Titel
Alexēi,
1) Alexei
Michailowitsch, zweiter
Zar von Rußland aus dem
Haus
Romanow, Sohn und Nachfolger
Michael Feodorowitsch',
Vater
Peters d. Gr., geb. kam schon 1645 zur
Regierung, stand aber unter der Leitung seines
Erziehers Morosow. Durch
Errichtung eines tüchtigen
Heers, in welchem ausländische
Elemente eine hervorragende
Rolle spielten,
schuf er sich eine nach außen
Ehrfurcht gebietende, im Innern des
Reichs
Gehorsam erzwingende Macht; indessen hatte der
Zar
sowohl beim Beginn seiner Herrschaft als gegen das Ende derselben mit
Unruhen im Innern des
Landes zu kämpfen.
Der Streit um
Kleinrußland, dessen orthodox-griechische Einwohner, insbesondere die
Kosaken unter dem
Hetman Bogdan Chmelnizkij, den
Schutz des
Zaren gegen die Gewaltherrschaft der
Polen anriefen und 1654 die Botmäßigkeit des
Zaren anerkannten, nötigten Alexei
zu einem langjährigen
Krieg mit
Polen, an welchem er persönlich
Anteil nahm, und durch welchen
er im
Frieden von
Andrussow (1667) einen Teil der
Ukraine gewann, so daß der
Dnjepr die
Grenze gegen
Polen
wurde. Im
Krieg mit
Schweden
[* 2] (1655-58) eroberte Alexei
zwar einen großen Teil
Livlands und
Ingermanlands, mußte seine
Eroberungen
aber im
Frieden von Kardis zurückgeben.
Dafür unterwarf er
Sibirien bis zum äußersten
Osten sowie
Daurien und das Amurland seinem
Zepter und unterdrückte
den
Aufstand der
Donischen Kosaken (1672). Da in
Kleinrußland eine starke
Partei unter dem
Hetman Doroschmello sich hinter den
Schutz des
Sultans stellte, brach gegen das Ende der
Regierung Alexeis
ein
Konflikt mit der
Pforte aus. Während des letzten Jahrzehnts
seiner
Regierung konnte Alexei
sich ganz der Sorge für die innere
Organisation seines
Reichs hingeben. Zugleich
war er bemüht, politische und merkantile
Verbindungen mit
China,
[* 3]
Persien
[* 4] und den europäischen
Staaten, namentlich mit
Holland,
anzuknüpfen.
Durch seine Bemühung kam auch das russische
Gesetzbuch »Uloshenie« zu stande. Alexei
starb
Sein unmittelbarer
Nachfolger war sein Sohn
Feodor; diesem folgte sein Stiefbruder
Peter d. Gr.
2) Alexei
Petrowitsch, der älteste Sohn
Peters d. Gr. und der
Eudoxia Lapuchin, geb. 28. (18.) Febr. 1690, geriet frühzeitig unter
den Einfluß der altrussischen
Partei, die den
Reformen des
Zaren widerstrebte.
Peter gab ihm zeitweilig ausländische
Erzieher,
aber die
Unruhe und
Gefahr des
Nordischen
Kriegs verhinderten den
Zaren daran, die
Ausbildung und
Erziehung
Alexeis
zu überwachen. Dazu verfiel in
Ausschweifungen, die auf seinen
Geist und seinen
Körper den nachteiligsten Einfluß
übten.
Wiederholt und mit steigender Strenge forderte
Peter ihn auf, entweder den
Sinn zu ändern, oder der
Thronfolge
zu entsagen und ins
Kloster zu gehen. Alexei
erklärte sich zu letzterm bereit. Als aber
Peter seine zweite
Reise ins nördliche
Europa
[* 5] angetreten hatte, entfloh Alexei
1717 unter dem Vorwand, seinem
Vater nachreisen zu wollen, nach
Wien
[* 6] und von da nach
Neapel.
[* 7] Auf
Peters Geheiß und überredet durch den Gardehauptmann
Rumjanzow und den Geheimrat
Tolstoi kehrte Alexei
zwar
zurück, fand aber statt freundlichen Empfangs Gefängnis und strenges
Gericht.
Der
Ukas vom 14. (3.)
Februar 1718 sprach Alexeis
Ausschließung vom
Thron
[* 8] für alle
Zeiten aus, und da bei näherer Untersuchung
mancherlei den
Zarewitsch und dessen
Freunde und Gesinnungsgenossen kompromittierende
Dinge entdeckt wurden,
so ließ der
Zar nicht bloß eine große Anzahl
Personen, insbesondere
Geistliche und Hofbeamte, hinrichten oder exilieren,
sondern auch seinen eignen Sohn auf
Hochverrat anklagen und ihm das von 127
Richtern einstimmig gesprochene Todesurteil vorlesen.
Der ganzen Untersuchung ward aktenmäßige
Publizität gegeben, um jeden
Schein der Ungerechtigkeit zu
vermeiden.
Bald darauf starb Alexei
7. Juli wahrscheinlich an den
Folgen der, wie aktenmäßig bezeugt ist, wiederholt
während der Untersuchung gegen ihn angewendeten
Folter. Er hatte mindestens 40 Knutenhiebe erhalten. Nach andern Nachrichten
soll er im Gefängnis enthauptet oder vergiftet worden sein.
Immermann hat die Geschichte Alexeis
in der
groß angelegten
Trilogie
»Alexis« dramatisch behandelt. Alexei
hinterließ von seiner Gemahlin
Charlotte
Christine
Sophie,
Prinzessin
von
Braunschweig-Wolfenbüttel, die von ihm viel zu erdulden hatte und schon 1715 starb, eine Tochter (gest.
1728) und einen Sohn, den nachmaligen
Kaiser
Peter II.
Vgl. Alexei
Brückner, Der
Zarewitsch Alexei
(Heidelb. 1880).
Auf Alexei bezügliche Urkunden veröffentlichten Jessigow und Pogodin in der »Zeitschrift der Gesellschaft für russische Geschichte und Altertümer« (Mosk. 1861).