Aletschgle
tscher,
der größte
Gletscher der
Alpen,
[* 2] auf der rechten Thalseite des schweiz. Kantons Wallis,
ist ein
Ausläufer der ungeheuren
Firnmasse, die sich von der
Jungfrau, dem Aletschhorn und den Viescherhörnern südlich, östlich und westlich ausdehnt. (S.
Tafel:
Gletscher I,
[* 1]
Fig. 1
u. 2.) Der
Große Aletschgle
tscher wird durch drei Firnströme genährt
(Großer Aletschfirn,
Jungfraufirn,
Ewig Schneefeld), die sich in der ebenen Firnfläche des Concordiaplatzes vereinen. Hier nimmt die
Gletscherzunge
¶
mehr
ihren Ursprung und erstreckt sich in ostwärts gekrümmtem Bogen
[* 4] gegen Süden; sie nimmt in ihrem Verlaufe von Westen her die
Zunge des Mittel-Aletschgletschers auf und empfängt die Schmelzwasser des noch weiter südlich gelegenen Ober-Aletschgle
tschers,
der sich erst in jüngerer Zeit (seit 1860 sind die Aletschgle
tscher im Rückzuge) von seinem mächtigen
Nachbar lostrennte. Der Große Aletschgle
tscher bedeckt (1880) insgesamt eine Fläche von 129 qkm, wovon auf die Eiszunge 29,5 qkm entfallen;
die Gesamtlänge beträgt 24 km, jene der Zunge 16,5 km, die mittlere Breite
[* 5] der letztern 1800 m. Der Aletschgletscher
übertrifft den nächst
größten Gletscher der Alpen, den Gornergletscher (s. d.) fast um das Doppelte
und seine Zunge die des größten norweg. Gletschers (Lodalsbrae) um das Siebenfache, wogegen freilich nicht verkannt werden
darf, daß eben jener letztere Eisstrom nur einer der zahlreichen Ausflüsse einer zusammenhängenden Firnmasse ist (Jostedalsbrae),
die an Gesamtausdehnung (über 900 qkm) die alpinen Firngebiete weit hinter sich läßt.
Der Große Aletschgletscher
endet (1880) in einer Seehöhe von 1353 m, sein Ausfluß
[* 6] ist die Massa, die sich nach kurzem,
wildem Lauf oberhalb Brig in die Rhône ergießt. Den schönsten Anblick des Gletschers genießt man von dem 2934 m hohen Eggischhorn,
welches am linken Gletscherufer südlich von der Kette der Biescherhörner aufragt, von der es durch ein
kurzes, quer zwischen Aletsch- und Bieschergletscher verlaufendes Hochthal getrennt ist. In diesem Hochthale wird durch den
Eiswall des an seinem Ausgange sich vorbeischiebenden Großen der prächtige Märjelensee (s. Tafel: Gletscher I,
[* 3]
Fig. 2) aufgestaut,
der von dem Schmelzwasser von der Oberfläche des Gletschers und einigen Quellen gespeist wird; sein in 2307 m
Meereshöhe gelegener Spiegel
[* 7] ist von tief grünblauer Farbe, die einen lebhaften Kontrast zu den im See schwimmenden Eisbergen
bildet. Von Zeit zu Zeit bahnen sich die Wasser des Sees einen Ausgang und langen, meist ohne Verheerungen anzurichten, im
Massaflusse an (wie am worauf sich der See allmählich wieder füllt.