beschäftigt hatten, vereitelte sein
Tod. In
Helsingfors wurde ihm 1894 ein
Denkmal errichtet.
Alexander war vermählt seit 28. (16.) April 1841 mit Maria Alexandrowna (vorher Maximiliane Wilhelmine
AugusteSophie Marie, geb.
gest. 3. Juni [22. Mai] 1880), Tochter des
GroßherzogsLudwig II. von Hessen,
[* 3] aus welcherEhe sechs
Söhne
und zwei
Töchter hervorgingen: Alexandra, geb. 30. (18.) Aug. 1842, gest. 28. (16.) Juni 1849;
Nikolaus, geb. als
Cäsarewitsch 20. (8.) Sept. 1843, gest. 24. (12.) April 1865;
Wladimir, geb. 22. (10.)
April 1847, vermählt 28. (16.) Aug. 1874 mit Maria Pawlowna, geborenen Prinzessin Maria von
Mecklenburg-Schwerin
(geb. 14. [2.] Mai 1854);
Maria, geb. 17. (5.) Okt. 1853, vermählt 23. (11.) Jan. 1874 mit
HerzogAlfred von Edinburgh;
Sergius, geb. 11. Mai vermählt 15. (3.) Juni 1884 mit Jelissaweta Feodorowna, geborenen
Prinzessin Elisabeth von Hessen (geb. 2. Nov. [21. Okt.]
1864);
Man hatte von ihm die Verheißung baldiger liberaler
Reformen, wie der
Teilnahme der
Bevölkerung
[* 10] an der
Gesetzgebung und der
Kontrolle der
Finanzen, erwartet. Statt dessen befahl er, den von seinem
Vater am
Tage seines
Todes unterzeichneten
Ukas über Einberufung einer Notabelnversammlung nicht zu veröffentlichen. Sowohl das bei seiner Thronbesteigung erlassene
Manifest, wie das vom 11. Mai betonte in scharfer
Weise die selbstherrliche Gewalt.
Bald nach
dem letztern
Manifest entließ er Loris-Melikow als Minister des Innern und ernannte den
GeneralIgnatjew zu dessen Nachfolger.
Infolge dieser Maßregeln wuchs die Erbitterung der nihilistischen Partei, die dem
Kaiser mit dem
Schicksal des
Vaters drohte.
Von Polizei und Militär bewacht, lebte
der
Kaiser mit seiner Familie meist in den Schlössern Gatschina
oder Peterhof und sah sich genötigt, die herkömmliche Krönung in
Moskau
[* 11] zu verschieben; dieselbe erfolgte erst Der
Kaiser suchte Ordnung in die innere
Verwaltung zu bringen, die herrschenden
Mißbräuche, die
Bestechungen und Betrügereien
und die dasVolk drückende Willkürherrschaft der
Beamten zu beseitigen und in allen Zweigen des
Staatshaushalts
Sparsamkeit einzuführen. Die von
KaiserPaul festgestellte Familienordnung des russ. Kaiserhauses wurde durch kaiserl.
Erlaß dahin abgeändert, daß die
Titel der nachfolgenden
Großfürsten niedriger gestellt und die
Apanagen sämtlicher Mitglieder
des Kaiserhauses herabgesetzt wurden. Am hatte in
Danzig
[* 12] eine Zusammenkunft mit
Kaiser Wilhelm
I.; doch blieb dieselbe ohne Einfluß auf die russ. Politik. Die
Beziehungen des
Kaisers zu den
Höfen von
Berlin
[* 13] und von
Wien
[* 14] gestalteten sich erst dann besser, als 1882 der deutschfeindliche Reichskanzler Fürst Gortschakow in den
Ruhestand versetzt,
der panslawistische Minister des Innern,
GrafIgnatjew, seines
Amtes entbunden und von Giers zum Minister
des
Auswärtigen ernannt wurde. Die Zusammenkunft, welche
Kaiser Alexander mit den
Kaisern Wilhelm und
FranzJoseph in dem
poln. Lustschloß
Skierniewice hatte, und der Besuch, welchen Alexander dem
KaiserFranzJoseph in dem mähr. Städtchen
Kremsier machte, schienen auf ein Einverständnis der drei Mächte in der auswärtigen, besonders der orient.
Politik hinzuweisen. Die bulgar. Krisis von 1885 und 1886 stellte dasselbe in Frage. Alexander forderte
von Alexander von
Bulgarien,
[* 15] daß er in ein Vasallenverhältnis zu
Rußland träte, und schickte, als dieser nach
dem
Ausbruch der Verschwörung in
Sofia abdankte, den
GeneralKaulbars nach
Bulgarien, dessen Mission jedoch mißlang.
Die
Beziehungen zu
Bulgarien wurden hierauf ganz abgebrochen.
Schon vorher hatten ein kriegerischer
Tagesbefehl an die Flotte
des
SchwarzenMeers (Mai 1886) und die Umwandlung des
Freihafens von
Batum
[* 16] entgegen dem
Berliner Vertrag
[* 17] in
einen russ.
Hafen(23. Juni) es offenbar gemacht, daß Alexander nahe daran war, mit den Waffen
[* 18] einzugreifen und dadurch bei der
damaligen
Lage der Dinge einen europ.
Krieg herbeizuführen. An dem Ziele der Unterwerfung der Balkanländer, besonders
Bulgariens,
unter russ. Einfluß hielt Alexander unbedingt fest. Doch gab er den
Gedanken an ein gewaltsames Einschreiten vorläufig
auf und nahm, dem
Rate seines Ministers Giers folgend, eine abwartende Haltung
ein, in der
Absicht, beim
Ausbruch eines europ.
Krieges das volle Gewicht seiner Macht in die Wagschale zu werfen und die
Lage
für sich auszunutzen. Eine Folge dieser Politik waren die seither ununterbrochen mit größtem Eifer
betriebenen Rüstungen. Hierdurch blieb zwar die
Spannung in der europ. Politik, andererseits aber wirkte die hieraus folgende
Abneigung der russ. Regierung gegen ein vorzeitiges Losschlagen für den Augenblick immer
wieder beruhigend. Den nationalen Heißspornen, die Anfang 1887 auf einen
Krieg mit
Deutschland hinarbeiteten, trat
der «Regierungsanzeiger» am 21. März mit der Erklärung entgegen, daß zu
Deutschland die besten
Beziehungen beständen. Mit dieser Politik vertrug sich jedoch weder der
Ukas gegen die
Ausländer vom
noch das Vorgehen gegen die Ostseeprovinzen. Eine
¶
mehr
vorübergehende Verschärfung der deutsch-russ. Beziehungen bewirkten die gefälschten Aktenstücke über eine angeblich gegen
Rußland intrigierende Politik des Fürsten Bismarck bezüglich Bulgariens. Doch beseitigte Fürst Bismarck durch die Aufdeckung
der Fälschung gelegentlich des Besuches A.s in Berlin18. Nov. das stark erregte Mißtrauen des Zaren. Der Besuch, den Kaiser Wilhelm
II. Juli 1888 dem Zaren machte, schien sogar ein herzliches Einvernehmen zwischen beiden Monarchen hergestellt
zu haben.
An der Politik Rußlands änderte das aber nichts. Alexander schob sogar seinen Gegenbesuch in Berlin bis zum Okt. 1889 hinaus. Doch
konnte sich Alexander trotz des Drängens der Panslawisten bei seiner Abneigung gegen die republikanische StaatsformFrankreichs nicht zum Abschluß eines russ.-franz. Bündnisses entschließen. Erst als eine franz.
Flotte unter Admiral Gervais Ende Juli 1891 Kronstadt
[* 20] besuchte und dort mit Jubel begrüßt wurde, trat Alexander mehr aus
seiner Reserve heraus, gestattete sogar in seiner Gegenwart das Spielen der Marseillaise und tauschte mit dem Präsidenten
Carnot sympathische Telegramme aus. Einen zweiten Besuch, den ihm Kaiser Wilhelm II. im Spätsommer 1890 gemacht hatte, erwiderte
Alexander erst auf der Rückreise von Dänemark ganz flüchtig in Kiel.
[* 21]
In Asien
[* 22] machte die russ. Politik unter Alexander stete Fortschritte, die StellungRußlands in Centralasien wurde befestigt, der
rivalisierende engl. Einfluß in Persien
[* 23] zurückgedrängt, Korea den russ. Interessen unterthan gemacht. Im Innern gelang es
dem Jan. 1887 von Alexander berufenen Finanzminister Wyschnegradskij, Ordnung in das russ.
Budget zu bringen; gleichwohl wurde die traurige wirtschaftliche Lage des russ. Volks dadurch nicht gehoben. Diese und die reaktionäre
Politik Tolstojs und Pobjedonoszews gaben der nihilistischen Bewegung immer neue Nahrung.
Die von der öffentlichen Meinung Rußlands geforderte und von Alexander mit religiöser Überzeugung und nationalem Eifer betriebene
Verfolgung des Deutschtums und des Protestantismus in den Ostseeprovinzen drohte die siebenhundertjährige Kultur dieser Gebiete
zu zerstören. Die Polen hat sich Rußland durch Bedrückung ihrer Nationalität und Kirche gänzlich entfremdet.
Mehrere Anschläge der Nihilisten gegen das Leben A.s III. wurden rechtzeitig entdeckt und vereitelt. Der durch die Entgleisung
des kaiserl. Zuges bei Borki (s. Eisenbahnunfälle)
[* 24] hervorgerufenen Gefahr entging der Kaiser auf der Rückreise aus dem Kaukasus
wie durch ein Wunder. Er starb zu Livadia in der Krim
[* 25] an der Brightschen Krankheit. (S. auch
Rußland, Geschichte.)
Alexander war vermählt seit 9. Nov. mit Maria Feodorowna (vorher Marie Sophie Frederike Dagmar), geb. 26. (14.) Nov. 1847,
Tochter des Königs Christian IX. von Dänemark, aus welcher Ehe hervorgingen: Nikolaus II. (s. d.), sein
Nachfolger;
Name mehrerer Könige von Schottland. I., vierter Sohn Malcolms III., folgte seinem Bruder Edgar III. 1107 und
starb 1121 kinderlos, so daß
sein BruderDavid I. sein Erbe wurde. Alexander II. (1214-49), Sohn Wilhelms des Löwen,
[* 26] trat
im Kampf Johanns von England gegen seine Barone auf seiten der letztern, machte mehrere Einfälle, wurde aber nach JohannsTod
vom Protektor Pembroke zum Frieden und zur Lehnshuldigung für seine in England liegenden Besitzungen genötigt und heiratete
Heinrichs III. Schwester Johanna (1221). In seinen letzten Jahren kämpfte er für eine Stärkung
der Königsgewalt in Schottland. Sein Sohn aus einer zweiten Ehe war Alexander III. (1249-85), geb. 1241, der 1251 Heinrichs III. Tochter
Margarete heiratete. Er schlug 1263 den König Hakon von Norwegen
[* 27] der den Piraten der Hebriden und der Insel Man zu Hilfe gekommen
war; die Inseln fielen an die schott. Krone. Alexander hinterließ keine Kinder, so daß nach seinem Tode ein Thronstreit
entstand, den Eduard I. von England für JohannBaliol entschied.
Karadjordjewitsch, Fürst von Serbien, Sohn des Karadjordje (s. d.), geb. 11. Okt. in
Topola, wurde nach der Absetzung der Dynastie Obrenowitsch 1842 zum Fürsten gewählt. Aber der Einfluß
Rußlands im Verein mit den Wühlereien der gestürzten Dynastie untergrub seine Stellung, so daß er unter dem Drucke der öffentlichen
Meinung eine Volksversammlung berufen mußte, die 1858 zusammentrat und seine Abdankung verlangte. Alexander K., der dieselbe
verweigerte, flüchtete auf die Festung
[* 28] zu Belgrad
[* 29] in türk. Schutz und begab sich nach seiner darauf
erfolgten Absetzung auf österr. Gebiet. Obgleich in Serbien ohne Sympathien, suchten sich seine Anhänger doch des Throns für
ihn wieder zu bemächtigen. Doch hatte die ihm zugeschriebene Ermordung des Fürsten Michael 1868 nicht den erwarteten Erfolg.
Vielmehr wurden die Thäter zum Tode und Alexander K. selbst in contumatiam zu 20jähriger Gefängnisstrafe verurteilt.
Alexander starb zu Temesvár. Er war ein Fürst ohne Thatkraft und Charakter. Die unter seiner Regierung erfolgten Verbesserungen
im Schul-, Justiz- und Militärwesen sowie die Maßnahmen zur Hebung
[* 30] der Landwirtschaft entsprangen nicht seiner eigenen Initiative.
Sein Sohn, PeterKaradjordjewitsch, geb. 1846 in Belgrad, war (seit vermählt mit Prinzessin
Zorka (geb. gest. der Tochter des Fürsten
Nikola von Montenegro.
[* 31] (S. Serbien, Geschichte.)
König von Serbien, Sohn des Königs Milan I. und dessen Gemahlin Natalie, wurde geboren,
erhielt eine sorgfältige Erziehung, wurde von seiner Mutter 1888 nach dem Zerwürfnis der Eltern mit
nach Wiesbaden
[* 32] genommen. Dort wurde er aber auf Ansuchen Milans von der Polizeibehörde der russenfreundlichen Königin, die
den Sohn ganz an sich fesseln wollte, genommen und seinem Vater nach Belgrad ausgeliefert. Durch die Abdankung Milans kam
Alexander auf den serb. Thron und wurde 2. Juli zu Kraljewo gesalbt; während seiner Minderjährigkeit wurde die Regierung von einer
Regentschaft geleitet. Am erklärte sich Alexander aus eigener Machtvollkommenheit vor der verfassungsmäßig bestimmten
Zeit für großjährig, setzte die Regenten Ristitsch und Belimarkowitsch ab, entließ das liberale Ministerium
Awakumowitsch, das durch ein radikales (Dokitsch) ersetzt wurde, und übernahm selbst die Regierung des Landes. Frühjahr 1894 besuchte
er Konstantinopel,
[* 33] im Oktober desselben Jahres die Höfe von Wien und Berlin. (S. Serbien.)
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