Aleardi
,
Aleardo, Graf, ital. Dichter, geb. zu Verona, [* 3] wuchs unter dem Druck der österreichischen Herrschaft heran, studierte zuerst Philosophie und Naturwissenschaften, hernach in Padua [* 4] Jurisprudenz, bewarb sich aber, der österreichischen Polizei bereits verdächtig, vergebens um eine Anstellung im Staatsdienst. Auch seine poetischen Werke (lyrisch-epische Reflexionsdichtungen vom Umfang einer mäßigen Broschüre) konnten ihrer nationalpolitischen Tendenzen halber zum Teil erst lange nach ihrer Entstehung gedruckt werden.
Das Gedicht »Arnalda« (1842) war zwar noch frei von solchen Tendenzen; dagegen finden sie sich schon reichlich, sogar mit einem prophetischen Blick auf die künftige Größe des einheitlichen Italien, [* 5] in der geschichtsphilosophischen Dichtung »Prime storie«, die, bereits 1845 geschrieben, erst 1857 ans Licht [* 6] treten konnte. Aus derselben Zeit stammt »Un' ora della mia giovinezza« (2. Aufl. 1858), die poetische Schilderung einer Wanderung im Gebirge, welche die eigentümliche Doppelnatur des Dichters: stille, sinnige Träumerei, verbunden mit feuriger Hingabe an die Sache der Freiheit und nationalen Unabhängigkeit des Vaterlands, am besten zeigt.
Voll tiefer Empfindung sind die »Lettere a Maria«, erschienen im Revolutionsjahr 1848, das auch den Dichter bald unter den Kämpfenden fand. Nachdem er im Dienste [* 7] der provisorischen Regierung Venedigs thätig und dafür zu Mantua [* 8] eingekerkert gewesen, begleitete er, ungebeugt von den Verfolgungen, auch die weitern Schicksale seines Vaterlands mit begeisterten und wirkungsvollen Gesängen. So erschien neben der harmlosern Dichtung »Raffaele e la Fornarina« (1858) die formschöne, bedeutsame Kanzone »Le [* 9] città italiane marinare« (1856),
ferner »Il Monte Circello« (1858),
eine
Dichtung im Blankvers, dem Lieblingsmetrum des
Dichters, und 1859, kurz vor dem
Ausbruch des
Kriegs mit
Österreich,
[* 10] das poesievolle
»Triste dramma«, ein poetischer Nachklang
der Mantuaner
Schicksale des Dichters und seiner Leidensgefährten. Nach einer vollkommen ungerechtfertigten abermaligen Gefangenschaft
in
Josephstadt kehrte Aleardi
nach dem
Friedensschluß in sein Vaterland zurück, wurde hier Mitglied des
Parlaments, 1864
Professor
der
Ästhetik an der
Akademie der schönen
Künste, später Mitglied des Oberunterrichtsrats und des
Senats. Er starb in
Verona.
Von Dichtungen hat er noch »I sette soldati« (1861) und den gegen Pius IX. gerichteten »Canto politico« (1862) veröffentlicht. Sammlungen seiner Gedichte erschienen unter den Titeln: »Poesie complete« (Laus. 1863),
»Poesie varie« (Salerno 1860),
»Canti« (Verona 1862, 6. Aufl. 1882);
eine Auswahl in deutscher Übersetzung von Kitt (Bas. 1872).
G. Trezza veröffentlichte den Briefwechsel des Dichters: »Epistolario di Aleardi«
(Mail.
1879).