Titel
Alençon
1)
Arrondissement im franz. Depart. Orne (s. d.),
hat 1032,49 qkm, (1891) 61 590 E., 92 Gemeinden und zerfällt in die 6 Kantone: Alençon-Est
und Alençon-Ouest
(251,58 qkm und 17 108 und 13 149 E.), Carrouges (282,87 qkm, 11 192 E.), Courtomer (146,43 qkm, 5329 E.), Le
[* 3] Mêle-sur-Sarthe
(151,91 qkm, 6366 E.), Sées (199,70 qkm, 8446 E.). - 2) Hauptstadt des franz. Depart.
Orne und des
Arrondissements in der
Normandie, an der Linie Le
Mans-Villiers-sur-Mer der
Franz.
Westbahn und der
Nebenbahn de l'Orne (Alençon
-Condé, 67 km), am Zusammenfluß der Sarthe und Briante, in fruchtbarer, von Waldungen
umgrenzter Ebene, mit Häusern aus Granit, die der gut gebauten Stadt einen düstern Anblick verleihen, hat (1891) 14 525,
als Gemeinde 18 319 E., in Garnison das 29. Dragonerregiment. Bemerkenswerte
Gebäude sind: die
Kathedrale
Notre-Dame (1553-1617 in got.
Stil erbaut) mit schönem
Portal und vorzüglichen
Glasmalereien, das Rathaus (1783 an der
Stelle
des alten Schlosses der
Herzöge von von dem noch zwei, jetzt zu Gefängnissen dienende
Türme wohl erhalten sind, erbaut),
der neue Justizpalast, beide an dem schönen Hauptplatze, von dem eine herrliche Promenade ausläuft,
die
Präfektur, die Getreidehalle, das
Theater
[* 4] u. s. w. Ferner besitzt Alençon
ein Lyceum, ein Museum und eine
Bibliothek (15000
Bände); lebhafte
Industrie in Leinwand, feinen Wollzeugen, Stickereiwaren, Strohhüten, Posamentierwaren, künstlichen
Blumen,
Handschuhen, chem. Produkten. Die sonst so bedeutende, von Colbert eingeführte Fabrikation
der
Alençonspitzen (s. d.) beschäftigt nebst der Musselinstickerei noch immer
an 2000
Personen, die gewöhnlich in der Spitzenschule der Stadt vorgebildet werden. Sehr gesunken ist auch die Schleiferei
der sog. Alenconer
Diamanten (diamants d'Acençon, Quarzkrystalle, die man in der Umgegend findet.
Ende Januar wird alljährlich ein großer Pferdemarkt abgehalten. - Während des
Deutsch-Französischen
Krieges wurde die Stadt nach heftigem Kampfe vom
Großherzog von
Mecklenburg
[* 5] eingenommen.
Die alten
Herzöge von waren ein Zweig der königl.
Valois und stammten von
Karl II. von
Valois, der 1322 von seinem
Vater mit
der
Grafschaft Alençon
belehnt wurde und 1346 in der
Schlacht bei Crécy fiel. Zu seinen Gunsten war 1328 die
Grafschaft Alençon
zur Pairie erhoben worden; doch erst 1414 wurde das Pairieherzogtum für des Stammvaters Enkel
Johann III. (geb. 1385) errichtet, der 1415 in der
Schlacht bei
Azincourt seinen
Tod fand. Sein Sohn und Nachfolger
Johann IV.,
geb. 1409, verlor 1417 das Herzogtum an den König von England. Er zeichnete
sich in den
Kriegen gegen die Engländer aus und erhielt nach ihrer Vertreibung sein Herzogtum zurück. Zweimal wegen Verschwörungen
zu Gunsten Englands gegen
Karl VII. und
Ludwig XI. zum
Tode verurteilt, aber begnadigt, starb er 1476. Auch René,
Johanns IV.
Sohn, erregte den Argwohn
Ludwigs XI., der ihn 1481 drei
Monate lang zu
Chinon in einen eisernen Käfig einsperren ließ. Erst
nach
Ludwigs XI.
Tode erhielt er durch
Karl VIII.
Freiheit,
Titel und
Güter zurück und starb Renés Sohn,
Herzog
Karl
IV., geb. 1489 zu Alençon
, war mit Margarete
¶
mehr
von Valois, der Schwester des Königs Franz I., vermählt. In der Schlacht bei Pavia führte er den linken Flügel. Im entscheidenden
Augenblicke floh er mit seinen Truppen und verschuldete so das Unglück des Tages und die Gefangennahme Königs Franz I. Er
starb zu Lyon,
[* 7] und mit ihm erlosch das alte Haus Alençon.
Seine Gemahlin Margarete blieb im Besitze
des Herzogtums bis zu ihrem Tode 1549. Von 1559 bis 1566 war Katharina von Medici Herzogin von Alençon.
Dann gab Karl IX. Alençon
1570 seinem
jüngern Bruder Franz, spätern Herzog von Anjou, nach dessen Tode 1584 es wiederum mit der Krone vereinigt
wurde. Heinrich IV. überließ das Herzogtum 1605 als Pfand an den Herzog von Württemberg,
[* 8] der es 1608 seinem Sohne vererbte,
von dem es 1612 Maria von Medici für die Krone wieder zurückkaufte. Seitdem wurde der Titel mehrfach an Prinzen des königl.
Hauses verliehen. Jetzt führt ihn der zweite Sohn des Herzogs von Nemours, Ferdinand,Philipp (geb.
-
Vgl. Letellier, Études géologiques et paléontologiques sur les deux cantons d'A. (Caen 1889).