Alemannen
(Alamannen), ein german.
Volk die alten
Semnonen, die nach ihrem Nationalheiligtum, dem
Hain (Alah)
Zius, von
den Nachbarstämmen Alemannen
genannt wurden. Sie wanderten vom nordöstlichen
Deutschland
[* 2] zunächst nach dem Land zwischen
Main und
Donau, von wo sie durch die
Burgunder verdrängt wurden, worauf sie das römische
Zehntland zu erobern suchten.
Im J. 211 erfocht
Kaiser
Caracalla über sie am
Oberrhein einen
Sieg, ohne sie unterjochen zu können. Im J. 234, unter dem
Kaiser
Alexander
Severus, fielen sie von neuem in das
Zehntland ein und wurden erst 237 von
Maximinus mit der größten Anstrengung
über die
Grenze zurückgetrieben. Aber schon 253 überschritten sie 300,000 Mann stark, den
Rhein, zogen
plündernd
¶
mehr
durch Gallien und über die Alpen [* 4] und drangen bis Mailand [* 5] vor. Kaiser Gallienus trieb sie zurück, konnte aber die Ansiedelung alemannischer Scharen auf der rechten und linken Seite des Oberrheins nicht hindern. Im J. 270 brachen sie, mit den Markomannen vereint, abermals in Italien [* 6] ein, schlugen den Kaiser Aurelian bei Mailand und Piacenza und setzten das ganze römische Reich in Schrecken. Doch wurden sie schließlich zurückgeworfen und hielten bis zum Tod Aurelians Ruhe.
Gleich danach aber durchbrachen sie die Grenzlinien, zerstörten die Städte des Zehntlands und überschwemmten Gallien. Noch
einmal jagte sie Probus über die Alb und den Neckar zurück und suchte die Grenze durch Lager
[* 7] und feste Werke
(276) zu sichern; aber gleich nach seinem Tod (282) fiel das ganze Land diesseit des Rheins und westlich von der Iller wieder
in die Hände der Alemannen.
Selbst des Julianus großer Sieg bei Hausbergen in der Nähe von Straßburg
[* 8] (357) hatte
keine bleibenden Folgen, sowenig wie die Züge der Kaiser Valentinian (368) und Gratian.
Die Alemannen
gewannen Wohnsitze südlich und westlich vom Rhein, und nach der Mitte des 5. Jahrh. waren sie bereits im Besitz des
heutigen Schwaben, der Schweiz
[* 9] und des Elsaß. Wir finden sie später im Bund mit Aetius, aber auch im Heer
Attilas. Als sie aber in das Land der ripuarischen Franken eindringen wollten, besiegte sie der Frankenkönig Chlodovech 496,
entriß ihnen das Maingebiet und unterwarf sie der fränkischen Oberhoheit. Ein Teil der Alemannen
floh und erhielt von dem Ostgotenkönig
Theoderich Wohnsitze in Rätien, von wo aus dieselben 553 einen verheerenden Einfall in Italien machten.
Bei dem Verfall des Merowingerreichs suchten die Alemannen
die Herrschaft der Franken abzuschütteln, wurden jedoch namentlich von
Pippin von Heristall niedergehalten. Beim Verfall der Dynastie der Karolinger entstand ein Herzogtum Alemannien, das, von Burkhard
gestiftet, im 10. und 11. Jahrh. bedeutend war, dann aber, nach heftigen
innern Kriegen (1096) unter die Häuser Staufen und Zähringen geteilt, als ein Ganzes nicht mehr vorkommt. Die Zähringer erhielten
Thurgau,
Zürichgau, Aargau
mit Burgund, die Staufen das eigentliche Schwabenland oder den ostrheinischen Teil Alemanniens. Letzteres hieß
seitdem allein Alemannien, später Schwaben.
Vgl. Stälin, Wirtembergische Geschichte, Bd. 1 (Stuttg. 1841);
Bacmeister, Alemannische Wanderungen (das. 1867);
Haas, Urzustände Alemanniens (Erlang. 1866);
v. Schubert, Die Unterwerfung
der Alemannen
unter die Franken (Straßb. 1884).