(spr. alangbähr),JeanLerond d', einer der hervorragendsten
Philosophen und
Mathematiker
des 18. Jahrh., geb. zu
Paris,
[* 2] ward von seinen unnatürlichen Eltern, der
Frau v.
Tencin und dem Dichter
Destouches,
ausgesetzt, von der
Frau eines armen
Glasers aufgenommen und erzogen, trat, zwölf Jahre
alt, in die
Pensionsanstalt des
CollègeMazarin, wo er die raschesten Fortschritte in den
Wissenschaften machte. Anfänglich fesselte ihn das
Studium
der
Theologie; später studierte er die
Rechte, wurde sogar
Advokat, wendete sich aber bald von der
Praxis ab und mit
Feuer den
philosophischen, besonders den mathematischen und physikalischen,
Studien zu. Im J. 1741 als Mitglied in dieAkademie
der
Wissenschaften aufgenommen, schrieb
er den
»Traité de dynamique« (Par. 1743; beste Ausg., das.
1759) und den
»Traité de l'équilibre et du mouvement des fluides« (das. 1744). Seine
»Réflexions sur la cause générale
des vents« (Par. 1747) trugen ihm nicht nur den von der
Berliner
[* 3]
Akademie ausgesetzten
Preis, sondern auch
die Mitgliedschaft derselben ein.
An den Untersuchungen, welche
Newtons
[* 4]
Entdeckungen über die
Bewegungen der Himmelskörper ergänzten, nahm er sehr fördernden
Anteil. Seine hierher gehörigen zahlreichen Abhandlungen finden sich in den »Opuscules
mathématiques« (Par. 1761-80, 2 Bde.)
gesammelt. Von den sogen. exakten wandte sich Alembert auch zu andern Wissenskreisen.
Außer den
»Mélanges de littérature, d'histoire et de philosophie« (Par. 1752, 5 Bde.,
und 1770, 5 Bde.) gab er die durch
Scharfsinn und
Klarheit ausgezeichneten
»Éléments de philosophie« (das. 1759) heraus und
erregte großes Aufsehen durch seine Abhandlung über die Verderblichkeit der jesuitischen
Lehren,
[* 5] die ihm heftige Gegner
erwarb.
Mit
Diderot unternahm er die Herausgabe des großen
»Dictionnaire encyclopédique« (Par. 1751-72, 28 Bde.),
zu welchem Werk er die mathematischen
Artikel und die
Einleitung, eine
Einteilung und systematische Übersicht der
Wissenschaften
nach
Bacon, lieferte. Dasselbe übte große litterarische
Wirkung aus, verwickelte ihn aber in vielfache Streitigkeiten, die
ihn veranlaßten, sich von den mathematischen und physikalischen Forschungen mehr und mehr abzuwenden
und vorzugsweise mit rein litterarischen
Fragen zu befassen.
Hierher gehören die »Essais sur les gens de lettre«, »L'art
de traduire«, die
»Réflexions sur le style« u. a., höchst geistreiche
Schriften, welchen er vorzüglich seinen stilistischen
Ruf sowie seine
Aufnahme in die Académie française, deren
Sekretär
[* 6] er 1772 ward, verdankt. Als
Mensch
von biederm, bescheidenem, uneigennützigem und wohlthätigem
Sinn hat er besonders durch sein unglückliches Liebesverhältnis
zu der geistreichen, aber unbeständigen L'Espinasse
Teilnahme eingeflößt.
Als
»Freidenker« hat er von seiten der Theologen Verfolgungen erfahren, die zuletzt dahin führten, daß selbst die
Akademie ihm seinenGehalt entzog. Dennoch folgte er weder dem
RufeFriedrichs II., der ihm seine
Freundschaft,
noch dem der
KaiserinKatharina II. von Rußland, die ihm die
Erziehung ihres
SohnsPaul antrug. Von dem erstern erhielt er einen
Jahresgehalt. Er starb am
Stein, dessen
Operation er sich nicht unterwerfen wollte.
Condorcet
setzte ihm in seinem
»Eloge« ein schönes Denkmal. Gesammelt sind seine vermischten
Schriften herausgegeben als
»Œuvres philosophiques,
historiques et littéraires« von
Bastien (Par. 1805, 18 Bde.),
von
Condorcet
(»Œuvres.
Sa vie, ses œuvres, sa philosophie«, neue Ausg., das.
1852). Eine vollständige Sammlung seiner mathematischen
Schriften ist nicht erschienen.
(spr. alangbähr),Jean le Rond d', franz. Mathematiker und Philosoph, eins der Häupter
der sog. Encyklopädisten, geb. zu Paris, war ein natürliches Kind der schönen und geistreichen Frau von Tencin
und des Ingenieuroffiziers Destouches, eines Bruders des Lustspieldichters Philippe Néricault Destouches. Das Kind, von den
Eltern ausgesetzt, schien so schwach, daß es der Polizeikommissar, der es aufhob, nicht in das Findelhaus
schickte, sondern der Sorgfalt einer armen Glaserfrau übergab.
Vier Jahre alt, kam in eine Erziehungsanstalt, in der er bis zu seinem zwölften Jahr verblieb. Dann in das Collège Mazarin
aufgenommen, zeigte er große Anlagen zur Mathematik. Zuerst studierte er Rechtswissenschaft, dann Medizin, und
zog durch zwei
mathem.-physik. Arbeiten die Aufmerksamkeit auf sich. Die von ihm der Akademie der Wissenschaften 1739 und 1740 überreichten
beiden Abhandlungen über die Bewegung fester Körper in einer Flüssigkeit und über die Integralrechnung
[* 7] erschienen dieser
so bedeutend, daß sie 1741 Alembert zum Mitgliede erwählte. Hierauf schrieb er den «Traité de dynamique» (beste Ausg. Par.
1758) und den «Traité de l'équilibre et du mouvement des fluides» (ebd. 1744 und 1770). Durch seine «Réflexions sur la cause
génerale des vents» (ebd. 1744 und 1747) gewann er den von der Akademie in Berlin
[* 8] ausgesetzten Preis und deren Mitgliedschaft.
Alembert nahm auch teil an den Untersuchungen, die Newtons Entdeckungen über die Bewegung der Himmelskörper
vervollständigten.
ferner über den
Widerstand flüssiger Körper u. s. w., die sich in seinen «Opuscules
mathematiques» (8 Bde., Par.
1762-80) gesammelt finden. Mit gleicher Liebe umfaßte Alembert die philos. Wissenschaften. Mit Diderot und
andern Geistesgenossen unternahm er die Herausgabe der «Encyclopédie».
Er selbst verfaßte dafür den mathem. Teil und die Einleitung, eine auf der Erkenntnislehre Bacons und Lockes gebaute Systematik
der Wissenschaft, die stets ein Muster wissenschaftlicher Darstellung bleiben wird. Alembert ward durch die Beteiligung an der «Encyclopédie»,
dem Sammelplatz der gesamten freigeistigen Oppositionslitteratur, in mannigfache Händel und Verfolgungen
verwickelt, die ihn mit den Jahren immer vorsichtiger, oft sogar doppelzüngig machten.
von ihm als dem ständigen Sekretär der Akademie verfaßt,
leiden sehr bedenklich unter solchen Zugeständnissen. Trotzdem folgte er weder den Einladungen Friedrichs II., sich in Berlin
niederzulassen, noch den Anerbietungen der Kaiserin Katharina II. von Rußland, die ihm die Erziehung ihres Sohnes antrug. Alembert war
einer der liebenswürdigsten Menschen. Seine Liebe zu Mademoiselle L'Espinasse (s. d.) war in einer sittenlosen Zeit eine durchaus
reine. Länger als 40 Jahre lebte er höchst einfach bei seiner Pflegemutter, und er verließ die Wohnung
derselben nur, als seine Gesundheit ihn dazu nötigte. Er starb Condorcet hat ihm in seinem «Éloge de d'A.» (Par.
1784) ein schönes Denkmal gesetzt. Eine vollständige Sammlung seiner mathem. Werke ist nicht erschienen. Dagegen sind seine
vermischten Schriften zusammengestellt in den «Œvres philosophiques, historiques
et littéraires», die Bastien (18 Bde., Par.
1805) herausgab. Vollständiger als diese ist die auch den Briefwechsel A.s mit Voltaire und Friedrich d. Gr. enthaltende Ausgabe
von Didot (5 Bde., Par. 1821) sowie
die von Condorcet ( Alembert,. Sa vie, ses œvres, sa philosophie (ebd. 1852). Einige kleinere Schriften veröffentlichte Zuerst Charles
Henry: »Œvres et correspondances inedites de d'A." (Par. 1887). -
Vgl. Bertrand, Le
[* 11] grands écrivains français (Par. 1889).
¶