Aleander
,
Hieronymus, Gelehrter und
Kardinal, geb. 1480 zu
Motte bei
Treviso, studierte anfangs
Medizin,
dann in
Padua
[* 3]
Theologie und alte
Sprachen.
Papst
Alexander VI. berief ihn 1501 nach
Rom,
[* 4] machte ihn zum
Sekretär
[* 5] seines
Sohns
Cäsar
Borgia und gebrauchte ihn auch zu diplomatischen Sendungen. Auf seinen
Reisen wurde Aleander
auch mit
Erasmus bekannt und gewann an
demselben einen vertrauten
Freund. Seit 1508 las Aleander
an der
Universität zu
Paris
[* 6] über
griechische Sprache
und Litteratur und wurde
Rektor der
Universität.
Vom Fürstbischof von Lüttich [* 7] 1513 zum Kanzler ernannt, zeichnete er sich in der Verwaltung aus, wurde 1517 Bibliothekar Papst Leos X., entwarf mit Eck die Bannbulle gegen Luther, wurde 1520 als päpstlicher Nunzius nach Deutschland [* 8] geschickt und setzte auf dem Reichstag zu Worms [* 9] (1521) die Achtserklärung gegen Luther durch. Im J. 1525 befand er sich als päpstlicher Legat beim König Franz I. und wurde mit diesem in der Schlacht bei Pavia gefangen. Im J. 1524 zum Erzbischof von Brindisi ernannt, erschien er 1531 abermals in Deutschland als Nunzius des Papstes mit dem Auftrag, eine friedliche Auseinandersetzung der Katholiken und Protestanten zu verhindern.
Doch vereitelte der
Religionsfriede zu
Nürnberg
[* 10] den Hauptzweck seiner
Mission. Auch eine dritte Sendung 1538 hatte wenig Erfolg.
Im J. 1538 zum
Kardinal erhoben, starb Aleander
1542.
Sein »Lexicon graeco-latinum« (Par. 1512),
das beste seiner Zeit, ist jetzt eine bibliographische Seltenheit. Außerdem edierte Aleander
mehrere
griechische
Autoren und lieferte eine griechische
Grammatik. Auch als Dichter erlangte Aleander
Ruf. Für die Reformationsgeschichte
geben seine
Briefe (abgedruckt in
Friedrich, Der
Reichstag von
Worms nach den
Briefen Aleanders
,
Münch. 1872, und in
Brieger,
Quellen
und Forschungen zur Geschichte der
Reformation, 1. Teil: Aleander
und
Luther 1521, Gotha
[* 11] 1884) wichtige und interessante
Aufschlüsse.