten, freien, strebenden Geistes. Die übrigen poet. Arbeiten und die Übersetzungen aus dem
Griechischen und Lateinischen teilen Vorzüge und Mängel der größeren Werke. Nach dem Tode kam «Il Misogallo»,
ein Denkmal seines Franzosenhasses, heraus; ferner A.s«Opere» (22 Bde., Pisa
[* 10] 1805-15; 37 Bde.,
Padua
[* 11] 1809-11),
die Selbstbiographie «Vita di V. da Asti, scritta da esso» (2 Bde., Lond.
1804; deutsch von Hain, 2 Bde., Lpz.
1812),
die originellste, die Italien
[* 12] nach Cellini aufweist, «Satire e Poesie minori» (Flor. 1863),
«Lettere
inedite» (ebd. 1864),
«Il Misogallo, la Satire e gli Epigrammi» (hg. von Renier, ebd. 1884). Sammlungen der «Tragedie»
sind mehrfach erschienen (6 Bde., Par.
1788-89; 6 Bde., Flor. 1820; nach
den Handschriften, von Milanesi, 2 Bde., Flor.
1855; Auswahl von Locella, Lpz. 1878). -
Vgl. Centofanti, Tragedie e vita di Alfieri (Flor. 1843);
Teza, Vita,
giornali, lettere di Alfieri (ebd. 1861);
Tedeschi, Studie sulla tragedia di Alfieri (2. Ausg., Mail. 1876);
Mazzatinti, Lettere edite ed inedite di Alfieri (Tur. 1890).