Mateo, span. Romanschriftsteller, geboren um die Mitte des 16. Jahrh.
zu Sevilla, war lange Zeit beim Reichsschatz angestellt, entsagte dann infolge eines ärgerlichen Rechtshandels seinem Amt
und wanderte um 1609 nach Mexiko aus, wo er wahrscheinlich bald darauf starb. Außer einer poetischen Lebensbeschreibung des
heil. Antonius von Padua (Sevilla 1604) und einer »Ortografia castellana« (Mexiko 1608) verfaßte er den durch
treffliche Sittenschilderung und vorzügliche Darstellung ausgezeichneten Schelmenroman »Vida y hechos del picaro Guzman de
Alfarache« (1599), wovon der erste Teil sogleich 3, innerhalb der nächsten sechs Jahre noch 26 Auflagen erlebte.
Der günstige Erfolg veranlaßte einen litterarischen Freibeuter zur Herausgabe eines unechten zweiten Teils, der zuerst 1603 in
Barcelona erschien, während der echte zweite Teil von Aleman selbst 1605 in Valencia veröffentlicht ward;
ein versprochener dritter Teil ist nie erschienen. Der Roman, der auch in stilistischer Hinsicht ein Meisterwerk ist, wurde
in fast alle Sprachen übersetzt, von Kaspar Ens 1623 selbst ins Lateinische. Die älteste deutsche Übersetzung lieferte
Ägidius Albertinus: »Der Landstörzer Gusman von Alfarache« (Münch. 1615, 2 Tle.),
wozu von Freudenhold ein dritter Teil veröffentlicht
wurde (das. 1632);
eine neuere besorgte Gleich (Magdeb. 1828, 4 Bde.).
Die beste Ausgabe des Originals findet sich im dritten Band von Aribaus »Biblioteca de autores españoles« (Madr. 1846), wo auch
der unechte zweite Teil abgedruckt ist.
Mateo, span. Romanschriftsteller, geb. vor 1550 zu
Sevilla, war um 1568 Beamter des königl. Schatzes und geriet infolge einer
Unterschleifsanklage in einen Prozeß, der ihm Gefangenschaft und Amtsentsetzung brachte. Nach andern trat er, der Unabhängigkeit
halber, zurück und machte dann größere Reisen, so 1608 nach Mexiko, wo er nach 1609 starb. Außer einer Poet. «Vida de San
Antonio de Padua» (Sevilla 1606) und der «Ortografia de la
lengua castellana» (Mexiko 1606) verfaßte den satir.
Noman «Vida y hechos del picaro Guzman de Alfarache». Der erste Teil dieser «Atalya de la vida humana» (d. i. Warte des Menschenlebens)
erlebte sogleich (1599) drei Auflagen (Madrid, Saragossa und Barcelona) und ward bis 1605 in und außerhalb
Spaniens über 20mal in mehr als 5000 Exemplaren gedruckt, und schon 1600 ins Französische (von G. Chappuis), 1612 ins Italienische, 1615 ins
Deutsche, 1622 ins Englische, 1623 ins Lateinische (von G. Ens) übersetzt. Ein unechter zweiter Teil von Mateo Luxan de Sayavedra
(d. i. Advokat Juan Marti in Valencia) erschien Madrid 1603, der echte Valencia 1605. Der Roman wurde bald
nachgeahmt, z. B. im «Libro de entrentenimento
de la picara Justina» (Medina 1605) von Ubeda (d. i. dem Dominikaner Andreas Perez aus Leon). Die als Sittengemälde wie stilistisch
meisterhafte Schöpfung A.s ist mit dem Vorbild der Gattung, dem «Lazarillo de Tormes» Mendozas (s. d.),
der bedeutendste span. Schelmenroman (s. Roman),
obwohl außer den Zwischengeschichten auch die moralisierenden Ergüsse oft
überlang sind, so daß sie Lesage in seiner franz. «gereinigten»
Bearbeitung (Par. 1732) wegließ; auf dieser fußt Gleichs Verdeutschung (4 Bde., Magdeb.
1828). Die älteste deutsche Bearbeitung des Urtextes, mehr einen zugestutzten Auszug, lieferte Ägidius
Albertinus (s. d.): «Der Landstörtzer: Gusman von Alfarche» (2 Tle., Münch. 1615, wozu die Ausgabe von 1632 einen 3. Teil von
M. Freudenhold fügte),
neuere erschienen 1782 (3 Tle., Leipzig) und 1801 in den «Komischen Romanen der Spanier» von Fischer
(Bd. 2, ebd.) als «Geständnisse
eines Weltkindes». Einfluß übte der Roman auf Grimmelshausen. Den besten span. Neudruck (mit dem unechten
Teil 2) bietet Band 3 von Aribaus «Biblioteca de autores españoles» (Madr.
1846).